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Irgendwie eigen: Der Citroën C4 Picasso sticht mit seiner eigenwilligen Front aus der Masse hervor. Das ist sicherlich kein schlechte Eigenschaft, muss aber gefallen.

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Fahrbericht Citroën C4 Picasso: Mit Familie in Futur

Warum nicht mal was Extravagantes wagen? Der Citroën C4 Picasso bringt dafür optisch alles mit. Aber bei Vans zählen vor allem die inneren Werte. Sprich, er muss praktisch und geräumig sein. Kann der eigenwillige Franzose das? Der Fahrbericht.

Französische Autos hatten schon immer ihre Eigenarten. Das Design war eigentlich stets etwas Besonderes, die Fahrwerksabstimmung meist besonders weich und komfortabel und die Sitze hatten nicht selten die Konsistenz eines Sofas. Wer sich als Kunde darauf einlassen wollte, der bekam im Gegenzug in der Regel ein recht solides Auto mit Flair einer gewissen Extravaganz. Ganz so lässt sich das heute nicht mehr feststellen. Während Peugeot und Renault mehr und mehr in Sachen Design dem Mainstream hinterherjagen hält nur noch Citroën die Trikolore eines Originals des Typus Voiture à la français hoch. Einer der diese ur-französischen Eigenschaften noch so richtig in sich trägt ist der Citroën C4 Picasso. Und er fährt ganz nebenbei noch in einer ganz anderen Tradition, nämlich die Französischer Familienautos. Geht das zusammen und wie schlägt das Designerstück für Familien in der Praxis? Wir haben den Test gemacht.

Außen und Innen

Mon Dieu, kneift der die Augen zusammen. Die Tagfahrleuchten aus LEDs sitzen beim Citroën C4 Picasso in einer Linie mit dem Markenemblem und sind vollständig getrennt von den Hauptscheinwerfern darunter. Was zunächst merkwürdig aussieht, sieht in Wirklichkeit nach einer gewissen Gewöhnungsphase doch ziemlich gut aus. Hier haben wir wieder den Effekt des französischen Designs. Es polarisiert, kann aber doch gefallen. Vielleicht nicht jedem, aber doch vielen. Rund um den Citroën C4 Picasso haben die Designer außerdem recht viel Zierat aus Chrom regnen lassen. Auch das gefällt vielleicht nicht jedem, wertet das Fahrzeug aber durchaus auf. Die Überhänge sind extrem kurz geraten, was dem Anspruch an einen hohen Nutzwert geschuldet sein dürfte.

Im Interieur setzt sich die Verteilung von Chrom fort. Nur das hier an der ein oder anderen Stelle Kunststoff das Chrom imitiert, was aber klassenüblich und daher nicht weiter tragisch ist. Auffällig ist hingegen, die Konstruktion des Armaturenträgers. Die Cockpitinstrumente finden sich in digitaler Form in einem zwölf Zoll großen Display über der Mittelkonsole. Bei Citroën ist das fast schon eine Sitte, aber auf den ersten Kilometern immer noch gewöhnungsbedürftig. Zumal die Informationen auf dem Display vielfältig sind und der Blick desöfteren suchend über den Bildschirm wandert. Es empfiehlt sich wirklich das Ganze mal im Stand und mit etwas Ruhe gedanklich zu sortieren, sonst kann diese Idee doch vom Verkehrsgeschehen ablenken.

Die markante C-Säule hat sich der Citroën C4 Picasso sicher bei den Brüdern der DS-Baureihe abgeguckt. Das wertet das Fahrzeug optisch auf.

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Es lohnt sich aber, denn schlecht ist die Idee nicht. Die Mittelkonsole ist sehr aufgeräumt. Navigation, Audioanlage und Klima werden über den sieben Zoll großen Bildschirm unterhalb des Cockpitdisplays bedient. Zwar können einige Funktionen auch auf dem zentralen Bildschirm darüber dargestellt werden. Zum Beispiel Navigation, Audio-Infos oder die Angaben des Bordcomputers. Wer sich da reinfriemelt kann durchaus Freude daran finden. Die Verarbeitung und die Materialien bleiben weitgehend ohne Beanstandung. Höchstens an verdeckten Stellen findet sich mal eine ungeschliffene Kante. Spaltmaße und die Befestigung der Elemente sind in Ordnung.

