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Medien: Reporter unter Druck

2002 doppelt so viele gewaltsame Übergriffe auf Journalisten wie 2001

Die Bilanz der Menschenrechtsorganisation „Reporter ohne Grenzen“ (ROG) zum heutigen Tag der Pressefreiheit ist ernüchternd: Die Gewalt gegen Journalisten sei im vergangenen Jahr „rasant“ gestiegen, „und viele Länder nutzen den Anti-Terror-Kampf, um schärfer gegen die unabhängige Presse vorzugehen“, heißt es in dem Bericht. So würde selbst in demokratischen Ländern der Quellenschutz ausgehöhlt.

2002 gab es nach Angaben der ROG an die 1420 gewaltsame Übergriffe gegen Berichterstatter – fast doppelt so viele wie im Jahr zuvor, als 716 Fälle gezählt wurden. Auch die Anzahl der verhörten, vorübergehend festgenommenen oder entführten Medienvertreter ist stark gestiegen, sie liegt um 40 Prozent höher als 2001. Täglich sind auch Zensuren festzustellen: 2002 wurden 389 Fälle gezählt (2001: 378). Gesunken ist hingegen die Zahl der getöteten Journalisten. Waren es 2001 noch 31, wurden im vergangenen Jahr 25 Journalisten getötet, davon 23 im eigenen Land.

Die Zwischenbilanz der „Reporter ohne Grenzen“ für das laufende Jahr lässt wenig Hoffnung auf bessere Zahlen. 2003 wurden bereits 15 Journalisten getötet, neun davon im Irak. „Es gibt sehr starke Indizien, dass die USA die Pressefreiheit zurückdrängen will und im Kriegsfall nur noch die Journalisten schützt, die bei ihnen ,eingebettet’ sind“, sagte Michael Rediske, Vorstandssprecher von „Reporter ohne Grenzen“, bei einer Diskussionsveranstaltung in Berlin.

Trotz der hohen Zahl der im Irak-Krieg getöten ausländischen Reporter, sagte Rediske, sollte nicht vergessen werden, „dass einheimische Journalisten in vielen Ländern ständig in Lebensgefahr schweben“. Zu den gefährlichsten Regionen gehöre Russland. Allein dort seien 2002 sieben Journalisten getötet worden. In Kolumbien, den Philippinen und in Israel kamen jeweils drei Reporter ums Leben.

Auf dem Index der Pressefreiheit – anhand weltweiter Befragungen aufgestellt – rangieren die Nord-Länder Finnland, Island und Norwegen sowie die Niederlande ganz oben. Deutschland liegt hinter diesen vier Staaten sowie Kanada und Irland auf Platz sieben. Am Ende der Skala sind die Staaten aufgelistet, die am repressivsten gegen freie Berichterstattung vorgehen: Nordkorea vor China, Birma, Turkmenistan, Bhutan und Kuba. Erst kürzlich, während des Krieges, gab es auf der Karibikinsel eine Verhaftungswelle, die innerhalb von sechs Tagen 24 unabhängige Journalisten traf. Ihnen wurde vorgeworfen, „konspirative Aktivitäten“ im Zusammenhang mit den Vereinigten Staaten zu betreiben

Weitere Informationen unter:

www.reporter-ohne-grenzen.de

Marisa Middleton

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