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Dynamisch: Der Opel Corsa erreicht zwar nicht ganz die sehr gute Handlichkeit eines Fabia, geht aber viel dynamischer ums Eck als der Vorgänger.

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Fahrbericht Opel Corsa: Der größere Opel Adam oder: Der vernetzte Opel Corsa

Feiner, dynamischer, wichtiger: Der neue Opel Corsa ist voll auf der Höhe der Zeit, mit viel Technik innen und schickem Design außen - und hat gegenüber Konkurrenten wie dem Skoda Fabia einen Vorteil...

Der Corsa ist für Opel so etwas wie der Golf für VW. Ein ganz wichtiges Auto. In 32 Jahren wurden europaweit rund zwölf Millionen Exemplare verkauft. Zum Jahresende folgt nun die fünfte Generation. Doch anders als Skoda beim Fabia muss Opel beim Corsa die alte Plattform weiter nutzen. Sprich, der neue Corsa ist eigentlich kein Neuer im Sinne des Wortes. So sieht es auf den ersten Blick aus. Auf den zweiten und dritten dann darf man dem Opel dann doch einen hohen Neuigkeitsfaktor bescheinigen. Sehr vieles bei Motoren, Fahrwerk, Lenkung, Assistenzsystemen und Infotainment ist neu entwickelt worden und voll auf der Höhe der Zeit. Mit einer Ausnahme allerdings, die der alten Plattform geschuldet ist: Auch der neue Corsa leidet unter Übergewicht. Gegenüber dem ebenfalls neuen Fabia sind es bis zu 200 Kilogramm – sehr viel in dieser Klasse.

Trotz nahezu gleicher Proportionen entstand mit Schützenhilfe ein optisch frisches neues Auto. Der Trick: Der neue Opel Corsa ist quasi ein größerer Opel Adam. Das freche Markengesicht mit dem tief angeordneten Grill steht dem Opel Corsa gut. Er zieht das Auto optisch ebenso in die Breite wie die aufwendigen zweigeteilten Heckleuchten – der Opel Corsa wirkt viel sportlicher als der Vorgänger. Und irgendwie nun doch neu.

Starke Anleihen beim Opel Adam

Das gilt vor allem für das Interieur, das ebenfalls starke Anleihen vom stylischen Opel Adam genommen hat. Statt vertikaler Betonung wie beim Vorgänger ist das Armaturenbrett nun in die Breite gezogen,  mit feinen Materialien und Plastik-Klavierlack-Einlagen, mit denen man leben kann. Die durchgehende  Zierleiste ist in Wagenfarbe lackiert. Opel wird mutiger. Anders als beim Fabia besteht das obere Cockpitteil aus geschäumtem Kunststoff oder Leder-Kunstleder-Applikationen,  welche ein  angenehmes Griffgefühl und Wertigkeit vermitteln. Schade, die Cockpitanzeigen  leuchten nicht - wie beim Adam - verspielt rot-orange,  sondern nüchtern weiß. Das endlich sehr scharfe Grafikdisplay wie die beiden Uhren selbst, wirken jedoch sehr schlicht. Das ändert sich erst, wenn das Licht eingeschaltet ist und sie weiß hinterleuchtet sind. Dann bekommen sie die gewünschte edle Anmutung.

Vom Opel Adam stammen auch die sehr guten Sitze mit ordentlichem Seitenhalt,  welche besser sind als die normalen im Skoda Fabia. So reist man im komfortablen Corsa auch auf langen Strecken bequem. Kleinwagen sind heute auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Im Fond herrscht keine Enge für zwei. Und der Kofferraum ist mit 280 Litern so groß wie jener des VW Polo, aber deutlich kleiner als der des Skoda Fabia mit 330 Litern. Dafür entsteht im Opel Corsa nach dem Umklappen der Rücksitzlehne eine nahezu ebene Ladefläche.

Schick: Das Interieur nimmt starke Anleihen beim stylischen Opel Adam.

