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Ralf Müller-Schmid ist Programmchef von DRadio Wissen, der Digitalwelle des Deutschlandradio.

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Zu meinem ÄRGER: Der Rubikon im Bullshit-Bingo

Plattitüden zur Flüchtlingskrise, Sahnetorten für Jan Böhmermann und ein Besuch in Köpenick. DRadio-Programmchef Ralf Müller-Schmid ordnet die Medienwoche ein.

Herr Müller-Schmid, worüber haben Sie sich in dieser Woche in den Medien am meisten geärgert?
Was mich immer wieder nervt, sind hohle Floskeln in Kommentaren. Wenn es um globale Herausforderungen geht wie den Klimawandel und dann kommt ein neunmalkluges „Machen wir uns nichts vor!“. Oder im Moment gerne genommen im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise: „Der Rubikon ist überschritten“. Das ist ein sicherer Hinweis für das, was die Amerikaner Bullshit nennen. Ich ärgere mich, wenn man mir von oben herab mit Plattitüden die Welt erklären will. Ehrliche Haltungen sind mir auch im Journalismus lieber, und vor allem Meinungen, die sich auf eigene Erfahrungen stützen.

Gab es auch etwas, worüber Sie sich freuen konnten?
Weil ich so gut wie gar nicht fernsehe, schalte ich regelmäßig das Internet an. Und da mag ich im Moment besonders Jan Böhmermanns Neo-Magazin Royale, und wie er mit Social Media umgeht. Oder etwas förmlicher ausgedrückt: wie der Moderator mit seinem Publikum kommuniziert: Er provoziert seine Zielgruppe und seinen Arbeitgeber und kriegt dabei selbst etliche Sahnetorten ab. Das kommt meiner Idee von Humor ziemlich nahe.

Welches Video können Sie empfehlen?
Aktueller Favorit: „Komm mit mir nach Köpenick“ von Romano. Alles daran ist irgendwie surreal, die Gangsta-Posen, der goldene Seidenblouson, die blonden Zöpfe. Und dabei kein einziges Bild von Köpenick. Bei mir funktioniert das so, dass ich mir den Berliner Stadtteil jetzt mal wirklich genauer anschauen möchte. Habe ich in 15 Jahren Berlin bisher leider nicht geschafft. Romano sagt, da gibt es den ganzen Tag Erdbeerkuchen mit Sekt. Ich glaube ihm jedes Wort.

Ralf Müller-Schmid ist Programmchef der Digitalwelle DRadio Wissen vom Deutschlandradio.

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