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Pressemarkt: „Junge Freiheit“ vergrößert sich

Wie die umstrittene Wochenzeitung das Aus des „Rheinischen Merkur“ nutzen will.

Der Markt der überregionalen Wochenzeitungen hat sich deutlich ausgedünnt. Nachdem in den vergangenen Jahren bereits „Wochenpost“, „Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt“ und „Die Woche“ in anderen Blättern aufgingen oder eingestellt wurden, traf es vergangene Woche den „Rheinischen Merkur“. Er wird künftig als Beilage in der Wochenzeitung „Die Zeit“ erscheinen. Das will nun die umstrittene rechtskonservative Wochenzeitung „Junge Freiheit“ (JF) nutzen, die jahrelang in den Berichten des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes wegen „Anhaltspunkten für den Verdacht rechtsextremistischer Bestrebungen“ auftauchte, bis das Bundesverfassungsgericht dies 2005 als unzulässige Einschränkung des Grundrechts der Zeitung auf Pressefreiheit verurteilte.

Durch die Kooperation zwischen dem von der katholischen Kirche finanzierten „Merkur“ und der „Zeit“ sei auf dem deutschen Zeitungsmarkt ein „Vakuum“ rechts der Mitte entstanden, sagte „JF“-Chefredakteur Dieter Stein am Donnerstag in Berlin: „Wir sehen es als unsere Aufgabe, dieses Vakuum zu füllen.“ Ab Freitag wird die „JF“ in überarbeiteter Form mit größerem Seitenumfang erscheinen. Um 7,4 Prozent auf 18 288 Stück ist die verkaufte Auflage der „JF“ laut IVW im zweiten Quartal 2010 im Vergleich zum Vorjahresquartal gestiegen. Damit ist sie von Steins Ziel, zur „Zeit“ aufschließen zu wollen, weit entfernt. Die „Zeit“ verkauft wöchentlich 502 000 Exemplare – Zahlen, die Steins Auffassung von einem wachsenden „Überdruss an einer fast ausschließlich links- bis linksliberal ausgerichteten Medienlandschaft“, wie er in der aktuellen „JF“-Ausgabe schreibt, nicht bestätigen.

Mitte der 80er Jahre hatte Stein die „JF“ als Schülerzeitung gegründet, seit 1994 erscheint sie als Wochenzeitung. Finanziert wird sie durch eine Kommanditgesellschaft, über die Leser Anteile an der Zeitung erwerben, und einen Freundeskreis. In der aktuellen Ausgabe darf sich Autor Udo Ulfkotte beispielsweise darüber aufregen, dass „Orientalen“ ungestraft „ethnische Deutsche als ,scheiß Deutsche‘“ beschimpfen dürfen. sop

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