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Medien: Ritter, Engel, Flüchtlinge

Feature-Autor Jens Jarisch ist bis in die Tropen gereist. Die Spur einer bizarren Geschichte treibt ihn in den Bergurwald von Peru.

Feature-Autor Jens Jarisch ist bis in die Tropen gereist. Die Spur einer bizarren Geschichte treibt ihn in den Bergurwald von Peru. Dort leben in einem Dorf namens Pozuzo die Nachfahren deutscher und österreichischer Auswanderer. Vor anderthalb Jahrhunderten kamen sie als europäische Wirtschaftsflüchtlinge und bauten sich tief versteckt im Urwald eine neue Heimat. In seinem Feature „Der störrische Traum vom Paradies“ erkundet Jarisch Geschichte und Gegenwart dieser wohl einmaligen Wanderbewegung. Er findet ein Stück altes Mitteleuropa in südamerikanischer Einsamkeit und lernt dabei viel über das Wesen von Heimat und Zuhausesein (Kulturradio, 14. Dezember, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

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Der seltenen und sonderbaren Spezies der Engel hat Autor Rolf Cantzen eine Lange Radionacht gewidmet. Die Existenz der Engel, so erfahren wir, ist schon lange nicht mehr an den christlichen Glauben gebunden. Engel vagabundieren heute als spirituelle Zwischenwesen unter einem vielgestaltigen Götterhimmel. Man denke nur an die Allgegenwart persönlicher Schutzengel. Für seine Sendung „Himmlische Heerscharen“ hat sich Cantzen auf den irdischen Märkten nach einschlägigen Angeboten umgesehen. Er findet Workshops für Kontaktsuchende, Musik der Engel, Engelsessenzen und vieles mehr. Es gibt in dieser Nacht auch allerhand Wissenschaft zum Thema. Theologen und Kunstwissenschaftler referieren, sogar Ornithologen können zur angewandten Engelskunde beitragen (Deutschlandradio Kultur, 17. Dezember, 0 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

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Der Dramatiker Tankred Dorst feiert seinen 80. Geburtstag, und im Kulturradio kann man jetzt alte und neue Werke des Meisters hören. „Parzivals Weg“ heißt ein taufrisches Hörspiel, mit dem Dorst einmal mehr die Sagenwelt um König Artus literarisch auslegt. Ritter Parzival ist Prototyp des heldischen Mannes, der über die Erde zieht, um den wahren Gott und das echte Paradies zu finden. Wagner lässt Parzival noch als reinen Toren durch seine Bühnenwelt geistern. Bei Dorst trägt diese Reinheit problematische Züge. Parzivals Suche ist grundiert von Gewalt, Paranoia, Fundamentalismus. Der törichte Ritter erscheint als Triebtäter seines realitätsbIinden Egoismus. In der schönen Hörspielinszenierung von Beate Andres wird die bedrängende Gewalttätigkeit der Parzival-Welt zum suggestiven Klangerlebnis (Deutschlandradio Kultur, 18. Dezember, 18 Uhr 30).

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Zu den großen Publikumserfolgen von Tankred Dorst gehört auch der Monolog „Ich, Feuerbach“ . Erzählt wird vom Schauspieler Feuerbach, der die letzten sieben Jahre in der Psychiatrie verbrachte, aber jetzt noch einmal aufs Theater zurückkehren will. Feuerbach ist zum Vorsprechen einbestellt, steht auf der leeren Bühne und beginnt zu reden. Sein Text wandelt sich schnell zu einem grandios-irren Weltmonolog. Eine Schimpf- und Rechtfertigungssuada, die den Schauspieler Feuerbach umstandslos zum Mittelpunkt der Welt erklärt. Dabei stört es Feuerbach zunehmend weniger, dass der Regisseur, dem er doch eigentlich vorsprechen wollte, überhaupt noch nicht im Theater erschienen ist (SWR 2, 18. Dezember, 16 Uhr 05, Kabel UKW 107,85 MHz).

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