Fahrbericht Citroen Grand C4 Picasso BlueHDI 150 Exclusive: Ensemble en voiture - Familie auf Reisen
Es muss nicht immer gleich der Bus sein. Für größere Familien ist der Van immer noch die beste Option. Das bestätigt auch der Citroen Grand C4 Picasso. Auch wenn er sich nicht immer unkompliziert gibt. Ein Praxistest mit Ausblick.
Was tun, wenn die Familie wächst, das Auto aber nicht? In der Regel muss ein neues Vehikel her, vor allem mit viel Platz. Nun will aber nicht jeder gleich Bulli fahren und mit drei Kindern werden da die Alternativen im Pkw-Bereich dünn. Es wird ein Van werden. Der Citroen Grand C4 Picasso ist so einer, der fünfköpfige Familien glücklich machen will und Oma und Opa im Zweifelsfall gleich mit. Familie und französische Autohersteller waren schon immer eine gute Kombination. Gilt das auch für den Großraum-C4? Wir wollen es genauer wissen.
Außen und Innen
Mon dieu, der ist groß. Zwar sind 4,59 Meter in der Autowelt keine gigantischen Abmessungen, aber dank der Silhouette, vielleicht auch wegen der schmalen Augen, sprich Scheinwerfer, wirkt der Franzose ganz schön gestreckt. Sicher trägt auch der lange Radstand von 2,84 Meter dazu bei. Wie auch immer, jedenfalls verglichen mit dem normalen C4 Picasso wirkt der große Bruder wie der Schnellzug TGV.
Das Design der Fahrzeugfront polarisiert. Muss man mögen, gewöhnt man sich aber recht schnell dran. Auf jeden Fall etwas anderes, ein Auftritt der aus der Masse herausragt. Den macht die schier unendlich lange Frontscheibe perfekt. Etwas ganz formidables, was sich die Franzosen da ausgedacht haben. Das zeigt sich vor allem innen. Licht erhellt selbst an trüben Tagen den Innenraum, kein Kopfverrenken mehr an hohen Ampeln und ein Gefühl von Leichtigkeit, wenn der Blick in die Höhe geht. Spontan schwenken die Gedanken in Richtung Urlaub. Aire nennen sich die Rastplätze an den französischen Autobahnen. Wäre auch ein passender Begriff für die hohe Stirn des Citroen Grand C4 Picasso. Leichtigkeit des Autofahrens, selbst ohne Sonne. Kommt dann noch das Panorama-Glasdach (990 Euro) dazu, dann sitzt man wortwörtlich im Glashaus.
Wenn Markenfremde hinter dem Steuer Platz nehmen, dann erwartet sie erst mal eine Überraschung. Man blickt durch den Lenkradkranz und sieht – nichts. Das Cockpit ist beim Citroen Grand C4 Picasso auf die Mittelkonsole gerutscht. Hinter dem Lenkrad findet sich lediglich die rechte, leere Seite des Armaturenträgers. Auch so eine französische Besonderheit, gesehen auch bei Renault. Savoir vivre? Ja und nein, denn der Vorteil erschließt sich nicht ohne weiteres. Aber auch hier gilt: Ist auch nicht schlecht und man gewöhnt sich schon bald daran. Darunter sitzt noch ein sieben Zoll großes Touchscreendisplay für die Bedienung des Infotainments und weiterer Fahrzeugfunktionen. Dazu später mehr.
Sitzen und Laden
Das optische Versprechen erfüllt der Citroen Grand C4 Picasso durchaus. Der Einstieg fällt leicht, weil die Sitzposition leicht erhöht ist. Durch die Länge drohen auch keine Beulen aufgrund der schräg stehenden A-Säule. Angenehm ist auch die Breite des Autos. Die Türverkleidungen sind recht schmal gehalten, weshalb das Raumempfinden positiv ausfällt. Es passt rundum, auch hinten. Zumal die Sitze einzeln um rund 13 Zentimeter in Längsrichtung verschiebbar sind. Und zwar einzeln. Zudem ist durch die angenehme Breite lassen sich auch drei Kindersitze nebeneinander montieren. Trés bien! Das schaffen nicht allzuviele Autos. Das sind sie wieder, die Familiengene aus Frankreich, an der sich so mancher Konkurrent immer noch ein Scheibchen abschneiden kann. Das gilt auch für den Liegesitz auf der Beifahrerseite. Gestresste Mütter oder Väter können hier im wahrsten Sinne die Füße hochlegen. Aus dem Sitz wird mit hochgeklappter Beinauflage, nach hinten gestellter Rückenlehne und der optionalen Massagefunktion eine Wohltat auf langen Reisen.
Ganz hinten hört es mit der Großzügigkeit dann auf. Die beiden optionalen Sitze (700 Euro) in der dritten Reihe gehen für Kinder in Ordnung. Erwachsene brauchen da schon gewisse akrobatische Fähigkeiten und müssen die Beine einziehen. Oma und Opa werden allerdings ohnehin eher in Reihe zwei Platz nehmen. Und da sich der Citroen Grand C4 Picasso auch hier am Rande des machbaren bewegt lässt sich das kaum wirklich bekritteln.
