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Medien: Spaßkultur der SED

IM RADIO Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten Kennen Sie den schönsten Witz über die DDR? Haben Sie keine Schuhe, fragt ein Kunde die Verkäuferin im leeren Laden.

IM RADIO

Tom Peuckert verrät,

was Sie nicht verpassen sollten

Kennen Sie den schönsten Witz über die DDR? Haben Sie keine Schuhe, fragt ein Kunde die Verkäuferin im leeren Laden. Nein, antwortet die Verkäuferin, wir haben kein frisches Obst. Keine Schuhe gibt es nebenan. Gern und oft lachte man im Osten über einen Alltag als dauerhafte Misere. Über die Mangelwirtschaft und über eine Obrigkeit, die aus humorlosen Clowns zu bestehen schien. In Stickluft und Bedrängnis blühte die Witzelei.

Als Zeichen der Widerspenstigkeit, aber auch als seufzendes Arrangement mit dem, was sich doch nicht ändern ließ. Freud hat die Beziehung des Witzes zu Tabu und Verdrängung gründlich untersucht. Der Humor des Ostens ruhte auf der Gleichförmigkeit eines provinziellen Lebenszusammenhangs und auf einem stabilen kollektiven Gedächtnis, das originelle Schöpfungen in sich aufbewahren konnte. In ihrem Feature „Der politische Witz in Osteuropa und sein Ende“ erzählt Joanna Mieschko noch einmal die ganze Geschichte dieser untergegangenen Spaßkultur. Vom Witz der Untertanen und der Komik der Diktatoren. Und warum mit dem Eisernen Vorhang auch der politische Witz gefallen ist (Radio Kultur, 31. Oktober, 19 Uhr 05, UKW 92,4 MHz).

Dabei mangelt es ja auch der westlichen Existenz nicht an Kuriosität. Von komischen Tragödien berichtet Rainer Link in seinem Feature „Geld stinkt doch“. Wie Lottomillionäre, Großerben und erfolgreiche Bankräuber an ihrem eigenen Glück scheitern. Was tut man, wenn einen Fortuna plötzlich auf monetäre Gipfel schleudert? Wenn jeden Monat tausende Euro Zinsen aufs Vermögen anfallen? Man investiert in absurde Unternehmen, lässt sich von windigen Anlageberatern sein Geld abknöpfen, schlägt so sehr über die Stränge, dass alles Geld nicht ausreicht, es wieder gut zu machen. Oder wird einfach depressiv beim Anblick des eigenen Goldbergs. Wer sich immer schon mal über sein Pech beim Lottospielen trösten lassen wollte, findet hier die ideale Gelegenheit (Radio Kultur, 30. Oktober, 21 Uhr).

Der Rest der Radiowoche ist Bildung. Lassen Sie sich nicht HansMartin Schönherr-Manns gründlichen Essay über den Philosophen Gadamer entgehen (SWR 2, 28. Oktober, 21 Uhr, Kabel UKW 107,85 MHz). Dezent ironische Kulturkritik liefert Burgel Langers Feature über Jugendwahn zeitgenössischer westlicher Gesellschaften (Deutschlandfunk, 27. Oktober, 20 Uhr 05, UKW 97,7 MHz). Und all jene, die schon immer mal was von Walter Kempowski lesen wollten, aber noch nie das richtige Regal im Buchladen fanden, können heute abend die Ohren aufsperren: der Mann mit dem Echolot liest im Deutschlandfunk (ab 20 Uhr 05).

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