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Komplett neues Fahrwerk

Unter der Motorhaube des 4,02 Meter langen Kleinwagens ziehen zwei neue Benziner ein. Erstens der aus dem Adam bekannte Ein-Liter-Dreizylinder-Turbo, wahlweise mit 90 PS oder 115 PS.  Zweitens ein 1,4-Liter-Turbo mit 100 PS. Beide besitzen ein neu entwickeltes Sechsgang-Schaltgetriebe. Hinzu kommen weiterentwickelte Saugmotoren mit 1,2 und 1,4 Liter Hubraum (70 PS und 90 PS), mit Fünfgangschaltung. Bei den Selbstzündern kommen überarbeitete 1,3-Liter-Motoren mit 75 PS und 95 PS zum Einsatz. Alle Triebwerke erfüllen die Euro-6-Abgasnorm. Leider wird nur der 90-PS-Sauger mit Automatik angeboten, entweder eine Sechsgang-Wandlerautomatik (1095 Euro) oder ein automatisiertes Fünfgangschaltgetriebe (575 Euro).

Das komplett neu entwickelte Corsa-Fahrwerk hat keine einzige Komponente mit dem bisherigen gemein. Der Fahrzeugschwerpunkt liegt fünf Millimeter tiefer als zuvor. Steiferer Hilfsrahmen sowie neue Vorderachsgeometrie mit neuen Achsschenkeln erhöhen die Stabilität  und verbessern Lenkpräzision und  Abrollkomfort. Aus Kostengründen verzichteten die Opel-Entwickler zwar auf eine teure Multilenker-Hinterachse,  optimierten dafür jedoch die bewährte Verbundlenker-Konstruktion mit einem Wattgestänge wie im Opel Astra. Dank dieser platzsparenden Lösung kann Opel auch im neuen Corsa  das pfiffige ausziehbare Fahrradträgersystem Flex-Fix (670 Euro extra) anbieten, mit dem zwei je 20 Kilo schwere Räder mitgenommen werden können. Das hat kein anderer in dieser Klasse zu bieten.

Dynamischer als der Vorgänger

Anders als bei den meisten Kleinwagen, muss sich der Interessent vor dem Kauf zwischen zwei Fahrwerksabstimmungen beim Opel Corsa entscheiden:  Komfort- oder Sportfahrwerk? Da muss halt jeder zwei Probefahrten machen, um das passende Fahrwerk „zu erfahren“. Das Komfortchassis kommt bei Reifengrößen zwischen 14 und 16 Zoll zum Einsatz,  das Sportfahrwerk rollt auf 16 und 17-Zoll-Pneus. Entscheidet man sich für die 17-Zoll-Räder, nimmt einem Opel die Entscheidung ab. Dann wird ab Werk die sportliche Variante montiert.

Wir sind im Corsa mit dem Sportfahrwerk und den beiden neuen Benzinern auf Testfahrt gewesen. Der Corsa erreicht zwar nicht ganz die sehr gute Handlichkeit eines Fabia, geht aber viel dynamischer ums Eck als der Vorgänger. Insgesamt ist die Abstimmung etwas softer als die des Tschechen geraten;  auf kurz aufeinander folgenden Querfugen neigt der Opel zu Nickbewegungen. Das tut jedoch der satten Straßenlage keinen Abbruch. Sehr gut agiert die neue Servolenkung: bestimmt bei Geradeausfahrt, präzise in Kurven. Insgesamt eine gelungene Abstimmung, freilich ohne den letzten sportlichen Kick.

Optisch frisch: Der neue Opel Corsa.

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Ausstattung "Innovation" lässt kaum Wünsche offen

Die kann man den beiden neuen Benzinern bescheinigen. Wir fuhren den fünftürigen Corsa 1.0 ECOTEC mit 115 PS in der höchsten Ausstattung Innovation, die kaum noch Wünsche offen lässt. Preis? Ab 18540 Euro. Der nur ein Liter große Dreizylinder-Direkteinspritzer-Turbo ist überraschend leise, denn eine gegenläufige Ausgleichswelle absorbiert Vibrationen weitgehend. In dieser Klasse eher selten. Mit einem Drehmoment von 170 Newtonmeter von 1800 bis 4500 Touren geht es flott voran. Bereits nach 10,3 Sekunden hat die Tachonadel die 100 km/h-Marke erreicht. Wer es darauf anlegt, landet auf dem Tacho bald bei Tempo 195. Und das in einem Kleinwagen. Doch man kann diesen angenehm sonor klingenden Drilling auch schaltfaul wie einen Großen fahren,  ganz entspannt.

