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Medien: Zurück zur Natur

Reinhold Beckmann ist am besten, wenn es indiskret wird. Nicht, dass seine Fragen besonders einfühlsam wären.

Von Barbara Nolte

Reinhold Beckmann ist am besten, wenn es indiskret wird. Nicht, dass seine Fragen besonders einfühlsam wären. Er traut sich nur mehr als die anderen. Er ignoriert einfach, wenn seine Gäste vor Peinlichkeit erstarrt sind. Frau Glas, warum, glauben Sie, ist ihr Mann fremd gegangen? – Boris, wie war das in der Besenkammer? Bei den Themen Sex, Betrug, Tod dreht Beckmann auf.

Was macht er nur, wenn von seinen Gästen nicht ein einziger Skandal überliefert ist? Wie am Montag, als er die Berliner Familie Boro eingeladen hatte, die nur mit zwei Toten im weiteren Umfeld dienen konnte: mit zwei toten Hühnern. Sie hatten sie schlachten müssen, als der Winter im „Schwarzwaldhaus“ hereingebrochen war. Beckmann fragte, wie das Schlachten so war. Er erkundigte sich auch nach der Kartoffelernte und dem Befinden von ihrem Schwein. Noch nie war eine „Beckmann“-Sendung so geerdet. Und noch nie war eine so erfolgreich: Sie hatte 3,71 Millionen Zuschauer.

Die ARD-Reality-TV-Reihe „Schwarzwaldhaus“ war also noch einmal für eine Überraschung gut. Erst hatte der Erfolg der Sendung selbst erstaunt. Sie hatte teilweise mehr Zuschauer als die „Tagesschau“. Dabei galt das Format im Jahr zwei nach „Big Brother“ als mausetot. Und jetzt haben ihre Protagonisten bei den „Beckmann“-Quoten auch noch Boris Becker und Uschi Glas abgehängt.

Eigentlich erfreulich, das alles. Aber hat es was zu bedeuten? Langweilt die Zuschauer das Stochern im Privatleben vermeintlicher Stars mittlerweile? Lautet die Steigerung von Ehebruch etwa Schweinemast? Ist Landleben schon so weit vom Alltag der Deutschen entfernt, dass es das eigentlich Interessante ist? „Kommen wir zu den Hühnern, was für ein Futter hast Du angerührt?“, fragte Beckmann. Ein absurder Satz in einer deutschen Talkshow. Hatte man bis vorgestern jedenfalls geglaubt.

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