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Medien: Schumacher fährt RTL davon

Informationsdirektor Hans Mahr über das schwindende Interesse an der Formel 1

Herr Mahr, haben Sie schon einmal eine solch langweilige Formel1-Saison erlebt?

Was ich erlebt habe, das war die dritterfolgreichste Formel-1-Saison in der Fernsehgeschichte. Im Schnitt haben pro Rennen 9,3 Millionen, also mehr als 50 Prozent der Zuschauer eingeschaltet.

Reicht das?

Es ist jedenfalls kein Grund zur Beschwerde. Natürlich hätte die Saison ein wenig spannender sein können, aber man kann dem Schumacher Michi schwer vorwerfen, dass er zu früh Weltmeister geworden ist.

Verliert dieser Sport nicht trotzdem an Aufmerksamkeit?

Aber überhaupt nicht. Wenn im Fußball öfters 0:0 gespielt wird, dann stimmt auch nicht gleich jemand den Grabgesang auf den Fußballsport an.

Aber bei 6 : 0 zur Halbzeit schaltet schon einer den Fernseher aus.

Die fehlende Spannung hat sich im zweiten Teil der WM bemerkbar gemacht, um so besser ist das Gesamtergebnis zu sehen. In den ersten Rennen hatten wir noch Rekordquoten.

Kann mehr Spannung dadurch erzeugt werden, dass sich das Reglement der Formel 1 ändert?

Das Reglement ist Sache der Teams und von Bernie Ecclestone.

Was wird sich also ändern?

Ecclestone hat für die nächste Saison allen mehr Spannung versprochen, und ich glaube, dass er schon allein deshalb Recht bekommen wird, weil Mercedes und BMW im nächsten Jahr den Abstand zu Ferrari deutlich verringern werden.

Macht RTL Druck bei den Regeln?

Wir sind eine Fernsehstation, wir übertragen, wir machen keine Regeln. Wenn beim Qualifikationstraining die Piste eine halbe Stunde lang leer bleibt, dann muss man sich schon etwas einfallen lassen. Ich vertraue da ganz auf Bernie Ecclestone und auf Niki Lauda, stellvertretend für die Teamchefs.

Wie lange hat RTL noch die TV-Rechte an der Formel 1?

Noch für die kommende Saison. Es gibt bereits Vorgespräche über einen neuen Vertrag bis 2007. Wir haben Kontakt mit Bernie Ecclestone und freuen uns, dass sowohl die Teams als auch die Hersteller am liebsten weiterhin mit RTL zusammenarbeiten wollen.

Die Formel 1 ist ein Geschäft für RTL?

Sie ist eine der wenigen Sportarten, die sich noch rechnet, aber natürlich möchte sich der Ecclestone noch ein schönes Stück davon abschneiden.

Die Rechte werden teurer?

Billiger wird derzeit nur der Fußball.

Auch die Champions League?

Erst einmal haben wir einen Vertrag, der bis zum Ende des laufenden Wettbewerbs geht. Darüber hinaus sind wir noch nicht einmal in Vorgesprächen mit der UEFA. Ich gehe davon aus, dass die Champions League deutlich billiger werden muss. Wer auch immer die Fernsehrechte einkaufen wird.

Hat RTL Interesse?

Das würde ich so nicht sagen. Wir warten erst einmal die Vorgespräche ab.

RTL versteht sich als Sender für den Event-Sport: Formel 1, Champions League und Skifliegen. Wo liegt die Priorität?

Sicher bei der Formel 1. Das ist der Fernsehsport Nummer eins in Deutschland.

Noch vor Fußball?

Da schwankt das Interesse sehr viel stärker von Spiel zu Spiel als bei der Formel 1 von Rennen zu Rennen. Da ich aber ein Fußballfan bin, hoffe ich, dass der Fußball wieder aus seinem Tief findet - und zwar zu aktzeptablen Preisen.

Das Interview führte Joachim Huber.

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