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Medien: Premiere für Haim Saban

Unverständnis für duales System

Zum Auftakt der Münchner Medientage haben die Vertreter von öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehsendern am Mittwoch über das duale Rundfunksystem und die Gebührenordnung gestritten. Der US-Medienunternehmer Haim Saban, der im August die Mehrheit an Pro Sieben Sat 1 übernommen hatte, kritisierte das duale System bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach der Übernahme als „gefährlichen Doppelstandard“. Es sei ihm unverständlich, dass die Öffentlich- Rechtlichen neben Gebühreneinnahmen in Höhe von 6,2 Milliarden Euro noch Hunderte Millionen Euro an Werbeeinkünften kassieren dürften. „Das System geht zu Lasten der Privaten, die sich mit vier Milliarden Werbeeinnahmen begnügen müssen“, sagte er. Er glaube dennoch, dass Deutschland ein attraktiver Fernsehstandort sei und kündigte Investitionen an. Seine Investorengruppe verfüge über 40 Milliarden Dollar, von denen ein großer Teil noch nicht investiert sei.

Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) sprach sich gegen die geplante Gebührenerhöhung aus. In Zeiten, in denen die Politik einschneidende Sparmaßnahmen auf den Weg bringe, müssten auch die Öffentlich-Rechtlichen Einsparpotenziale ausloten. „ARD und ZDF können nicht einfach Kosten treibende Entscheidungen treffen und dann dem Gebührenzahler die Rechnung schicken“, sagte er. In der Diskussion ist, die monatlichen Gebühren von derzeit 16 Euro 15 im Januar 2005 um 1 Euro 07 zu erhöhen.

Premiere-Geschäftsführer Georg Kofler forderte gar eine Gebührensenkung von zehn oder zwanzig Prozent. RTL-Chef Gerhard Zeiler pflichtete ihm bei: Die Öffentlich-Rechtlichen lebten immer noch in einem „krisensicheren Märchenland“. Bei einem 3500-köpfigen Mitarbeiterstab wie dem des ZDF könne „von Sparen keine Rede“ sein. Der ARD-Vorsitzende Jobst Plog spielte den Ball zurück und gab den Privaten Mitschuld an der Kostenexplosion im öffentlich-rechtlichen Fernsehen: „Ihr habt die Lizenzpreise bei den Sportrechten so weit in die Höhe getrieben, dass der Gebührenzahler es ausbaden muss“, sagte er.

Nicole Adolph[München]

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