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Axel Milberg

© NDR

TV-Tipp: Spannung mit Schmerz

Zwei Fälle und ein Kommissar: Axel Milberg ermittelt viel in Kiel.

Es ist der neunte Fall für Klaus Borowski. Das heißt, die diversen Eigenarten des Kieler Kommissars (Axel Milberg) müssen nicht mehr so ausführlich illustriert werden wie am Anfang. Das ist gut, weil sich so die Handlung ganz auf die zwei Fälle konzentrieren kann, die in komplexer Weise miteinander verbunden sind. Erster Schauplatz ist die Hörnbrücke am Kieler Hafen. Sie gehört zu den architektonischen Attraktionen der Stadt und ist ein wichtiger Verkehrsweg für Fußgänger und Radfahrer. Dort wird ein Mitarbeiter einer Umschlagsfirma aus großer Distanz erschossen – mitten ins Herz. Obwohl Borowski einer Zeugin mit seiner ihm eigenen unkonventionellen Art auf den Zahn fühlt, gibt es keinerlei Anhaltspunkte für ein Motiv. Psychologin Frieda Jung (Maren Eggert) glaubt, dass es sich um ein zufälliges Opfer handelt und dass der Scharfschütze damit jemandem zeigen wollte, wozu er fähig ist.

Gleichzeitig muss Borowski in einem Prozess gegen einen Kindermörder aussagen, den er selbst überführt hat. Überraschenderweise beantragt der Verteidiger (Michael Brandner), das Geständnis seines Mandanten nicht als Beweis zuzulassen, da Borowski diesen bei der Vernehmung zu sehr unter Druck gesetzt habe. Der Vorsitzende Richter Jens Voigt (Michael Gwisdek) folgt den Anträgen der Verteidigung dabei auffällig unkritisch. So muss Borowski nicht nur versuchen, neue Beweise für einen Kinderpornoring zu finden, sondern auch mit dem Richter näheren Kontakt aufzunehmen, was schwierig ist.

Autor von „Macht der Angst“ ist Joachim Scherf, Regie führte Florian Baxmeyer, der für seinen Kurzfilm „Die rote Jacke“ 2003 unter anderem mit dem Studenten-Oscar ausgezeichnet wurde und dessen vielversprechender Kinder- und Jugendfilm „Die drei ??? und das Geheimnis der Geisterinsel“ am 8. November 2007 im Kino anläuft. Zusammen mit Kameramann Marcus Kanter hat er jene farb- und lichtarmen Bilder geschaffen, die derzeit im Krimi en vogue sind und für eine edle Oberfläche sorgen.

Außerdem sind alle Schauspieler ständig in Bewegung: Besprechungen finden nur zwischen Tür und Angel, auf dem Flur oder auf Treppen statt, was manchmal unmotiviert daherkommt. Kiel, Axel Milbergs Geburtsstadt, zeigt sich wie immer als Hafenstadt, zieht aber ansonsten kein besonderes Augenmerk auf sich. Das liegt diesmal vor allem an einer bewegenden Szene, die zunächst beiläufig eingeleitet wird: Der Kommissar und die Psychologin sichten noch einmal die Kinderpornofilme. Dabei sieht man nur ihre auf den Computer gerichteten Gesichter und hört einen Dialog zwischen einem Päderasten und einem kleinen Mädchen. Das ist sowohl für die Figuren als auch für den Zuschauer kaum erträglich.

„Was fürchterlich ist, muss wehtun und darf nicht zur bloßen Fernsehunterhaltung verkommen“, findet Axel Milberg. „Da sollte man sich nicht drum drücken.“ Michael Gwisdek, der die schwierige Rolle des Richters mit genauso viel Würde wie Verletzlichkeit spielt, sagte auf die Journalistenfrage, ob er glaube, dass Filme dazu beitragen können, über dieses Thema aufzuklären: „Nein, ich glaube überhaupt nicht, dass Filme zu irgendetwas beitragen können – außer zur Unterhaltung.“ Das tut dieser „Tatort“, der ursprünglich „Borowski und der Mann am Fenster“ hieß, sicherlich. Auch wenn „nicht viel Platz für Späße“ blieb, wie Milberg meint, ist doch die Beziehung zwischen Frieda Jung und Klaus Borowski wegen ihrer Vorhersehbarkeit ein gewisser Running Gag. Egal ob er gerade ein Brett vor den Kopf geschlagen bekam oder mutlos auf einem Mäuerchen sitzt, sie erscheint immer wie ein hilfreicher, aber auch frecher Engel über, neben oder hinter ihm.

„Tatort: Macht der Angst“, ARD, um 20 Uhr 15

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