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Medien: Sexskandal um Teletubbies in Polen

Ewa Sowinska hat eine Mission. Sie will die unschuldigen Kinder Polens vor den bösen Einflüssen dieser Welt schützen.

Ewa Sowinska hat eine Mission. Sie will die unschuldigen Kinder Polens vor den bösen Einflüssen dieser Welt schützen. In ihrem Kampf hat sie nun einen neuen Feind ausgemacht: die Teletubbies, genauer gesagt Tinky Winky. Die Kinderrechtsbeauftragte der polnischen Regierung hegt den Verdacht, dass die Sendung heimlich „homosexuelle Propaganda“ transportiere. Vor allem eine Handtasche hat den Argwohn der Sittenwächterin hervorgerufen. „Ich habe bemerkt, dass Tinky Winky eine Handtasche trägt, aber mir war nicht bewusst, dass er ein Junge ist“, sagt Ewa Sowinska. „Später habe ich erfahren, dass da ein homosexueller Zusammenhang verborgen sein kann.“ Um das lückenlos zu klären, wird ein Fachgremium die Sendung ganz genau unter die Lupe nehmen. Sollten die herbeigerufenen Psychologen zur selben Schlussfolgerung wie Ewa Sowinska kommen, könnte dies das unrühmliche Ende der TV-Karriere von Tinky Winky und seinen Freunden Dipsy, LaaLaa und Po bedeuten.

Doch die meisten Polen sind nicht über die Teletubbies entsetzt, sondern über Ewa Sowinska. Sie fürchten durch den Vorstoß der Sittenwächterin zur Lachnummer Europas abgestempelt zu werden. In zahlreichen Internetforen wird Spott und Häme aus ganz großen Kübeln über der Moralhüterin ausgegossen, und es wird ironisch zur Untersuchung anderer Sendungen aufgerufen. „Was haben eigentlich Lolek und Bolek gemacht?“ werden die sexuellen Vorlieben der beiden beliebten Zeichentrickfiguren hinterfragt. Und man könne sich doch ausmalen, was bei den sieben Zwergen los gewesen sei, bevor Schneewittchen an deren Hütte klopfte.

Doch die mächtigen Männer in Warschau finden die ganze Angelegenheit gar nicht lustig. Inzwischen hat sich sogar Parlamentspräsident Ludwig Dorn eingeschaltet. Er lud Ewa Sowinska zum Gespräch und redete ihr offensichtlich ins Gewissen. Sein Appell an die Sittenwächterin: sie solle in Zukunft besser auf öffentliche Äußerungen verzichten, die die Regierung der Lächerlichkeit preisgeben würden. Knut Krohn, Warschau

Knut Krohn[Warschau]

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