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Da ist er wieder, der Seat Toledo. Im Vergleich zum Namensvetter, der bis 2004 gebaut wurde (Der letzte Toledo bis 2009 war eher ein Van), kommt der Neue als schnittiger Verschnitt zwischen Leon und Ibiza daher.

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Fahrbericht Seat Toledo: Schick und günstig

Mit dem Seat Toledo will die spanische Marke im Billigsegment punkten. Dabei soll das Auto möglichst viel Nutzwert zu einem guten Preis bieten. Kann der Spanier in der Praxis überzeugen.

Was bieten Plattformen für Automobilkonzerne doch für wunderbare Möglichkeiten. Auf einer gemeinsamen Basis lässt sich eine Modellvielfalt verwirklichen, die früher nicht denkbar gewesen wäre. Da noch schnell ein Kompakt-SUV aus dem Ärmel gezaubert, hier noch ein Kombi oder da noch ein neues Modell. Besonders findig bei dieser Strategie ist der Volkswagen-Konzern, der über seine diversen PKW-Marken erfolgreich zahlreiche Modelle mit der gleichen Plattform ausspielt.

So einer ist der Seat Toledo, der sich die Plattform mit dem VW Golf teilt. Dabei basiert der Spanier mit deutschen Genen noch nicht auf dem modularen Querbaukasten, den auch der Golf erst in der nächsten Generation bekommen wird. Für Seat hingegen ist diese Strategie die Gelegenheit einen alten Bestseller wieder zu beleben. Denn der Seat Toledo war für die Marke einst ein Bestseller. Ein kompaktes Stufenheckmodell mit recht viel Platz, vor allem im großen Kofferraum. Diese Vorgaben standen auch beim Neuen im Pflichtenheft. Vor allem aber will der mit dem Skoda Rapid Spaceback baugleiche Seat eine günstige Alternative für preisbewusste Kunden sein. Ist der Seat Toledo Auto genug für diese Aufgabe? Wir haben es ausprobiert.

Außen und Innen

Der alte Toledo war noch ein klassisches Stufenheck mit einem richtigen Kofferraumdeckel. Die Neuauflage, die 2013 auf den Markt kam, ist nun eher ein Fließheck, wie es einst der Opel Vectra beispielsweise war. Das hat wohl seine Gründe angesichts des Kofferraumvolumens. Aber dazu später mehr. Erst mal macht der neue Seat Toledo eine recht adrette Figur.

Eine Stufe hat das Heck beim Seat Toledo nicht mehr. Die Karosserieform ist eher die eines Coupés, was das Auto ganz gefällig aussehen lässt.
Eine Stufe hat das Heck beim Seat Toledo nicht mehr. Die Karosserieform ist eher die eines Coupés, was das Auto ganz gefällig aussehen lässt.

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Im Innern sieht man dem Spanier dann doch an, dass der Preiskorridor für das Modell recht niedrig angesetzt wurde. Der Armaturenträger ist ein Werk aus Hartplastik und nur auf der Oberfläche findet sich wertigerer aufgeschäumter Kunststoff. Dennoch kann der Seat Toledo auch hier mit einer guten Verarbeitung punkten. Auch das sportiv gestaltete Lenkrad macht einen guten Eindruck. Alles in allem sieht man hier, wo Kosten gespart wurden. Wird das Ganze aber in Relation zu der Preisgestaltung betrachtet, dann gibt es hier im Grunde nicht viel zu meckern.

Sitzen und Laden

Was für das Armaturenbrett gilt, das lässt sich auch über die Sitze sagen. Sie sind einfach gestaltet, wenig konturiert und bieten nicht viel Seitenhalt. Aber sie sind auch nicht unbequem. Zumindest für kürzere Strecken. Die lange Urlaubsfahrt dürfte mit dem Seat Toledo ohnehin eher die Ausnahme bleiben. Aber hierzu bräuchte man dann doch gutes Sitzfleisch. Auf der Rückbank geht es fast bequemer zu. Das Platzangebot ist nicht üppig, aber für ein Auto mit nicht mal fünfeinhalb Meter in Ordnung. Der fünfte Sitz in der Mitte ist allerdings eher etwas für ganz Schmale oder Kinder. Aber auch nicht für den Kindersitz, denn hier findet sich nur ein Beckengurt. Dafür ist dann auf den äußeren Plätzen auch die Kopffreiheit standesgemäß. Mit dem Fahrzeughimmel kommen höchstens Menschen von über zwei Meter Länge in Berührung. Dafür ist die Rückbank tief montiert und so ist das Ein- und Aussteigen etwas mühsam.