Sitzen und Laden

Vans hatten ja schon immer diesen Vorteil der heute so gerne diesen SUVs zugute gehalten wird. Man sitzt relativ hoch und im Falle des Citroën C4 Picasso fällt auch der Einstieg daher besonders leicht. Vom früheren Sofacharakter hat das Gestühl auch nichts mehr, selbst wenn sie im Vergleich mit manch anderen Autos immer noch recht soft erscheinen. Für längere Fahrten von größeren Menschen ist die Sitzfläche relativ kurz, was die Beine irgendwann schmerzen lässt. Das Raumgebot ist vorne angemessen. Auf der Beifahrerseite profitiert das Platzangebot von einem  sehr weit vorne positionierten Handschuhfach. Das wird dadurch eher zu einer Tasche und büßt vielleicht etwas an Funktionalität ein. Aber das ist durchaus akzeptabel, zumal sich viel Stauraum dahinter verbirgt. Gestützt wird das positive Raumgefühl sicherlich durch die Panorama-Frontscheibe, die immer wieder Freude bereitet. Schon beim kleineren C3 sorgt sie für mehr Licht und Leben im Inneren. Und auch hier im Familien-Van ist sie einfach schön. Man fragt sich, warum das eigentlich noch kein anderer Hersteller kopiert hat. Wenn dann noch, wie in unserem Wagen das Panoramadach (500 Euro) hinzu kommt, dann hätte selbst Namensgeber Picasso wohl seine Freude dran, so viel Licht und Farben dringen selbst in der dunklen Jahreszeit in das Auto.

Auch im Innern ist der Citroën C4 Picasso eigenwillig. Konservative werden sich mit dem Cockpit, das über der Mittelkonsole sitzt nur schwer anfreunden können. In der Praxis gewöhnt man sich aber recht schnell daran und lernt zum Beispiel die freie Konfigurierbarkeit zu schätzen.

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Im Fond bietet der Citroën C4 Picasso drei vollwertige Sitze, die sich auch mit drei Kindersitzen bestücken lassen. Das ist selbst bei Mini-Vans wie dem Citroën C4 Picasso keine Selbstverständlichkeit. Praktisch ist auch, dass sich die dreigeteilte Rückbank horizontal verschieben lässt. Das bringt mehr Variabilität im Fond und vor allem dahinter. Der Kofferraum schluckt im Normalzustand nämlich beachtliche 537 Liter. Wer nicht ganz so viel Platz benötigt kann sich kann sich durch den Mechanismus mehr Luft im Fond verschaffen. Typisch französisch im besten Sinne sind zwei Staufächer im Boden des Fond. Praktisch für Spielsachen oder andere kleine Dinge, die Passagiere hier benötigen könnten. Beachtlich übrigens auch das Kofferraumvolumen bei umgelegter Rückbank: 1740 Liter! Und für lange Gegenstände lässt sich auch noch der Beifahrersitz nach vorne umklappen. So wird aus dem Citroën C4 Picasso endgültig ein Nutzwert-König. Auch weil die Öffnung des Kofferraums tief und breit baut und so das Beladen sehr einfach macht.

Fahren und Tanken

Ganze vier Liter soll unser 116 PS starker Diesel in diesem Van verbrauchen. Nun wissen wir ja schon länger, dass solche Zahlen Schall und Rauch sind. Die Frage stellt sich also, wie hoch ist der Aufschlag auf diesen ambitionierten Wert? Bei unseren Fahrten lag er mit 1,8 Litern noch einem vertretbaren Rahmen. Wobei wir im Straßenmix etwas Überhang auf der Autobahn und Landstraße hatten.

Dabei lässt sich der Van mit der Motorisierung durchaus ordentlich bewegen. In 11,8 Sekunden schafft der die 100 km/h und beim Durchzug bringt er dank seines Drehmoments von 270 Newtonmetern bei 1750 Umdrehungen pro Minute auch Dampf auf die Achsen, wenn es nötig wird. Allerdings ist hier Schalten angesagt. Der sechste Gang ist ausgesprochen lang übersetzt und spielt auf der Autobahn seine Stärken aus. Beim Überholen sollte es schon der fünte oder im zweifel gar der vierte sein. Wird er hingegen beladen, dann ist der Unterschied zu der 150PS-Version, die Citroën ebenfalls im Angebot hat, durchaus spürbar.

Als kompakter Van macht der Citroën C4 Picasso vieles richtig und leistet sich kaum Schwächen. Nur sein recht hoher Anschaffungspreis stört.

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Sprachen wir vorhin nicht auch über die typisch weichen französischen Fahrwerke? Auch das ist schon lange Vergangenheit. Der Citroën C4 Picasso federt straff, vielleicht sogar etwas zu straff, was das Auto auf Kopfsteinpflaster etwas stuckrig macht. Auf normalen Straßen hingegen erfreut das Fahrwerk dadurch aber mit großzügigeren Sicherheitsreserven. Vor allem, weil es die Wankneigung des immerhin 1,62 Meter hohen Autos deutlich eindämpft. Und die gibt es schon in engeren Kurven. Wo der Picasso ansonsten zum recht braven Untersteuern neigt, wird er in engen Ecken leicht hecklastig und droht mit Kontrollverlust am Heck. Da muss man es allerdings schon wild treiben, was sich bei einer Familienkutsche ja wirklich nicht geziehmt. Mit Ladung an Bord schwingt der Citroën C4 Picasso bei langen Wellen gerne mal mit. Aber ansonsten schluckt das Fahrwerk auch dann die meisten Sachen pflichtbewusst weg.