Überdurchschnittlich ist das Ladevolumen des Citroen Grand C4 Picasso. Mit 645 Liter bei umgeklappter dritter Reihe liegt der Franzose weit über dem Durchschnitt seiner Klasse. Bis zu 1843 Liter können es werden. Zudem kann der Beifahrersitz serienmäßig umgeklappt werden, was dann auch einem größeren Einkauf beim Baumarkt entgegen kommt. Der Laderaum zeigt, bei umgelegter dritter Reihe, so schon eine Tiefe von 1,10 Meter. 1,85 werden es bei umgelegter zweiter Reihe und mit dem geklappten Beifahrersitz werden daraus mehr als 2,50 Meter an Durchlademöglichkeit. Im Gegensatz fliegen kleine Gegenstände wild im Kofferraum herum. Es fehlen Zurrösen oder sonstige Möglichkeiten Kisten und ähnliches zu arretieren. Lediglich zwei Gummibänder helfen hier, aber nur bedingt. Schade eigentlich bei so viel Platz.
Fahren und Tanken
Wir fahren den Citroen Grand C4 Picasso BlueHDI 150. Der stärkste Diesel im Sortiment war lange der einzige Selbstzünder, der die Norm Euro 6 erfüllte. Mittlerweile hat Citroen nachgezogen und auch einen kleineren BlueHDI 120 gebracht. Der Aufpreis beim Händler für den 150-PS-Motor liegt bei 1200 Euro, im Vergleich zum ähnlich starken Top-Benziner THP 155 allerdings bei 2700 Euro. Ob sich die lohnen muss letztlich jeder selbst entscheiden. Auf der Straße ist der Vorteil sicher ein souveräneres Fahrverhalten. Die 30 PS machen sich bei einem Auto mit einem Leergewicht von 1699 Kilogramm durchaus einen Unterschied. Das liegt auch am Drehmoment von 370 Newtonmeter (BlueHDI 120: 270 Nm). Der Citroen Grand C4 Picasso zieht aus dem Drehzahlkeller stramm nach oben und kann die Fuhre, gerade in der Stadt, gut bewegen.
Vor allem der sechste Gang ist aus Verbrauchsgründen sehr lange ausgelegt. Das erfordert Schaltarbeit auf der Landstraße, wo Überholvorgänge eher im vierten als im fünften Gang gefahren werden sollten. Das Getriebe mit seinen sechs Gängen steht dem jedenfalls nicht im Wege. Das arbeitet gut. Dann geht es aber in rund sieben Sekunden von 80 auf 120 km/h. Auch das souverän, ähnlich wie die Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h. Die Lenkung arbeitet grundsätzlich präzise, zeigt sich um die Mittellage bei niedrigen Geschwindigkeiten etwas indifferent.
Das gilt auch noch mit fünf Personen und Gepäck an Bord. Zwar haben wir mit drei Kindern die immer noch üppige Zuladung von 544 Kilogramm (Benziner liegen bei 640 Kilo) sicher nicht ausgereizt. Aber auch mit dem Aufgepäck fährt sich der Citroen Grand C4 Picasso sehr gut. Hier werden auch die Vorzüge des sonst etwas weichen Fahrwerks klar. Das Mehrgewicht schultert der Großraum-Van souverän, liegt satter auf der Straße und fährt sich fast stabiler als leer. Ein weiterer Pluspunkt auf dem Familienkonto.
Mit 4,2 Litern im EU-Norm-Mix steht der Citroen Grand C4 Picasso auf dem Papier. Das ist eine große Vorgabe, die so in Praxis freilich nicht umgesetzt werden kann. Aber unser Testverbrauch von 5,6 Liter hat uns dennoch überrascht. Zumal das Gros der Kilometer in der Stadt zurückgelegt wurden. Zwar sind wir mit moderatem Tempo unterwegs gewesen, aber dennoch ist dieser 150-PS-Diesel ein Sparmeister.
Hören und Sehen
Die Bedienung des Citroen Grand C4 Picasso ist nicht nur durch die Lage des Cockpits gewöhnungsbedürftig. Das dürfen die Franzosen, haben sie doch einiges schon immer etwas anders gemacht. Aber das doppelte Digitaldisplay sorgt schon ein ums andere Mal für Verwirrung. Auf dem volldigitalen Display mit einer Größe von 12 Zoll, welches das Cockpit ersetzt, werden durchaus mal Anzeigen gesucht. Wieviel Grad haben wir draußen gerade, auf welchem Wert steht die Klimaanlage und welcher Sender ist gerade eingestellt. Das sagt uns alles das Digitalcockpit, aber am Anfang weiß man nicht genau, wo?
Citroen hat zudem das Lenkrad mit so einigen Funktionen ausgestattet. Auf dem feststehenden Lenkradkranz, auch ein schönes Feature, wird der Tempomat geregelt, das Radio bedient und so einiges mehr. Auch das kann verwirren und auch an das gewöhnt man sich. In der Summe braucht man so ein paar Tage, um sich mit dem Auto richtig gut zurecht zu finden. Kunden sollte das allerdings nicht abschrecken, denn wer sich den Citroen Grand C4 Picasso kauft, der ist spätestens nach einer Woche drin und das Suchen hat ein Ende.