Deutlich kerniger geht der ebenfalls neue 1.4 Liter-Turbo im dreitürigen Corsa 1.4 Color Edition zu Werke (ab 16380 Euro). Der Vierzylinder, ein konventioneller Saugrohreinspritzer mit Abgasturbolader, überzeugt mit seinem satten Drehmoment von 200 Newtonmeter. Subjektiv macht er sogar eine bessere Figur als sein modernerer Drillingsbruder. Für den Spurt auf Tempo 100 benötigt er nur 0,7 Sekunden mehr und in der Endgeschwindigkeit ist er gerade mal 10 km/h langsamer. Bei den Testfahrten lagen beide Autos mit Verbräuchen zwischen 6,0 und 6,5 Liter fast gleichauf. Doch der Vierzylinder, der unterm Strich sogar mehr Spaß macht,   setzt sich mit seinem Preisvorteil ab: Ihn gibt es als Dreitürer in der Grundausstattungslinie Selection bereits ab 13780 Euro. Der Dreizylinder mit wassergekühltem Turbo wird erst in der nächst höheren Ausstattungsvariante Edition angeboten und kostet mit 16390 Euro quasi 2610 Euro mehr.

Vorteil: IntelliLink-System

Ein dickes Plus und einen großen Vorteil gegenüber dem Skoda Fabia heimst der Opel Corsa bei den aus dem Insignia und Astra stammenden Assistenzsystemen ein. Eine Frontkamera der zweiten Generation ermöglicht eine Verkehrsschild-Erkennung, Fernlicht- und Spurhalteassistent sowie Abstandsanzeige und Frontkollisionswarner. Hinzu kommen  Tot-Winkel-Assistent, automatisch lenkender Parkassistent und serienmäßiger Berganfahrassistent. Lenkradheizung und neue beheizbare ThermaTec-Frontscheibe finden sich in dieser Klasse auch selten.

Und vor allem bietet Opel das schon aus dem kleinen Adam bekannte Infotainment- und Vernetzungssystem IntelliLink (ab 300 Euro und Ausstattungslinie Edition) an, mit dem sowohl Android- als auch Apple-Smartphones eingebunden werden können. Das funktioniert viel besser als ein entsprechendes System im Fabia. Sobald die Anmeldung per Code bestätigt ist, lädt IntelliLink das jeweilige Telefonbuch herunter, stellt die wesentlichen Telefonfunktionen auf dem Bildschirm dar und ermöglicht die Wiedergabe von Musiktiteln per Bluetooth. Titel- und Interpreten-Name werden dabei immer angezeigt. Und die Navi-App BringGo funktioniert ebenfalls viel besser als jene App im Skoda Fabia. Allerdings sollten die Entwickler  zum Lehrgang geschickt werden,  um deutsche Grammatik zu pauken. „Fahren Sie auf Frankfurt“ klingt lustig, ist aber recht gewöhnungsbedürftig.

"Nürburgring-Edition" im Jahr 2015

Ab Ende des Jahres wird der neue Opel Corsa beim Händler stehen. Als dreitürige Coupéversion mit 1,2-Liter-Motor und 70 PS startet er ab 11.980 Euro. Der Fünftürer kostet 750 Euro mehr. Damit ist der neue Opel zwar 100 Euro teurer als sein Vorgänger, hat aber auch mehr Ausstattung an Bord.

PS. Nächstes Jahr geht es weiter. Aber nicht mit einem großen Kombi wie beim Skoda Fabia, sondern wieder mit einer scharf gemachten Version, die bei Skoda gestrichen worden ist. Dort kommt kein RS, bei Opel dafür wieder ein OPC. Der ist schon auf geheimen Proberunden unterwegs: 1,6-Liter-Turbo, über 200 PS, später eine sogenannte „Nürburgring-Edition“ wie bereits beim Vorgänger, mit gar über 230 PS. Doch wichtiger als dieses eher elitäre Sportgerät ist die Tatsache, dass Opel bis 2018 insgesamt 27 neue Modelle und 17 neue Motoren auf den Markt bringen will. Da dürfte so manche Überraschung dabei sein, die Skoda und Co nicht so recht gefallen dürfte. Wie sicher auch das neue Einsteigerauto von Opel, der fünftürige Karl für unter 10000 Euro.

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