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Talkabend bei Günther Jauch.

© dpa

TV-Kritik zu Günther Jauch: "USA können nicht mehr im größeren Stil im Irak eingreifen"

Von Isis im Irak bis Boko Haram in Afrika: Günther Jauch diskutierte am Sonntagabend mit Top-Besetzung über islamistische Gotteskrieger. Da herrschte selbst zwischen Experten der Linken und der CDU zuweilen Einigkeit.

Wie werden da wohl die Quoten aussehen? Günther Jauch sendet in der ARD nach einer hochdramatischen Tatortwiederholung mit Maria Furtwängler, Benjamin Sadler und Alessija Lause aus dem Gasometer gegen das Fußballspiel Südkorea – Algerien im ZDF. Das klingt wie 1:0 für Jauch, könnte sein, dass die Zuschauer auf dem Sender bleiben. Wer aber weiß, dass in Brasilien der erste und der zweite dieser Gruppe gegen den zweiten oder ersten der Deutschlandgruppe spielen müssen, merkt, dass das parallel laufende Spiel Südkorea-Algerien vielleicht doch nicht zweite Wahl ist.

Doch Jauchs Thema hat Hochkonjunktur, beherrscht die ersten Seiten aller Zeitungen und aller Nachrichtensendungen, von Isis im Irak und Syrien bis zu Boko Haram in Afrika. Und Jauch hat eine Top-Besetzung.  Mit der ZDF-Journalistin Dunja Hayali, einer aus Bagdad stammenden Christin, Norbert Röttgen, dem Vorsitzenden aus Auswärtigen Bundestagsausschusses, dem linken, sehr kundigen Außenpolitiker Jan van Aken und dem langjährigen Mittelostkorrespondenten Jörg Armbruster können sich drei kenntnisreiche Praktiker mit dem Mittelosthistoriker Guido Steinberg austauschen.

War der Sturz von Saddam Hussein überhaupt gerechtfertig?

Einig sind sich alle, sehr pointiert auch der CDU-Mann Röttgen, dass am Anfang der regionalen Katastrophe der US-Einmarsch im Irak stand (folgenschwerer Fehler), der durch den überstürzten Abzug dann eher noch verschlimmert wurde, weil ein Vakuum entstand, in das die sunnitische Terrororganisation Isis hineinstoßen konnte – die wiederum ein Reflex auf die einseitige Protektion der Schiiten durch Ministerpräsident al-Maliki gewesen ist.

War der Sturz von Saddam Hussein am Ende überhaupt gerechtfertig? Da stimmen alle zu, was nun wiederum den zuvor als fehlerhaft bezeichneten US-Einmarsch als solchen relativiert.

Dass alle Terrororganisationen auch davon profitierten, dass die Amerikaner Saddam Husseins Armee in die Arbeitslosigkeit schickten –hunderttausende gut ausgebildeter, arbeitsloser junger Männer, die wussten wo man sich Waffen besorgen konnte.

Van Aken: Sturz von Diktatoren muss aus dem Inneren des Landes kommen

Jan van Aken zieht aus all den Konflikten von Irak über Syrien, Libyen und Afghanistan den Schluss, dass der Sturz von Diktatoren in Mittelost nur erfolgreich sein kann, wenn er aus dem Inneren des Landes heraus kommt und der Konflikt nicht von außen herein getragen wird.

Liefert der Westen, von der Türkei über Katar bis zu Saudi-Arabien, Waffen in diese Region, in der Hoffnung, dass der Feind des eigenen Feindes zum Freund wird? Eine furchtbare Fehlkalkulation, wie man weiß. Dass die Türkei als Durchgangsland für Waffen und Kämpfer eine so große Rolle spielt, wurde selten zuvor in einer Publikumssendung so deutlich gesagt. Was auch auffiel: Die weitgehende Einigkeit zwischen van Aken von der Linken und Röttgen von der CDU in der Einschätzung von Ursachen und Auswirkungen des Konfliktes (wenn man einmal von der Bewertung der Gauckschen Äußerung über den Militäreinsatz als letztes Mittel absieht).

Auch in einem anderen Punkt gab es kaum Dissens: Die Amerikaner können nicht mehr im größeren Stil im Irak eingreifen, weil sie sich zum Partner einer der beiden Parteien machen würden – entweder an der Seite der Isis-Terroristen oder als Hilfstruppe des für die innenpolitische Krise letztlich verantwortlichen Regierungschefs al-Maliki. Beides ist unvorstellbar.

Was bedeutet das alles für die deutsche Politik, für die Gesellschaft? Es gibt vermutlich mehr als 200 deutsche Dschihadisten, die vielleicht aus dem Mittleren Osten als potentielle Attentäter zurückkommen. Eine neue Form der Bedrohung zeichnet sich da ab. Und was die Dimension des außenpolitischen Engagements der Bundesrepublik betrifft, hatte der Journalist Jörg Armbruster einen guten Vorschlag: Joachim Gauck solle doch einmal konkret sagen, wo er denn glaube, dass ein deutsches militärisches Engagement konkret etwas Positives hätte bewirken können.

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