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Medien: „Wir sollten das jetzt austragen“

Suzanne von Borsody spielt in einem Familiendrama zusammen mit ihrer Mutter Rosemarie Fendel

Frau von Borsody, lassen Sie uns über Egoismus sprechen.

Wieso?

In „Mensch Mutter“ spielen Sie eine alleinerziehende, mitten im Beruf stehende Frau, die plötzlich entscheiden muss: eigene Karriere oder Pflege der kranken Mutter. Es geht um gutes und richtiges Handeln.

Ich weiß nicht, ob es in dieser Familiengeschichte um Egoismus geht. Die Hauptaussage bei dem Film ist für mich eher: Sprecht miteinander, so lange man’s noch kann. Mir hat die französische Schauspielerin Jacqueline Bisset sehr imponiert, die ich neulich in der NDR Talk Show kennen gelernt habe. Sie hat 40 Jahre ihre Mutter gepflegt. Was für ein Altruismus. Hut ab. Mutige, tolle Frau.

Würden Sie das für Ihre Mutter auch tun?

Sicher, wenn sie es wollte. Meine Mutter sagt aber, sie würde mir nie in der Form zur Last fallen wollen. Sie hat am Ende meine Großmutter gepflegt, weiß, wovon sie spricht. Und dann noch eigene Kinder, die man zu versorgen hat, der eigene Beruf. Dieses schlechte Gewissen, mit dem man dauernd umzugehen hat.

„Mensch Mutter“ ist ein besonderer Film, nicht nur wegen der aktuellen Thematik, dem Generationenkonflikt. Die Mutter wird von Ihrer richtigen Mutter Rosemarie Fendel gespielt. Das muss furchtbar beim Dreh gewesen sein, die Szenen, wo Frau Fendel vor Ihnen zusammenbricht.

Beim Dreh stehen 20 Leute herum. Man hat 20 Klappen. Da muss man einen professionellen Umgang haben. Hoch emotionale Szenen fallen oftmals sogar leichter, weil es so viel klarer ist, was man da zu spielen hat, als wenn es irgend was Belangloses wäre.

Sie können Film und Wirklichkeit auch dann noch gut scheiden, wenn Ihre Mutter krank vor Ihnen liegt?

Sie war ja gottlob nicht krank.

Aber man könnte es sich vorstellen.

Wären die beiden Hauptfiguren so wie meine Mutter und ich, wir hätten das gar nicht miteinander spielen können. Meine Mutter würde vieles von dem, was sie im Film tut, dieses Einmischen in das Privatleben, den Beruf, die Ehe ihrer Tochter, gar nicht machen.

Würden Sie das denn zulassen?

Nein, das würde mich auch maßlos aufregen. Wenn wir uns überhaupt persönlich in diese Rollen eingebracht habe, dann habe ich mich eher in meine Mutter hinein versetzt, zu einer früheren Zeit, als sie selbst ihre Mutter pflegte. Demzufolge spielt meine Mutter auch nicht sich selbst, sondern, wenn überhaupt, eher ihre Mutter.

Sie haben mal gesagt, Ihr größtes Unglück wäre es, nicht helfen zu können.

Wäre das nicht auch Ihr größter Wunsch – anderen Menschen helfen zu können?

Ich weiß nicht, das sollte es sein. Der Film passt jedenfalls in diese Zeit, in eine egoistische Welt. Die Frage stellt sich ja: Wie wir mit den Alten umgehen, dem Generationenkonflikt. Wer würde seine kranken Eltern pflegen, statt sie ins Heim zu geben.

Ja, und solche Lebenssituationen, solche Anstöße führen einen auch auf den Weg, der gut für einen ist. Diese vielen kleinen, ungeklärten Geschichten tragen wir sonst noch im nächsten Leben mit uns rum. Wir sollten die Sachen jetzt austragen, wie Tochter und Mutter im Film. Ich habe sowieso das Gefühl, in unserer Gesellschaft ist alles so von Angst geprägt. Angst, Angst, Angst, und darüber entsteht eine Form von Egoismus, auch Häme, Neid und Missgunst. Komische Zeit. Es ist alles so beschwert. Am Ende von „Mensch Mutter“ ist es leichter, trotz allem.

Diese Vreni ist ein zwiespältiger Charakter, wie auch Ihre Gesine Cresspahl in „Jahrestage“, die Alkoholikerin in „Dunkle Tage“, die Totschlägerin in „Die Mörderin“ oder die Staatsanwältin in „Schimanski“ – Sie haben viele Genres bedient, aber ihre Figuren sind immer ein bisschen undurchschaubar. Bei aller Vielseitigkeit, die Schauspielerin Suzanne von Borsody hat so das Image der Taffen…

…ich sehe da eher die Frau, die ein Geheimnis mit sich hat, die irgendwo gebrochen ist, immer ein bisschen auch – ja, kleiner Hase innendrin. Das ist wunderbar. Jetzt habe ich gerade einen Spionagefilm mitgemacht, eine englische Kinoproduktion, „Joy Division“. Am liebsten würde ich aber mal eine Fee spielen. Oder eine Forscherin. Oder „Alien“.

Einen Alien?

Nein, eine Rolle in diesem Science-fiction-Film, „Alien“, mit Sigourney Weaver. Gibt’s da nicht bald den fünften Teil? Überhaupt, ich würde gern die Rollen bekommen, die Sigourney Weaver spielt.

Das Gespräch führte Markus Ehrenberg

„Mensch Mutter“, ARD, 20 Uhr 15

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