Innen ist der Seat Toledo eher auf Basis ausgerichtet. Bei den Materialien überwiegt Hartplastik.
Innen ist der Seat Toledo eher auf Basis ausgerichtet. Bei den Materialien überwiegt Hartplastik.

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Seinen größten Trumpf in Sachen Nutzwert spielt der Seat Toledo im Kofferraum aus. 550 Liter hat der Spanier hier zu bieten. Damit nimmt er schon einem VW Jetta 40 Liter ab und zum VW Golf sind es mehr als 200 Liter. Wird die Rückbank umgeklappt, dann bringt es der ladefreundliche Toledo auf 1490 Liter. Das ist schon eine Ansage an die Kompakten mit Steilheck. Zum Vergleich: Ein Golf Kombi liegt in diesen Disziplinen mit 605 und 1620 Liter nur leicht vorne. Dafür ist er allerdings auch zehn Zentimeter länger und einige tausend Euro teurer. Gut zugänglich ist das Gepäckabteil auch. Obwohl sich die Öffnung nach unten etwas verjüngt und so in der Breite nur noch rund 90 Zentimeter misst. Die Heckklappe öffnet dabei weit und macht den Weg ins große Gepäckabteil frei. Die Rückbank ist asymmetrisch geteilt (nicht Serie) und hat standardmäßig eine Luke zum Durchladen. Allerdings ist die Ladekante mit rund 70 Zentimetern recht hoch und innen fällt der Boden gegenüber der Kante um mehr als 20 Zentimeter ab. Die Wasser- oder Bierkiste muss hier also schon reingewuchtet werden, auch wenn dann Getränke für eine standesgemäße Party reinpassen.

Fahren und Tanken

Der 1,6 Liter große Diesel in unserem Toledo gehört schon zu der etwas älteren Generation aus dem VW-Technikregal. Das muss aber nicht schlecht sein, hat er doch in den Gölfen früherer Bauart gute Dienste geleistet. Mit seinen 105 PS kommt der Motor mit dem nur 1265 Kilogramm Gewicht ganz gut zurecht. Es fehlt allerdings der sechste Gang beim Schaltgetriebe, was den Seat Toledo auf der Autobahn jenseits der 140 km/h zu einem Krawallbruder werden lässt. Unten raus geht der Vierzylinder allerdings ganz gut, da er sein Drehmomentmaximum von 250 Newtonmeter zwischen 1500 und 1500 Umdrehungen pro Minute bereitstellt. Im oberen Bereich wird es naturgemäß etwas mau, aber der Gesamteindruck beim Fahren bleibt positiv. Nur ein Leisetreter ist der Diesel nicht unbedingt.

Dafür soll er ja aber sparsam sein, was zur Grundidee des Autos auch ganz gut passt. Auf den 15-Zoll-Stahlfelgen hat Seat gar einen Normverbrauch von 3,9 Litern erzielt, mit unseren 16-Zoll-Felgen sind es glatte vier Liter. Nun sind bekanntermaßen solche Werte nur bedingt aussagefähig, aber auf unseren Strecken, die mit einem Anteil von etwa 70 Prozent recht stadtlastig waren, kamen wir mit 5,7 Litern auf 100 Kilometern aus. Das geht, trotz des nicht unbedeutenden Aufschlags, in Ordnung und ermöglicht mit dem 55 Liter großen Tank eine Reichweite von fast 1000 Kilometern.

Hören und Sehen

Der Preis für das hübsche Heck, das der Seat Toledo abbekommen hat, ist ein ziemlich eingeschränkte sich nach hinten. Das ist auch dem Nutzwert geschuldet, denn die hintere Ablage sitzt sehr hoch und macht aus dem Heckfenster im Rückspiegel eine Schießscharte. Auch schräg nach hinten gibt es durch die breite C-Säule viele blinde Flecken. Das stört besonders beim Einparken und macht aus der akustischen Einparkhilfe (200 Euro) hinten ein „Must-Have“. Vorne gibt es erst gar keine. Die braucht es allerdings auch nicht, denn der Seat Toledo gehört zu den wenigen Autos, bei denen die Motorhaube noch zu sehen ist.

