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Leo Kirch

© - Foto: dpa

Sportrechte: Der Traum vom Liga-TV

Leo Kirch will ein Comeback starten: Die Firma EM.Sport Media soll komplette Spielberichte der Bundesliga produzieren und weiterverkaufen.

Am Montag waren die hohen Herren der Deutschen Fußball-Liga (DFL) für niemanden zu sprechen: In den schicken Büroräumen im Frankfurter Westend hat die Geschäftsführung dem Vorstand die Gedankenspiele der Zusammenarbeit mit Leo Kirch konkret vorgestellt. Die Pläne für die mediale Verwertung der Eliteliga sehen Revolutionäres vor: Es soll ein „Bundesliga TV“ gegründet werden, wo Produktion und Redaktion in einer Hand liegen. Bisher produziert die DFL über die Produktionsgesellschaft Sportcast nur die Bilder von den Spielen und lässt den Rechteverwertern, also Premiere oder ARD, bei der Aufbereitung freie Hand. Dagegen könnte Kirch Privatsendern, Kabelnetzbetreibern oder Satellitenfirmen ein Paket verkaufen: fertig geschnittene, kommentierte Spielberichte.

Das Thema Bundesliga TV ist ja nicht neu. Öfters liebäugelte die Liga mit der Gründung eines solchen Senders. Nun also via Leo Kirch. „Davon habe ich auch gehört“, sagt Wolfgang Holzhäuser. Leverkusens Geschäftsführer kann sich – im Gegensatz zu Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge – eine erneute Zusammenarbeit mit Kirch nur bedingt vorstellen. „Der Name ist mit einer der größten Krisen im deutschen Fußball verbunden.“ Ungeachtet des Zusammenbruchs von Kirchs Firmenimperium 2002 haben die DFL-Geschäftsführung, allen voran Christian Seifert, offenbar vor, dem Medienmogul zum Comeback im Fußball-Business zu verhelfen. Der 80-Jährige soll für die Fernsehrechte 1,5 Milliarden Euro über drei Jahre bieten – bisher kassiert die Liga aus den TV-Rechten pro Saison rund 440 Millionen. Das wäre eine Einnahmesteigerung von rund 20 Prozent. Kirchs Agentur soll mit der Ausschreibung und der Vergabe der Rechte betraut werden; der Ligaverband würde eine Hoheit über die Verträge mit den Sendern behalten.

Offensichtlich sind die Gespräche zwischen Kirch, der im September mit der neuen Firma KF 15 als Gesellschafter der EM.Sport Media eingestiegen war, und der DFL-Spitze weit gediehen. Hinter den Kulissen zieht Kirch bereits die Strippen: Dagmar Brandenstein, Geschäftsführerin der Sportrechteagentur SportA dient wieder ihrem früheren Herren, Dejan Jocic. Der ehemalige Arena-Geschäftsführer soll ebenfalls parat stehen. So oder so ist die DFL zwar aufgrund von EU-Auflagen verpflichtet, die Rechte auszuschreiben, aber theoretisch könnte das über Kirch abgewickelt werden.

ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender will sich auf Spekulationen darüber nicht einlassen: „Das ist die Sache der DFL.“ Er gab aber zu bedenken, dass auf jeden Preisturbo eine unsanfte Bauchlandung gefolgt sei. Mehrere Varianten seien im Spiel, einerseits könne es das gleiche Angebot zu höheren Preisen geben, andererseits eine breitere Palette an Rechteformen, die wieder zu neuartigen Rechtepaketen führen würden. Das ZDF will unverändert sein „ Sport-Studio“ am Samstag mit Bundesliga bestücken. Entscheidend werde sein, ob sich diese Free-TV-Rechte nach wie vor auf sechs Partien am Samstag beziehen würden und wie viel Berichterstattung vorher gelaufen sei – zum Beispiel im IP-TV. Sollte die DFL die Kirch-Crew mit Ausschreibung und Vergabe betrauen, erwartet Brender harte Verhandlungen: „Ein Zwischenhändler ist keine humanitäre Organisation.“ Das dürfte Premiere ähnlich sehen. „Wir nehmen jeden Interessenten, der zum Bieter wird, ernst, fühlen uns in unserem Geschäftsmodell allerdings als natürlicher Partner der Liga“, sagt Premiere-Vorstand Carsten Schmidt. Der Pay-TV-Sender, der um eine höhere Exklusivität für seine Berichte – und damit um eine Verlegung der Samstags-„Sportschau“ – bemüht ist, blickt gespannt nach Frankfurt. Da lädt die DFL heute zur Pressekonferenz. Spätestens dann könnte ein neues Kapitel in Sachen Bundesliga/Kirch aufgeschlagen werden.

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