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Medien: Zwischen allen Kratern

Hans Janke entscheidet sich fürs Bleiben. Der Fernsehspielchef erweitert seinen Einfluss im fiktionalen Programm

Hans Janke ist ein wichtiger Mann für ein erfolgreiches Programm des Zweiten Deutschen Fernsehens, künftig ist er ein mächtiger dazu. Janke bleibt auf dem Mainzer Lerchenberg, nachdem er sich zwischen zwei Angeboten entschieden hat. Peter Voß, Intendant des Südwestrundfunks (SWR), wollte den 58- Jährigen als Fernsehdirektor gewinnen. Janke hat das „ebenso noble wie attraktive Angebot“ abgelehnt, es sei ihm alles andere als leicht gefallen, sagte Janke am Donnerstag. Warum, das liege auf der Hand. Als Fernsehdirektor der zweitgrößten ARD-Anstalt lässt sich Etliches gestalten und bewegen, und aus dem Kreis der Fernsehdirektoren soll der Nachfolger von ARD-Programmdirektor Günter Struve kommen. SWR-Chef Voß wollte sich für Janke verwenden.

Und doch, im Fernsehdirektorat, da ist der Amtsinhaber ein König Allerlei. Der Aufgabenbereich reicht von knochentrockener Berichterstattung zur Landespolitik über regionales Essen & Trinken in Südwest 3 bis hin zum hochfeinen Fernsehspiel, das der SWR in die ARD einbringt. Ein Fernseh-Künstler, wie Janke es trotz aller (freiwilligen) Zugeständnisse an ein massentaugliches Programm ist, mag hier mehr Bedenkliches als Lockendes erwartet haben.

Hans Janke ist seit 1989 beim ZDF. Er wurde 1992 Hauptredaktionsleiter Fernsehspiel und Film, ehe er 1995 in der Nachfolge Heinz Ungureits auch die Position des stellvertretenden Programmdirektors übernahm. Nach dem Willen von ZDF-Intendant Markus Schächter sollte er zum Programmdirektor aufsteigen. Im Verwaltungsrat des Senders gab es für ihn aber keine Mehrheit, weil ihm die konservativen Gremiumsmitglieder eine Nähe zur SPD nachsagten. Mit Blick auf die Umstände und Querelen der Wahl von Innenpolitik-Chef Thomas Bellut zum Programmchef sagte Janke: „Aus wohlüberlegten Gründen, auch persönlichen, habe ich mich entschieden, nach allem und trotz allem bei meiner Arbeit im ZDF zu bleiben. Diese Arbeit soll noch mehr Raum und Gewicht bekommen.“ Janke wird zusätzlich den Posten eines „Koordinators Fiktionale Programme“ übernehmen. Dabei soll er Produktion und Akquisition von Fernsehfilmen, Spielfilmen, Serien und Mehrteilern zusammenführen. Janke erklärt das so: „Der Samstag-Krimi zum Beispiel ist auf drei Redaktionen verteilt. Da wird künftig mehr miteinander als nebeneinander gearbeitet.“ Mehr Transparenz zwischen den Redaktionen, mehr Klarheit gegenüber den Produzenten, das möchte Koordinator Janke bewirken. Sein Steuerungs-Mittel ist die Stoff-Zulassung: Was wird produziert? „Das ist ein großes Spielfeld, außerordentlich interessant, ein gewaltiges Volumen“, sagte Janke. 300 bis 350 Millionen Euro vergibt das ZDF an Auftragsproduktionen.

Jankes Absage an den SWR befördert dessen Fernseh-Chefredakteur Bernhard Nellessen an die Spitze der Fernsehdirektion. Bei seiner Entscheidung für den 44-jährigen Journalisten sei der Gesichtspunkt des professionellen und persönlichen Formats ausschlaggebend, betonte Intendant Voß. Er nannte Nellessen „eine in jeder Hinsicht vorzügliche Besetzung, die den journalistischen und kulturellen Anspruch des SWR unterstreicht“. Der Bad Emser ist auch als Lyriker hervorgetreten, 1987 publizierte er den Gedichtband „Neu leuchten die Zäune“. Das wird ihm bei seinem Chef nicht geschadet haben. Peter Voß legte vor zwei Jahren den Gedichtband „Zwischen den Kratern“ nach.

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