Hören und Sehen

Citroën hat dem kleineren seiner Vans eine ordentliche Ausstattung an Sicherheits- und Assistenzsystemen mitgegeben. Der Spurhalteassistent gibt es in Serie, auch mit den citroën -typischen Vibrationen am Gesäß. Über ein Paket bringt Citroën auf Wunsch noch einen Tot-Winkel-Warner, einen aktiven Tempomat und eine Einparkhilfe vorne beinhaltet. Wer es ganz bequem mag, der kann auch das Einparken komplett dem aktiven Parkassistenten überlassen, was dieser auch wirklich ganz gut macht.

Die Rundumsicht ist recht gut, wobei sie nach vorne natürlich durch die große Frontscheibe nahezu perfekt ist. Einzig die dritte Seitenscheibe am Kofferraum ist eine Schießscharte und beschränkt dadurch den Blick nach schräg hinten.

Auch Audioanlage und Navigation verrichten sehr ordentlich ihre Dienste. Über die Eigenheiten bei der Bedienung haben wir ja zuvor bereits gesprochen. Das muss man mögen, wenn man sich den Citroën C4 Picasso kaufen möchte. Wir konnten es ganz gut und haben uns nur etwas an den berührungsempfindliche Tasten rund um das Sieben-Zoll-Display gestört.

Wählen und Zahlen

Wer den Citroën C4 Picasso heute konfiguriert, der wird sich wundern, dass es derzeit nur noch die Ausstattungsvariante „Buisness Class“ mit der Motorsierung E-HDI 115 gibt. Diese ist zwar sehr ordentlich ausgestattet, kostet aber auch im Grundpreis 27 174 Euro, was für einen kleineren Familien-Van kein Pappenstiel ist. Theoretisch gibt es den mittleren Diesel auch in der Ausstattungsvariante Attraction ab 23 990 Euro. Mit dem kleinsten Benziner ist der Citroën C4 Picasso auch schon ab 19 990 Euro zu haben.

Gutes und Schlechtes

In unserem Test hat der Citroën C4 Picasso einen sehr ordentlichen Eindruck hinterlassen. Das Auto leistet sich so gut wie keine nennenswerten Schwächen, bietet aber ein sehr rundes Gesamtpaket. Wer mehr Sport sucht, der wird sich ohnehin bei anderen Modellen umsehen, wer mehr Platz sucht und sieben Sitze braucht wird zum größeren C4 Grand Picasso greifen. Als Kompromiss für eine vierköpfige Familie bleiben kaum Wünsche offen.

Einzig des doch recht hohe Preis gibt vielleicht Grund zur Beanstandung. Aber möglicherweise lässt sich da noch mit etwas Verhandlungsgeschick was bewegen. Und selbst wenn nicht: Der geringe Verbrauch und die günstige Einstufung bei den Versicherungen bringen im Laufe der Zeit wieder etwas Geld zurück.

Nostalgiker werden sich vielleicht mit etwas Wehmut an die einstigen Eigenheiten französischer Autos zurück erinnern. Der Citroën C4 Picasso gibt jedenfalls dazu kaum einen Anlass. Er zeigt sich als modernes Familienauto mit allem, was es braucht und an der ein oder anderen Stelle auch noch etwas mehr. Trés bien, Citroën.

Stärken

Sparsamer Motor

Hoher Nutzwert

Helles Interieur

Schwächen

Hoher Grundpreis

Leichte Durchzugsschwäche

Gewöhnungsbedürftige Bedienung

Die Konkurrenz

Ford S-Max

VW Touran

Opel Zafira Tourer

Technische Daten Citroën C4 Picasso e-HDI 115
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) 4,42/1,82/1,62 Meter
Leergewicht 1550 Kilogramm
Kofferraumvolumen / umgelegte Rückbank 537 7 1710 Liter
Maximale Zuladung 475 Kilogramm
Sitzplätze 5
Tankvolumen 55 Liter
Motor Vierzylinder-Motor mit Commonrail-Einspritzung
Hubraum 1560 Kubikzentimeter
Getriebe 6-Gang Schaltgetriebe
Leistung (kW/PS) 85/116 bei 3600 U/Min
Drehmoment 270 Newtonmeter bei 1750 Umdrehungen/Minute
Beschleunigung 0 - 100 km/h 11,8 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 189 km/h abgeregelt
Verbrauch laut Hersteller (innerorts / außerorts / kombiniert) 4,5 / 3,8 / 4,0 Liter
Verbrauch im Test 5,8 Liter
CO2-Emissionen / Effizienzklasse 105 g/km / C
Typklassen (KH/VK/TK) 15 / 21 / 21
Preis als Basisfahrzeug 23 990  Euro
Preis des Testwagens Ca. 29 000 Euro

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