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Medien: Schatten der Nazis

Es ist eine Liebesgeschichte. Zwischen Shraga, 77, und Ulla, 60, zwischen dem schwer kranken, aber lebensfrohen Journalisten aus Tel Aviv und der sanften Lehrerin aus Krefeld.

Es ist eine Liebesgeschichte. Zwischen Shraga, 77, und Ulla, 60, zwischen dem schwer kranken, aber lebensfrohen Journalisten aus Tel Aviv und der sanften Lehrerin aus Krefeld. „Ausgerechnet er verliebt sich in eine deutsche Christin“, sagt Shragas Sohn Amir. Sein Misstrauen gegen Ulla war es, das schließlich zum Dokumentarfilm geführt hat. Ob ihre Eltern vielleicht Nazis gewesen waren, fragt er sich. Viele seiner Familien-Angehörigen wurden Opfer des Holocausts.

Amir Har-Gil hat einen sehr persönlichen Film über den Vater gedreht. Aus Würzburg war der nach Palästina geflohen, 1945 kehrte er als Mitglied der jüdischen Brigade in der britischen Armee vorübergehend zurück nach Deutschland. „Die Vergangenheit trennt uns nicht“, sagt Shraga über Ulla. Er sagt es auf Englisch, doch für die deutsche Fassung des bereits in Israel ausgestrahlten Films dolmetscht er sich selbst. Ulla wiederum interessiert sich für die verdrängte Geschichte ihrer Familie erst dank der Beziehung zu Shraga. Sie habe nie gehört, dass ihre mittlerweile verstorbenen Eltern Nazis gewesen seien, erklärt sie auf Drängen Amirs. „Aber eigentlich habe ich sie auch nicht gefragt.“ Als sie sich nun doch erkundigt, stellt sich heraus, dass der Betrieb, der ihrem Vater gehörte, Gascontainer nach Auschwitz lieferte.

Wie die beiden sich den wiederkehrenden Schatten der Vergangenheit stellen, kommt im Film leider etwas kurz. Aber dass sich ihre Liebe behauptet, erzählt der Sohn in seinem unspektakulären Familien-Video wohltuend beiläufig und ohne Pathos. Am Ende albern Ulla und Shraga, vermutlich kurz vor dem Irakkrieg, in Tel Aviv mit einer Gasmaske herum. Manchmal kann es ziemlich atemberaubend sein, wie Menschen der Zeitgeschichte trotzen.

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