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Medien: „Sklavenmarkt“: Fußballer aus Afrika in Europa

„Ich bringe die Ware“, sagte der Spielervermittler. Die „Ware“ war in einem Taxi aus Ghana geschmuggelt worden.

„Ich bringe die Ware“, sagte der Spielervermittler. Die „Ware“ war in einem Taxi aus Ghana geschmuggelt worden. Verpackt in einer Kiste, wurde sie 1991 dem Trainer des RSC Anderlecht, Aad de Mos, als Überraschungsgeschenk präsentiert. Die „Ware“, die da aus der Kiste kletterte, war Nii Lamptey, damals 15 Jahre alt, ein Jahrhunderttalent auf dem Fußballplatz. Mit seinen Teamkollegen hatte er gerade die Weltmeisterschaft der U17-Junioren gewonnen. Ghana feierte seine Helden, die so genannten „Black Starlets“, wochenlang. Doch der bis heute einzige Triumph eines afrikanischen Landes bei einem Weltturnier des Fußballs lockte auch die Zunft der Spielervermittler an.

Was ist aus den hoffnungsvollen Teenagern geworden? Christoph Weber erzählt in seiner spannenden Dokumentation „Black Starlets“ die Geschichte von Nii Lamptey und drei anderen ghanaischen Talenten, darunter von Sammy Kuffour, langjähriger Verteidiger von Bayern München. Er ist der Einzige der „Black Starlets“, der sich in Europa durchgesetzt hat. „Bayern München ist wirklich eine große Familie“, sagt der 29-jährige Kuffour, heute beim AS Rom unter Vertrag.

Im Zentrum steht aber die wechselhafte Geschichte von Nii Lamptey, dem größten Talent der „Black Starlets“. Pelé hatte ihn bereits als seinen würdigen Nachfolger ausgemacht, und so galt der Teenager aus Ghana mit dem Spitznamen „kleiner Pelé“ als großer Hoffnungsträger. Alles fing gut an: Lamptey wurde mit 16 Jahren belgischer Meister mit Anderlecht. Über die Hintergründe von Lampteys nun folgender Odyssee zu zahlreichen Klubs in Europa (darunter die SpVgg Greuther Fürth), Südamerika und Asien hätte man allerdings gerne mehr erfahren. Doch Weber stellt nicht die Details des Transfermarkts in den Mittelpunkt, sondern die persönliche Entwicklung der Fußballer. Zu den ständigen Ortswechseln kam bei den Lampteys eine familiäre Tragödie. Zwei ihrer vier Kinder starben früh. Mittlerweile kickt der „kleine Pelé“ wieder in Ghana. Der Trainer der „Black Starlets“ war übrigens ein Deutscher. Otto Pfister, der bei der WM 2006 die Nationalmannschaft von Togo betreut, nennt das Geschäft mit den afrikanischen Talenten „modernen Sklavenhandel“.

„Black Starlets“, Arte, 22 Uhr 55

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