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© dpa

ZDF-Studio: Auf der Fahrt durch das Nichts

Bei der Premiere von "heute" aus dem neuen ZDF-Studio konnte einem leicht schwindelig werden.

Offenbar sind selbst Roboter bei einer Premiere nervös. Zumindest zitterten die beiden programmierbaren Kameras am Anfang der ersten „heute“-Sendung aus dem neuen High-Tech-Studio leicht, als sie über Steffen Seibert, Kristin Otto  und den riesigen Holztresen wegfuhren. Und dann war man mittendrin in den „verständlichsten Nachrichten Deutschlands“, so der Anspruch, und doch irgendwie nur dabei und außen vor. Man fühlt sich allein im Weltall, weit weg von den Moderatoren, die zum Teil wie ausgeschnittene Pappfiguren aussahen. Seiberts Frisur etwa wirkte streckenweise wie ein kleiner Hahnenkamm.

Sicherlich war das alte, kleine Studio mit seinen Holzpaneelen und dem Wohnzimmer-Charme nicht mehr zeitgemäß. Doch in der neuen „grünen Hölle“ herrscht eine befremdlich kalte und künstliche Atmosphäre. Die Moderatoren haben durch den Green-Screen, vor dem sie sitzen, eine leichte grüne Aura und man hat das Gefühl, dass ihre Stimmen in dem rund 700 Quadratmeter großen Studio hallen. Gleichzeitig entbehrt der Raum aber jeglicher Tiefe, hat keinen Halt nach hinten. Die Dimensionen scheinen auseinanderzufallen. Wenn dann Steffen Seibert an ein 3-D-animiertes Model des Kernkraftwerks Krümmel herantritt und unsicher auf defekte Transformatoren deutet, gewinnt das Ganze nicht unbedingt an Bodenhaftung. Man sieht zwar seine Beine, korrekt in Stand- und Spielbein-Position auf einem kleinen Podest, die Schuhspitzen leicht nach außen gedreht, dennoch scheint er im Raum zu schweben in seinem sehr klassischen, sehr dunkelblauen Anzug. Die Bilder im Hintergrund tun das tatsächlich. Während ein Beitrag anmoderiert wird, driftet das dazugehörige Foto leicht nach links, danach poppt das nächste dahinter hervor. Zusammen mit den wandernden Streifen auf den Hintergrundlinien wird einem als Zuschauer dabei leicht schwindelig auf der Fahrt durch das Nichts. Zum Glück gibt's handfeste Korrespondentenbeiträge wie eh und je, bevor man wieder in die nächste Grafik oder Landkarte hineingezoomt wird.

Durch die intensive Vorberichterstattung über das 30 Millionen Euro teure Nachrichtenstudio war man nun sehr gespannt auf die „Erklärräume“, die wegen des großen Aufwands übrigens nicht jeden Tag geöffnet werden sollen. Zur Premiere hatte die Redaktion des „heute journal“ sich kurzerhand die Mondlandung herausgepickt. Die jährt sich zwar erst übermorgen zum 40. Mal, war aber jetzt schon schön anzusehen. Auch wenn die 3-D-Animation der Apollo-Umlaufbahn mit dem freundlichen Claus Kleber daneben, der sich in der Sendung erstaunlich oft verhaspelte, etwas von Schulfernsehen hatte. Dennoch fragt sich, ob die Grafik zur Sitzverteilung im Kieler Landtag unbedingt verständlicher wird, wenn ein Moderator halb darin steht und darauf herumdeutet. Und mit der riesigen, rundumlaufenden Leinwand hat man zwar viel Hintergrund im Bild, aber nicht unbedingt mehr Hintergrund in den Nachrichten. Insgesamt wirkt der spektakuläre Start in ein neues Zeitalter recht verhalten. Auch die Intro-Melodie ist sanfter geworden, keine Fanfaren mehr und der etwas penetrante Morsecode aus den 70ern ist nur noch schwach zu vernehmen.

Ein Problem ist, dass die luftige, weiße Schrift bei den Einblendungen auf dem hellgrauen Font schwer zu lesen ist. Auch bei der Wetterkarte sind die Symbole und Namen etwas klein geraten. Offenbar spekuliert man hier darauf, dass bald jeder einen Großbildschirm zuhause hat. Im Chat auf heute.de hörte sich das ZDF-Team danach die Kommentare der Zuschauer zum neuen Studio an und beantwortete Fragen. Chefredakteur Elmar Theveßen bat um etwas Zeit, um sich mit den neuen Gegebenheit noch vertrauter zu machen und die ein oder andere Korrektur einzuarbeiten.

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