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Steckt der US-Geheimdienst NSA auch hinter den Angriffen mit dem neuen Trojaner Regin. Dies berichtet zumindest die Webseite "The Intercept".

© dpa

Zu PAPIER gebracht: Wärmende Sammelwut

Im Winter freut man sich über jede Heizquelle, selbst wenn es sich um einen Server handelt. Warum nicht von der NSA, fragt unser Autor, dann stünden die Datenspeicher näher bei den überwachten Personen.

Jeder Notebook-Besitzer kennt das Problem: Kaum hat man die Schutzfolie entfernt, beginnt der langsame Niedergang der Hardware. Die Lüfter verstauben, das Notebook läuft heiß. Man pustet in die Lüftungsschlitze, baut mit Büchern waghalsige Konstruktionen, die ein wenig Luft an die Sache bringen sollen. Oder benutzt einen der kleinen USB-Ventilatoren, die einzig dafür gedacht scheinen, das Notebook und nicht etwa dessen Besitzer zu kühlen. Aber all das sind Sommerprobleme. Jetzt, zu Beginn der kalten Jahreszeit, hat die Unzulänglichkeit meines Notebooks unbestreitbar seine guten Seiten.

Berliner Altbauwohnung, Hinterhaus, ganz oben. Die Außenwand ist nach innen spärlich gedämmt, die Rahmen der alten Fenster, einfach verglast, sind schön, aber verzogen. Kurz: Diese Wohnung warm zu kriegen, dauert. Und kostet. Mein überlastetes Notebook, es wärmt meine Hände beim Schreiben. Eine Art Rechnerlagerfeuer, eine 13-Zoll-Kompaktheizung.

Noch mehr Wärme als Notebooks erzeugen Server. Jene Geräte, auf denen Daten aus dem Internet gespeichert werden. Eine Firma aus Dresden will jetzt beide Welten zusammenbringen. Überhitzte Server und frierende Menschen. „Cloud & Heat“ bringt die Server aus den Firmenkellern in die heimischen vier Wände. Die erzeugte Wärme wird zum Heizen und zur Warmwasserversorgung genutzt. Der Verbraucher zahlt zu Beginn einmalig 12 000 Euro und wird laut Unternehmen 15 Jahre lang mit Strom und Wärme versorgt. Über 100 Haushalte in Deutschland sollen bereits mitmachen.

12 000 Euro sind eine Menge Geld. Denkbar aber wäre eine Kooperation. Ich würde die NSA vorschlagen. Die haben ein echtes Problem mit zu viel Wärme. Um die Server im neu errichteten Hauptrechenzentrum in Utah am Laufen zu halten, wird so viel Strom wie von einer Stadt mit 20 000 Einwohnern verbraucht. Die monatliche Rechnung beläuft sich auf eine Million Dollar. Zehn Mal ist das gesamte System im vergangenen Jahr abgestürzt. Der Grund: Es wurde zu viel Wärme produziert. So viel, dass sogar verbaute Metallteile in den Servern schmolzen.

Die naheliegende Idee wäre also: Der US-Geheimdienst übernimmt die Kosten, um die NSA-Server in Privatwohnungen aufzustellen. Abstürze würden vermieden und die amerikanische Behörde könnte ihre Investition geschickt als Marketingmaßnahme nutzen. Hin zur Transparenz. Schließlich stünden die Server ja jetzt bei den Menschen, die belauscht werden. Für uns alle bedeutet das zwar nicht das Ende der Überwachung, aber zumindest können wir uns an der Sammelwut der Amerikaner ein bisschen wärmen.

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