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ZDF: Familien-Bande

Ein Dorfkrimi mit der grandiosen Maria Simon.

Als sich ihre Blicke erstmals treffen, ist es, als ob sie beide für einen Moment erstarren. Es sind die Blicke von Lona Schanz (Maria Simon) und Rolf Schanz (Christian Redl), von Tochter und Vater. Jahre ist es her, dass sie sich zum letzten Mal gesehen haben. Damals, in dem kleinen Dorf in der Eifel, in Eschbach. Dort am Waldesrand stehen sie sich plötzlich gegenüber, am Tatort. Lona ist Hauptkommissarin, arbeitet beim LKA in Düsseldorf. Sie wird die Ermittlungen übernehmen. Ein Geldtransporter wurde überfallen. Rolf ist Polizist und war als Erster am Tatort, mit dem Kollegen Wenning (Jacob Matschenz). Der Vater ist der Tochter unterstellt. Er verweigert sich, das Gespräch mit seiner Tochter. Zu tief ist der Graben zwischen ihnen, seitdem Lona mit ihrer Mutter gegangen ist, und er allein in Eschbach zurückblieb. Alles hatte er zuvor für Lonas Mutter getan, die an Krebs erkrankte. Dann ging sie mit einem anderen. Mit der Begegnung am Tatort soll sich nun beider Leben ändern.

Der Fernsehfilm „Tod in der Eifel“, für den man sich einen schöneren Titel hätte aussuchen können, wurde von Johannes Grieser nach einem Drehbuch von Holger Karsten Schmidt inszeniert. Kriminalfilm, Polizei-Thriller, Heimatfilm – all das ist „Tod in der Eifel“. Ein Film zumal über familiäre Verstrickungen, die Jahre später die Gegenwart ausmachen können. Das gilt nicht nur für Tochter und Vater, beide ganz hervorragend leise und eindringlich dargestellt von Maria Simon und Christian Redl. Sondern auch für Rolfs jungen Kollegen Tim, dessen Vater einer der Täter ist. Vor elf Jahren haben Wenning und sein Kumpan Jochen Hofmann eine Bank überfallen. Es war eine Millionenbeute. Nur der Dritte wurde damals gefasst …

Ein Druckkessel scheint das Dorf Eschbach zu sein, nicht wenige haben hier Dreck am Stecken, haben versucht, ihre Schäflein ins Trockene zu bringen. Misstrauisch die Blicke, missgünstig das Gerede. Das spürt auch Lona. Maria Simon zeigt sie in all ihrem Zerrissensein, ihrer Aufgewühltheit auch wegen des abweisenden Verhaltens ihres Vaters. Eigentlich erzählt dieser Film viel mehr über die Jahre währenden, fatalen Auswirkungen zwischenmenschlicher Auseinandersetzungen. Über den Verlust von Nähe, von authentischem Miteinander. Über die Abgründe des Familiären.

Der Krimi-Plot wirkt hier nur wie ein Aufhänger. Das ist gut so. Die Spannung resultiert hier viel mehr aus dem Unausgesprochenen zwischen den Personen, aus der Frage, wann das Fass zwischen Vater und Tochter endlich explodiert, ebenso wie jenes bei den Wennings. „Tod in der Eifel“, das ist eigentlich ein Film über die Schatten der Vergangenheit. Und, ganz am Schluss, da gibt es ein sehr schönes Bild, eine sehr schöne bescheidene Geste zwischen zwei zutiefst verletzten Menschen. Und die ist schließlich wahrhaftig. Thilo Wydra

„Tod in der Eifel“, ZDF, 20 Uhr 15

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