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Ein Herz und eine Seele? Talkmasterin Anne Will und ARD-Programmdirektor Volker Herres feiern Advent.

© ARD/Ralf Wilschewski

Talkshow-Überfluss in der ARD: Moderiert Anne Will bald die "Tagesschau"?

Die ARD bringt sich mit der Talkshow-Frage um den Verstand. Fünf stehen im Wochenprogramm - vier würden vielleicht auch reichen. Deshalb soll Moderatorin Anne Will nun möglicherweise bald zur "Tagesschau" wechseln.

Das Dementi des NDR-Sprechers war klar und deutlich. „Alles Quatsch“, sagte Martin Gartzke zu Spekulationen der „Bild“-Zeitung, dass für Talkshow-Moderatorin Anne Will angeblich eine neue Beschäftigung gesucht werde, möglicherweise als Moderatorin einer überarbeiteten „Tagesschau“. Will moderiere ihre Sendung überaus erfolgreich, sagte Gartzke, zudem gebe es keine Entscheidung über die Zukunft der Talkshows.

Was der NDR-Sprecher nicht dementieren kann: Die ARD hat sich – aus eigenem Vermögen wie Unvermögen – mit dem Thema „Talkshow“ ein echtes Problem eingehandelt. Fünf davon hat sie im Wochenprogramm, an den meisten Tagen im Jahr sagt ARD-Programmdirektor Volker Herres, wie sehr das Format vom Publikum angenommen sei, an anderen Tagen erklärt er den Intendanten, warum vier Talks ausreichend wären.

Nun ist es so, dass sich Senderchefs schon in der Frage, ob sie eine „Reise nach Jerusalem“ – fünf Teilnehmer, vier Stühle – veranstalten sollen, uneinig sind. Die Intendanten im Süden und Südwesten der ARD-Republik können sich eine Reduktion sehr gut vorstellen; das fällt ihnen umso leichter, da weder der BR noch der SWR eine Talkerin/einen Talker am Start haben. Der WDR bringt „Hart aber fair“ und „Menschen bei Maischberger“ ins Erste, der NDR „Günther Jauch“, „Anne Will“ und „Beckmann“. In der WDR-Rechnung steht es 3:2 für den NDR, wenn also ein Sender in der Bringschuld stünde, dann bitte die ARD-Anstalt in Hamburg.

Der NDR hat auch gerechnet, allerdings mit anderem Resultat: 3:3. Unentschieden deswegen, weil der „Presseclub“ am Sonntag eine Talkshow sei, nicht wahr? Außerdem: Warum soll eine Anne Will oder ein Reinhold Beckmann dran glauben, nicht aber eine Sandra Maischberger oder ein Frank Plasberg? An Günther Jauch traut sich keiner ran, der Sonntagstalker ist sakrosankt. Die Diskussion krankt insbesondere an zwei Punkten: Es gibt für die Evaluierung der Talks bislang keine belastbaren Kriterien. Nur nach Quote und Marktanteil entschieden, wäre „Beckmann“ am Donnerstag draußen. Der will aber nicht vor die Studiotür, kämpft und antichambriert bei seinem Intendanten und bei den NDR-Gremien auf Teufel komm raus. Der Intendant heißt Lutz Marmor, der NDR-Chef wird im Januar 2013 auch ARD-Vorsitzender. Seine Reputation würde nach unten durchsacken, wenn er sich während seiner ARD-Regentschaft einen Talker/eine Talkerin „wegentscheiden“ lassen würde. Noch beruhigt sich die ARD damit, dass vor dem nächsten Sommer keine Entscheidung getroffen werden muss. Irgendwie geht die Hoffnung, dass sich das Problem irgendwie lösen wird. Und zwar so, dass die Operation keine Verlierer produziert und keine Buhrufe in der Öffentlichkeit?

Dass sich die Inbetriebnahme des neuen „Tagesschau“-Studios verzögern wird, ist vor diesem Hintergrund vieles – aber kein Problem

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