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Lustig mit Kurt. Krömer macht jetzt auf Erwachsenen-Humor. Foto: RBB

© rbb/Daniel Porsdorf

Sommer-TV: Hundstage

Kurt Krömers „Late Night“ startet ordentlich im Ersten, "Total Blackout“ bei RTL dagegen ist „Dschungelcamp“ für Arme.

Fernsehen hat natürliche und andere Feinde. Gegen das Wetter kann das Medium nichts machen, anders beim Humor. Beide haben dem Medium am Sonnabend mächtig zugesetzt. Gut, gegen hochsommerliche Temperaturen ist kein TV-Kraut gewachsen, also dürfen die schmalen Quoten nicht überraschen. Die „Tagesschau“ um 20 Uhr holte mit 4,07 Millionen Zuschauern den Tagessieg, dann folgten das „Starquiz“, ebenfalls ARD, mit 3,83 Millionen und „Kommissarin Lucas“; der ZDF-Film interessierte 2,79 Millionen.

Eine Sendung mit Kai Pflaume und ein Krimi, das sind wegen des Moderators und wegen des Genres humorfreie TV-Zonen und zugleich Programme für das ältere Publikum. Das Amüsement zielt dagegen auf die jungen und jüngeren Zuschauer. Das Erste und RTL bewältigten die Aufgabe mit unterschiedlichen Formaten und unterschiedlichem Erfolg.

Kurt Krömer hat seine „Internationale Show“ hinter sich gelassen, ein bisschen pausiert und sucht mit einer „Late Night Show“ Comeback und Neustart zugleich. Krömer ist Fan-Fernsehen. Seine Anhänger nehmen jedes Wetter und jeden Sendeplatz in Kauf, um ihrem Liebling nahe zu sein. Nach dem „Wort zum Sonntag“ versammelten sich 1,36 Millionen Zuschauer, das ist eine ordentliche Quote bei einem Marktanteil von 9,8 Prozent. Sollte sich die ARD von der „Late Night“ freilich eine spürbare Verjüngung ihres Publikums versprochen haben, dann ist die erste Enttäuschung da. Mit 7,3 Prozent Marktanteil in der Gruppe der 14- bis 49-Jährigen liegt Krömers Werk exakt im ARD-Jahresmittel.

Halbnackte Menschen werden abgefingert

Nun sind der Linken-Politiker Gregor Gysi und das Unterhaltungs-Unikum Helge Schneider nicht echte Argumente für das amüsierwillige Jungvolk. Krömer gibt sich angriffslustig wie stets, Gysi kontert gut, Krömer trägt dunkel, Gysi hell. Schneider guckt raffiniert unter seinem Haartopf hervor. Krömer hat seinen Fernsehstil mehr behutsam als radikal geändert. Nix dagegen, der Neuköllner bespielt mit seinem Humor-Verständnis immer noch sein eigenes Feld. Reicht nicht für ein Fußballfeld, reicht jedoch für eine Billardbude. Hat was mit dem Kopf und wenig mit Laufbereitschaft zu tun. Grips-Fernsehtheater.

Gar Dankbarkeit kommt auf, wer vorher, sprich von 20 Uhr 15 an RTL eingeschaltet hatte. Der Privatsender bot eine Novität auf: „Total Blackout“. Zwölf Promis der C-Klasse absolvieren in völliger Dunkelheit verschiedene Aufgaben, darunter: Halbnackte Menschen werden abgefingert, und einer wie Roberto Blanco muss das Alter bestimmen; Rolfe Schneider muss einen verwinkelten Parcours gehen, wenn er abweicht, tritt er in Mausefallen. Natascha Ochsenknecht greift in Glaskuben, da tummelt sich allerlei drin. Nach absolvierter Prüfung müssen die Kandidaten auf Mattenkarrees springen – und meistens fällt einer durch.

Moderator des Schwarz-Weiß-Fernsehens ist Daniel Hartwich. Der liefert gescriptete Kommentare. „Total Blackout“ ist die Castingshow fürs nächste „Dschungelcamp“. Schadenfreude, zack, Fremdschämen, zack, jeder wie der Berliner Buddy-Bär-Frisör Udo Walz blamiert sich nach eigenen Kräften. Hartwich möchte vielleicht sein wie die „Dschungelcamper“ Sonja Zwietlow und Dirk Bach, er ist aber nur Daniel Hartwich mit dem Pappen-Witz. Wer das mag, der mag auch Currywurst aus der Plastefolie.

1,11 Millionen Menschen in der Noch-RTL-Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen – „Total Blackout“ startet dürftig. Es ist halt Geisterbahn-TV, das jeden mitnimmt, der vom Kommerzfernsehen auch beim knalligsten Sommerwetter laufende Bilder erwartet und eines ganz bestimmt nicht: Originalität, die aus dem Humor kommt.

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