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Medien: Unter Verdacht

Die Korruptionsaffäre in Wuppertal hat auch den Chefredakteur der „Westdeutschen Zeitung“ (WZ), Michael Hartmann, erfasst. Gegen ihn ist ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden.

Die Korruptionsaffäre in Wuppertal hat auch den Chefredakteur der „Westdeutschen Zeitung“ (WZ), Michael Hartmann, erfasst. Gegen ihn ist ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Es werde wegen „verschiedener Beihilfedelikte“ im Zusammenhang mit der Affäre um die Gemeinnützige Wuppertaler Wohnungsbaugesellschaft (GWG) ermittelt, sagte der Wuppertaler Oberstaatsanwalt Alfons Grevener. Der GWG soll laut Grevener durch „Beihilfedelikte“ beim Aufkauf weit überteuerter Baugrundstücke und Gebäude, etwa Senioren- und Studentenwohnheime, ein Schaden von mehr als 30 Millionen Mark entstanden sein.

Erst im Juni war nach mehrjährigen Ermittlungen Anklage gegen eine ganze Reihe von Wuppertaler Bürgern erhoben worden. Einige dieser Angeklagten sollen nun auch Hartmann belastet haben, bei mehreren Immobiliendeals als „Vermittler“ aufgetreten zu sein und zudem „redaktionelle Unterstützung“ geleistet zu haben. Hartmanns Wohnung wurde daraufhin durchsucht. Ob dabei aber belastendes Material gefunden wurde, wollte Grevener nicht sagen. Michael Hartmann selbst stand gestern zu einer Stellungnahme nicht zur Verfügung, da er seit dem Wochenende im Sommerurlaub ist.

Hartmann ließ aber durch Frank Reiners, den Sprecher der Geschäftsführung des Girardet-Verlages, in dem die „WZ“ erscheint, in der Lokalausgabe des Blattes erklären, „dass er seine Zuständigkeit als Chefredakteur für den Lokalteil Wuppertal und alle im Zusammenhang mit diesem Verfahren notwendigen journalistischen Tätigkeiten unserer Zeitung an den stellvertretenden Chefredakteur Wolfgang Radau abgetreten hat“.

Zum Tagesspiegel sagte Reiners, er sei überrascht vom Verdacht gegen den Chefredakteur. Er sei „ein wenig ratlos“, schließlich habe die Staatsanwaltschaft Wuppertal auch erklärt, dass sie nicht ausschließen könne, „dass die Ermittlungen gegen Michael Hartmann im Sande verlaufen". Daran sei allerdings nichts ungewöhnlich, sagte Oberstaatsanwalt Grevener. „Wie die Ermittlungen gegen Hartmann verlaufen, das hängt schlicht davon ab, ob sich die Aussagen der Mitbeschuldigten verifizieren lassen oder nicht."

Die „Westdeutsche Zeitung“ ist die einzige Tageszeitung in Wuppertal. Wer sich über lokale Ereignisse informieren will, ist auf dieses Blatt angewiesen. Eine andere, eingeschränkte Möglichkeit zur lokalen Information bietet die zwei Mal in der Woche erscheinende „Wuppertaler Rundschau". Die ist zwar in erster Linie ein Anzeigenblatt, verfügt aber über einen in der Regel engagierten redaktionellen Teil. Ob das auch in Sachen Hartmann der Fall sein kann? Die „Wuppertaler Rundschau“ gehört gleichfalls zum Girardet-Verlag. Andreas Kötter

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