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Medien: Wontorra hat das falsche Handy

Von Joachim Huber und Sebastian Drews Telekom-Sprecher Jürgen Kindervater könnte mit der aktuellen Situation bestens leben: Jörg Wontorra zeigt sich in der Vodafone-Werbung und taucht nicht auf dem Sat 1-Bildschirm auf. Diese Konstellation gilt seit Sonnabend, seit der zweiten Ausgabe von „ran – WM-Fieber“.

Von Joachim Huber

und Sebastian Drews

Telekom-Sprecher Jürgen Kindervater könnte mit der aktuellen Situation bestens leben: Jörg Wontorra zeigt sich in der Vodafone-Werbung und taucht nicht auf dem Sat 1-Bildschirm auf. Diese Konstellation gilt seit Sonnabend, seit der zweiten Ausgabe von „ran – WM-Fieber“. Jörg Wontorra sollte eigentlich während der ganzen WM für die Sendung aus Asien den Anchorman geben. Dazu kam er nicht, stattdessen bestieg er den Flieger Richtung Deutschland mit Abzweig Berlin – Sat 1 hat ihn zurückbeordert. Am späten Montagabend wurde er im Sender erwartet. Er soll sich erklären und eine Lösung herbeiführen, die alle Parteien zufrieden stellt.

Wontorra hat dem Sender und sich kein kleines Problem aufgeladen. Der als Moderator für „ran-WM-Fieber“ vorgesehene Journalist ist in jeder „Fieber“-Ausgabe in einer Werbung für die Telefongesellschaft Vodafone zu sehen: Der „ran“-Moderator als Werbeprotagonist, das ist für Vodafone eine ideale Kombination – und für den Konkurrenten T-Mobile ein unmöglicher Vorgang. Die Telekom-Tochter ist nicht irgendwer, sondern ein Partner von Sat 1 beim „Dotwin“-Gewinnspiel, das zu „ran – WM-Fieber“ gehört. Außerdem hat T-Mobile in dieser Sendung Spots geschaltet. Telekom-Sprecher Jürgen Kindervater sagte dem Tagesspiegel: „Es besteht eine Interessenkollision.“ Mit Blick auf die Kombination Wontorra/Vodafone meinte er, „man kann sich nicht mit einem Wettbewerber ins Bett legen“. Er unterstelle dem Moderator und Werbemann Wontorra „keine böse Absicht“, trotzdem müsse Sat 1 das Problem intern klären. Die jetzige Situation stelle eine Lösungsmöglichkeit dar, sagte Kindervater. Jetzige Situation heißt: Sat 1 verzichtet auf seinen Asien-Anchor Jörg Wontorra.

Christian Schwolow, Vodafone-Sprecher, sagte: „Wir haben einen sauberen, eindeutigen Vertrag mit Jörg Wontorra. Wir warten das Gespräch zwischen Sender und Moderator ab.“ Den SMS-Service, für den Wontorra wirbt, wird es nach Schwolows Angaben „auf jeden Fall weiter geben“.

Wontorra ist freier Mitarbeiter bei Sat 1, bestätigte Sendersprecherin Kristina Faßler. Sein Engagement erfolgt von Aufgabe zu Aufgabe. Jobs für Dritte müssen vom Sender genehmigt werden. Klar ist: Die Ausstrahlung der Spots ist den Werbekunden vertraglich zugesichert. Faßler sagte, dass die Buchungen frühzeitig bestätigt worden seien, lange bevor die Inhalte der Spots bekannt geworden seien. Aus diesem Dilemma ist der Sender insofern herausgekommen, als er Wontorra vom Schirm genommen hat. Damit ist dem Ärger mit dem Werbekunden vorgebeugt worden. Bleibt ein anderes Problem: Wontorra wurde vom Sender zum Asien-Anchor bestimmt, er sollte das Pendant zum Moderator Oliver Welke im Münchner „ran“-WM-Studio sein. Das Sat-1-Publikum kennt Jörg Wontorra seit Jahren als Moderator von ,ran“, der Bundesligashow. Hieraus könnte der Sender den Vorteil für seinen Lösungsvorschlag – Wontorra in Sendung und Werbung, beide Werbekunden einverstanden – ziehen: Mit Wontorra steigen die Einschaltquoten von „ran – WM-Fieber“, also auch die Kontakte zwischen Zuschauer und Werbung.

Und höhere Quoten sind für die WM-Sendung dringend nötig. Bislang erfüllen sie nicht die Erwartungen des Senders. „Das WM-Fieber wird sich erst noch entwickeln", sagte Faßler. Mit maximal 2,9 Millionen Zuschauern war die WM-„ran“-Quote nur halb so hoch wie der Schnitt der „ran“-Ausgaben zur Bundesliga mit rund vier Millionen Zuschauern (siehe Grafik). Die Marktanteile der Sat 1-WM-Sendungen betrugen zwischen 9,1 und 11,8 Prozent, Geschäftsführer Martin Hoffmann hatte sich aber zwischen 15 und 25 Prozent vorgestellt. Ein möglicher Grund für die schwachen Quoten: Das Eröffnungsspiel Frankreich gegen Senegal am Freitag wurde von der ARD live gezeigt und den ganzen Tag besprochen, da konnte das Interesse abends um 21 Uhr 15, wenn ,ran’ läuft, nicht mehr so groß sein.

Wahrscheinlich ist der späte Sendeplatz schuld an den schlechten Quoten. Ein Problem, das Sat 1 nur zu gut kennt: Schon vor gut einem dreiviertel Jahr musste der Sender „ran“ wegen miserabler Zuschauerzahlen von 20 Uhr 15 um eine Stunde auf 19 Uhr 15 vorziehen.

Aber auch ARD und ZDF, die täglich ein Vorrundenspiel live zeigen dürfen, stehen in der Kritik. Fans schimpfen, dass trotz horrender Gebühren nur ein kleiner Teil der WM im öffentlich-rechtlichen Programm läuft. Trotzdem erzielen ARD und ZDF mit ihren Live-Spielen sehr gute Quoten. Über sechs Millionen Zuschauer sahen die Eröffnungspartie und am Sonntag England gegen Schweden (ZDF), zwölf Millionen sogar am Sonnabend das erste Spiel des deutschen Nationalteams gegen Saudi-Arabien (ARD).

Damit sehen die öffentlich-rechtlichen Sender sich in ihrer „Strategie bestätigt, auf die Live-Berichterstattung zu setzen“, sagte der ARD-Vorsitzende Fritz Pleitgen.

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