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Spieltag im ZDF: Popkultur mit Shootern

Der Digitalsender ZDFkultur überträgt einen E-Sports-Wettbewerb - inklusive „Counter Strike“.

Die Reaktionen lassen aufhorchen: „Ist die Killerspiel-Debatte beendet?“ fragt das Games-Blog „Playnation“. Und die Webseite Gamers.de glaubt, dass sich „diese blöde GEZ-Gebühr zumindest in einem Bereich bezahlt machen kann“. Gemeint ist eine Sendung des Digitalkanals ZDFkultur in der kommenden Woche. Erstmals wird der Spartensender am 20. August einen Spieltag der Electronic Sports League (ESL) übertragen. Die Entscheidung dafür wird je nach Einstellung als mutig oder fragwürdig gewertet, denn neben den Austragungen zu „Fifa 11“ (Fußball) und „Trackmania Nations Forever“ (Rennspiel) gehört auch der Shooter „Counter Strike: Source“ zur ESL Pro Series, deren neue Saison jetzt beginnt.

Für Daniel Fiedler, den Koordinator für ZDFkultur, gehört die ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema Gaming zum Konzept des Senders mit seinem Fokus auf Jugend- und Popkultur. „Das ist ein wichtiger Bestandteil dieser Kultur“, sagt Fiedler und verweist auf die 23 Millionen Computer- und Videospieler in Deutschland. „Es handelt sich dabei nicht um eine Subkultur sondern um eine Breitenkultur“, so der Senderleiter.

Der Mainzer Sender hat dies nicht immer so gesehen. Auch im ZDF wurde öfter über die Wirkungen von Egoshootern diskutiert – zum Beispiel im ZDF-Magazin „Frontal 21“. Umfassende Studien hätten gezeigt, dass durch den zunehmenden Konsum virtueller Gewalt auch zunehmend aus virtueller Gewalt reale Gewalt wird“, fasste der damalige „Frontal“-Moderator und jetzige Leiter der Hauptredaktion Innen-, Gesellschafts- und Bildungspolitik des ZDF, Theo Koll, einen Beitrag aus dem Jahr 2007 über die sogenannten Killerspiele zusammen. Für Daniel Fiedler ist die Debatte inzwischen weiter. „Wir haben uns vor der Entscheidung für die E-Sports-Übertragung die neuen wissenschaftlichen Untersuchungen angesehen und dabei keinen Beleg dafür gefunden, dass Gewaltspiele zu realer Gewalt führen“, sagte Fiedler dem Tagesspiegel. Dabei gebe es für das ZDF durchaus eine Grenze, die dann überschritten wird, wenn in den Spielen Gewalt verherrlicht wird. „Das ist zwar ein schmaler, aber erkennbarer Grat“, so Fiedler.

Für die Übertragung von der ESL-Veranstaltung nächste Woche bei der Spielemesse Gamescom in Köln greift ZDFkultur auf die Unterstützung des ESL-Veranstalters zurück. Turtle Entertainment strahlt die Kämpfe seit längerem gegen Bezahlung als Web-TV aus. ZDFkultur hat daran nun die Lizenz erworben und wird die Berichterstattung an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Ein mobiles Studio wird eigene Interviews und Einspieler beisteuern, um unter anderen die Geschichte des E-Sports darzustellen oder über „Counter Strike“-Kunst zu berichten. Moderiert wird die Sendung von Viola Tensil und Collin Gäbel, die bereits für Giga TV mit Games beschäftigt waren.

Dass sich ZDFkultur der Sensibilität des Themas durchaus bewusst ist, zeigt zudem der Ausstrahlungstermin. Die Wettkämpfe selbst beginnen bereits am Nachmittag. Um dem Jugendschutz Rechnung zu tragen, wird die Sendung aber erst am Folgetag ab 22 Uhr 30 in einer zweieinhalbstündigen Zusammenfassung ausgestrahlt. Kurt Sagatz

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