Citroen bietet alle wichtigen Assistenten an, die derzeit in der Klasse gängig sind. Wichtig ist die Unterstützung beim Parken, da die Sicht nach hinten durch die dicke D-Säule stark eingeschränkt ist. Piepser sollten es schon sein, schöner ist die 360-Grad-Kameraansicht. Gefallen hat uns der aktive Tempomat und der Spurhalteassistent. Auch wenn letzterer mit seinem vibrieren und ziehen am Gurt ebenso unter die Kategorie „gewöhnungsbedürftig“ fällt. Letzten Endes wird man im Citroen Grand C4 Picasso kaum etwas vermissen.
Wählen und Zahlen
Der gute und potente Diesel hat in der Angebotspalette von Citroen seinen Preis. Gelingt der Einstieg ansonsten schon bei rund 23 000 Euro, so gibt es den Citroen Grand C4 Picasso BlueHDI 150 in der Ausstattung Exclusive erst ab einem Preis von 35 090 Euro. Zugute halten muss man diesem Franzosen, dass die Ausstattung dann schon richtig üppig ist. Alls kleiner Auszug seien hier die elektrische Heckklappe, das Navigationssystem oder die 17-Zoll-Leichtmetallfelgen erwähnt. Geld ausgeben, geht allerdings immer noch. Zum Beispiel für das Panorama-Glasdach, dass dann nur noch 690 Euro extra kostet. Oder die feinen, mitlenkenden Bi-Xenon-Scheinwerfer für 990 Euro oder eine abnehmbare Anhängekupplung für 690 Euro. Das allerdings die Sitzheizung für die Vordersitze immer noch 250 Euro extra kostet, ist nicht so ganz nachvollziehbar.
Gutes und Schlechtes
In der Summe fährt der Citroen Grand C4 Picasso reichlich Pluspunkte ein, leistet sich aber auch den ein oder anderen Faux pas. Die Motorisierung ist für das Auto eine sehr gute Wahl. Sparsam, kräftig und ziemlich sauber ist dieser BlueHDI 150. Das ist ein großer Pluspunkt, ebenso wie die Variabilität des Innenraums. Würde Citroen noch Zurrösen und Schienen spendieren, dann wäre der hintere Teil fast perfekt. Das Raumangebot ist sehr gut, hier werden Familien glücklich, brauchen auch keine langen Urlaubsfahrten zu fürchten und mit der dritten Sitzreihe dürfen auch mal Freunde oder die Großeltern mit. Alles sehr familienfreundlich.
Minuspunkte muss man in der Summe doch für die teils etwas umständliche Bedienung vergeben, selbst wenn man sich daran gewöhnt. Auf der einen Seite gibt das diesen Hauch der Extravaganz, auf der anderen Seite sind nicht alle Dinge unbedingt gut gelöst. Konnektivität und Fahrassistenz hingegen schon. Mehrere USB-Anschlüsse, sinnvolle Assistenten und ansprechende Navigation – das passt schon. So ist der Citroen Grand C4 Picasso in der Summe doch eine Empfehlung. Zumal der freundliche Händler um die Ecke in der Regel den Kundenpreislich auch etwas entgegen kommt. Alle zusammen im Auto, das geht mit diesem französischen Familienfreund wirklich gut und bequem.
Stärken
Großzügiges Platzangebot, sparsamer und potenter Diesel, hohe Variabilität
Schwächen
Hoher Anschaffungspreis, gewöhnungsbedürftige Bedienung, etwas indifferente Lenkung
Konkurrenz
Opel Zafira Tourer, VW Touran, Renault Espace
Technische Daten | Citroen Grand C4 Picasso BlueHDI 150 DPF Exclusive |
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Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) | 4,59/1,82/1,64 Meter |
Leergewicht | 1731 Kilogramm |
Kofferraumvolumen / umgelegte Rückbank | 537 / 1843 Liter |
Maximale Zuladung | 544 Kilogramm |
Sitzplätze | 5/7 |
Tankvolumen | 55 Liter |
Motor | Reihen-Vierzylinder-Diesel-Motor mit Commonrail-Einspritzung und Abgasturbolader |
Hubraum | 1997 Kubikzentimeter |
Getriebe | 6-Gang-Handschaltgetriebe |
Leistung (kW/PS) | 110 / 150 |
Drehmoment | 370 Newtonmeter bei 2000 Umdrehungen/Min |
Beschleunigung 0 - 100 km/h | 11,5 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 210 km/h |
Verbrauch laut Hersteller (innerorts / außerorts / kombiniert) | 5,0/3,9/4,2 Liter |
Verbrauch im Test | 5,6 Liter |
CO2-Emissionen / Effizienzklasse | 112 g/km / A+ |
Typklassen (KH/VK/TK) | 18/22/21 |
Preis als Basisfahrzeug | 33 590 Euro |
Preis des Testwagens | ca. 39 000 Euro |