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Pressefreiheit: Putin erhält "Verschlossene Auster"

Von den 14 Journalisten, die seit 2000 in Russland auf mysteriöse Weise ums Leben kamen, sei kein einziger Fall aufgeklärt worden, meint Heribert Prantl.

Die „Verschlossene Auster“, der Kritik-Preis des Netzwerks Recherche für den „Informationsblockierer des Jahres“, ging gestern in Hamburg an den russischen Präsidenten Wladimir Putin. „Er ist ein lupenreiner Gegner der Presse- und Meinungsfreiheit“, sagte Thomas Leif, Vorsitzender des Netzwerks. In seiner Laudatio auf den nicht anwesenden Preisträger wies Heribert Prantl, Ressortleiter Innenpolitik der „Süddeutschen Zeitung“, darauf hin, dass von den 14 Journalisten, die seit 2000 in Russland auf mysteriöse Weise ums Leben kamen, kein einziger Fall aufgeklärt worden sei. Der im Oktober 2006 ermordeten Journalistin Anna Politkowskaja wurde am Freitag in einer Lesung gedacht.

Ansonsten sparten die Teilnehmer nicht mit Kritik am eigenen Berufsstand. „Taz“-Mitbegründer Tom Schimmeck sprach vom „eitlen Schaulaufen publizistischer Selbstvermarktung“ und von den „hohlen Phrasen der Meinungs-Armada“. Geschmeidigkeit zähle mehr als Haltung, beklagte er. Auch das Verhältnis von Spitzenpolitikern und Medien wurde beleuchtet. In diesem Jahr von Christian Wulff, dem Ministerpräsidenten von Niedersachsen und stellvertretenden CDU-Vorsitzenden. Er habe den Eindruck, dass Politik eher als Streit zwischen den Agierenden dargestellt werde, statt als Ringen um tragfähige politische Konzepte. Wenn Medien Politik jedoch zu einer „Ansammlung von Ganoven“ mache, dann werde das Vertrauen in die Demokratie untergraben, sagte Wulff. Er warb angesichts der „visuellen Oberflächlichkeit“ für eine stärkere Nutzung von Tageszeitungen: „Wer schreibt, der bleibt. Wer sendet, der verendet.“ Simone Schellhammer

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