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Sterbehilfe: Recht auf Sterben, Recht auf Sterbe-TV

Der britische Pay-TV-Sender hat die Selbsttötung des todkranken Craig Ewert am Mittwochabend tatsächlich gesendet. Die positiven Reaktionen überwiegen.

Die Ausstrahlung der Doku „Right to die?“ im Pay-TV Sky Real Lives hat in Großbritannien die Debatte über Sterbehilfe zugespitzt und den Druck auf die Politik erhöht, die Gesetzeslage zu klären. Die „Times“ forderte in einem Leitartikel am Donnerstag, nach dem Film müsse ein weiteres Tabu gebrochen und die Debatte vom Fernsehen ins Parlament getragen werden. Nur wenige urteilten über die Ausstrahlung des Dokumentarfilms so harsch wie die „Daily Mail“: „Was für eine Gesellschaft sind wir geworden, wenn im Namen des Entertainments die Tötung eines Mannes im Prime Time TV gezeigt wird.“ Die überwältigende Mehrheit der Reaktionen, vor allem in den Internetforen der Zeitungen, war zustimmend. Der Labour-Abgeordnete David Winnick sagte: „Wir alle sterben irgendwann, ich sehe keinen Grund, warum Zuschauer das nicht sehen sollten.“

Der Film „war sehr viel nuancierter und bewegender, als man nach einigen Zeitungsberichten hätte glauben müssen“, schrieb Tom Sutcliff, Fernsehkritiker des „Independent“. Gezeigt wurde, wie der unheilbar erkrankte Professors Craig Ewert in den Räumen der Schweizer Sterbehilfeorganisation Dignitas eine Überdosis Schlafmittel trinkt und dann einschläft.

Bei der Rundfunkaufsichtsbehörde Ofcom waren bis gestern keine Beschwerden eingegangen, bestätigte ein Sprecher. Die Behörde wird sich mit der Doku, die rund 230 000 Zuschauer verfolgten, befassen, weil die Darstellung von Selbstverletzung und Selbstmord nach dem „Broadcasting Code“ ausdrücklich untersagt ist, „außer wenn es redaktionell und durch den Kontext gerechtfertigt ist“.

Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer, kritisierte, durch die öffentliche Inszenierung verliere der Sterbende seine Würde. Die Zuwendung und Linderung von Schmerzen, die die Menschen bräuchten, könnten Hospize und die Palliativmedizin leisten, erklärte er. „Wenn nun aber medial dargestellt wird, dass Selbsttötung der vermeintlich leichtere Weg ist, dann wird das unverantwortliche Konsequenzen gerade für labile Menschen nach sich ziehen.“ mth/Tsp

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