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Sebastian Vettel wieder vorne? Ab 15 Uhr 45 berichtet RTL am Sonntag vom Saisonfinale der Formel 1 aus Sao Paulo, das Rennen wird von 16 Uhr 45 an übertragen. Foto: AFP

© AFP

Sport-TV: Vollbremsung vor der Ziellinie

Trotz guter Quoten kam Sebastians Vettels zweiter Weltmeistertitel für RTL zu früh. Dennoch bleibt die Formel1 für den Privatsender eine sichere Bank.

Das Formel-1-Rennwochenende von Kanada im Juni ist RTL-Sportchef Manfred Loppe besonders gut in Erinnerung geblieben. In der Statistik des Senders taucht das verrückte Regenrennen in Montreal gleich mehrfach auf. Es schüttete derart, dass der Lauf für über zwei Stunden unterbrochen werden musste – doch auf die Zuschauerzahlen hatte das keinen Einfluss, zumindest keinen negativen. Den ersten Teil des Kanada-Krimis verfolgten 6,76 Millionen Zuschauer beim Kölner Free-TV-Sender, bei der Wiederaufnahme des Rennens nach 21 Uhr waren mit 6,88 Millionen sogar noch einige Zuschauer mehr dabei, obwohl im Konkurrenzprogramm eine Romanverfilmung und ein „Tatort“ liefen. Die Zuschauer wollten Sebastian Vettel siegen sehen, auch wenn an diesem Tag Jenson Button ganz oben auf dem Siegerpodest landete.

Am Gesamtergebnis der Formel-1-Weltmeisterschaft, die am Wochenende mit dem Rennen in Brasilien zu Ende geht, änderte das bekanntlich nichts. Beim Rennen am 9. Oktober in Japan machte der deutsche Formel-1-Fahrer den Sack zu und sicherte sich den zweiten Weltmeistertitel. Etwas zu früh für RTL. Auch wenn es Loppe zufolge nicht zum „Vettel-Knick“ bei den Quoten kam, müsse man nichts schönreden: „Ist die Entscheidung gefallen, nimmt das Interesse ab“. Das Rennen in Korea schalteten nur noch 3,4 Millionen RTL–Zuschauer ein, 2010 waren es 4,8 Millionen. Auf dem neuen Parcours in Indien waren es schon wieder 5,6 Millionen. Überhaupt ist Loppe mit der Saison zufrieden: „Die Zahlen decken sich mit unserer Prognose. Wir konnten nicht nur in der Gruppe der 14- bis 49-Jährigen zulegen, sondern auch in der immer wichtiger werdenden Zielgruppe der 20- bis 59-Jährigen.“

Wie stark RTL vom Vettel-Effekt profitiert, zeigt sich im durchschnittlichen Marktanteil der letzten drei Jahre. Im Jahr 2009 lag er bei 38,2 Prozent, im Jahr von Vettels erstem Weltmeistertitel stieg er auf 39 Prozent. „Die Sondereinflüsse und das ausgefallene Rennen von Bahrain herausgerechnet hätte die Quote 2011 bei 40,1 Prozent gelegen“, rechnet Loppe hoch. Auf das kommende Jahr lassen sich die Zahlen allerdings nicht extrapolieren, das weiß auch RTL. 2012 konkurriert die Formel mit zwei sportlichen Großereignissen: Die Fußball-EM in Polen und Ukraine findet zeitgleich mit den Formel-1-Rennen in Montreal und Valencia statt. Und die Olympischen Spiele in London können sich auf die RTL-Quoten des Rennwochenendes von Ungarn auswirken. Auf der anderen Seite muss abgewartet werden, wie sich der Pay-TV-Sender Sky in Zukunft zur Formel 1 stellt. Dort gibt es bekanntlich Überlegungen, aus dieser Berichterstattung auszusteigen. Im Dezember startet Sky Sport News HD, 24 Stunden an sieben Tagen Sport, vor allem mit Fußball, Fußball, Fußball.

Zudem, und auch das ist ein offenes Geheimnis, wird sich der deutsche Formel-1-Hype der Schumacher-Ära nicht wiederholen, egal wie überragend die Sympathiewerte für Sebastian Vettel – für die Fans ein makelloser deutscher Held, der genauso ist, wie er sich gibt – ausfallen. „Die Zeiten sind vorbei“, sagt Loppe. Durch die Digitalisierung und die Vielzahl neuer Sender der zweiten und dritten Generation wie Dmax und Sixx werde das Sehinteresse viel stärker gefiltert. „Quoten, wie sie Schumacher 2001 und 2002 als Standard hatte, gibt es heute nur noch in Ausnahmesituationen, wenn etwas Großes erwartet wird und eintritt, wie ein großes Saisonfinale oder ein Comeback.“

Dennoch ist die Formel 1 für RTL eine sichere Bank. Der Sender hat sich bis 2015 festgelegt, das liege im beiderseitigen Interesse. Es sei nur konsequent, das Engagement fortzusetzen, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen vertretbar seien, sagt Loppe, zumal das Produkt bei den Zuschauern gut ankommt und RTL ein Alleinstellungsmerkmal in der TV-Landschaft gewährt.

Größere Veränderungen sind darum für 2012 nicht zu erwarten. Abschiede vom 35-köpfigen Team stehen nicht an, die Truppe um Niki Lauda, Florian König, Kai Ebel und die Kommentatoren Heiko Wasser und Christian Danner macht da weiter, wo sie in Sao Paulo aufhört. Eine Idee für 2012 hat Loppe dennoch: Personality-Geschichten mit Fahrern, die von ihnen selbst gestaltet werden. „Da gibt es ein paar tolle Kerle, die sind unglaublich kooperativ und echte Medienprofis, die mit Spaß bei der Sache sind.“

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