Das Gepäckabteil ist mit 550 Liter sehr groß. Der Seat Toledo bietet einen ausgesprochen hohen Nutzwert für seine Klasse.
Das Gepäckabteil ist mit 550 Liter sehr groß. Der Seat Toledo bietet einen ausgesprochen hohen Nutzwert für seine Klasse.

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Das Navigationssystem in unserem Wagen gehört ebenfalls zu der etwas angegrauten Generation, die sich mit einem Display im Format von fünf Zoll begnügen muss. Es hat das von VW damals bekannte Problem, dass der Touchscreen oft etwas langsam reagiert und das Ganze so einen Tick zu sehr vom Geschehen auf der Straße ablenkt. Nun dürften die Bestellraten des Navis beim Seat Toledo ohnehin in überschaubarem Rahmen bleiben, denn in dieser Klasse fahren die meisten mit Smartphone-Navi oder einem günstigerem Zusatz-Navi in der Frontscheibe. Wer die 1050 Euro aber dennoch ausgeben möchte, der bekommt ein System, das zumindest tut, was es soll. Und sogar noch einen Tick mehr, denn das Radio empfängt auch in Digital, es liest SD-Karten aus einem Slot in der Mittelkonsole und hier finden sich auch die Zugänge für USB und der Aux-Anschluss. Das ist praktisch und dürfte auch jüngere Kundschaft zufrieden stellen.

Wählen und Zahlen

Der Einstieg für den Seat Toledo gelingt bereits bei 11 756 Euro für einen 1,2 Liter großen Benziner. Da der 1.6 TDI allerdings fast die Spitzenmotorisierung darstellt – Nur der stärkste Benziner hat mit 122 PS mehr Leistung – beginnt die Preisskala für diesen Motor mit 21 820 Euro gut zehntausend Euro darüber. Damit relativiert sich natürlich der günstige Preis, aber der Seat Toledo fährt dann schon mit der höchsten Ausstattungslinie vor. Das ist nicht unwichtig, denn die Serienausstattung ist bei diesem Modell recht überschaubar. Da ist Seat ganz Volkswagen. In der „Style“-Variante bringt der Toledo dann unter anderem einen Tempomat, 16-Zoll-Felgen, Klimaanlage, die Multifunktionsanzeige im Cockpit, Verzurrösen im Kofferraum und Nebelscheinwerfer mit. Auch elektrische Fensterheber hinten sind dann dabei, vorne sind sie Serie. Aber merkwürdigerweise lassen sie sich nicht vom Fahrersitz aus bedienen. Das muss auch dem Sparzwang zum Opfer gefallen sein.

Mit seinem Preis-Leistungsverhältnis kann der Seat Toledo nachhaltig punkten. Man verzeiht ihm dann auch manche Schwäche.
Mit seinem Preis-Leistungsverhältnis kann der Seat Toledo nachhaltig punkten. Man verzeiht ihm dann auch manche Schwäche.

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Allzuviele Optionen an Sonderausstattungen bietet der Katalog dann auch gar nicht mehr. Für 450 Euro kommt noch eine Kombination aus Alcantara, Stoff und Leder ins Auto, für 500 Euro gibt es Bluetooth samt Freisprecheinrichtung dazu und für 1190 Euro gibt es sogar Voll-LED-Scheinwerfer. Selbst bei größtmöglicher Verschwendungssucht lässt sich der Preis kaum über 24 000 Euro treiben, womit der Seat Toledo preismäßig dann doch wieder im grünen Bereich fährt.

Gutes und Schlechtes

In zwei wichtigen Disziplinen zeigt der Seat Toledo ein gutes Bild: Nutzwert und Preisgestaltung. Das Ladevolumen und die recht günstigen Einstiegspreise machen aus dem Auto durchaus eine Kaufempfehlung. Denn im Grunde braucht es wirklich nicht mehr Auto. Da verzeiht man dem preiswerten Spanier auch so manche Eigenheit, die sich heutzutage bei modernen Autos nur noch selten finden. Die Fensterheber wären so eine Sache, die fehlende Möglichkeit die Cockpitbeleuchtung einzustellen ist so eine andere. Auch der fehlende Betankungsschutz geht da noch durch. Ärgerlicher ist da schon der fehlende Einklemmschutz bei den Fensterhebern.

In der Summe bekommt man dennoch viel Auto zu einem fairen Preis. Gravierende Fehler und Schwächen leistet sich der Seat Toledo nicht. Es fehlt halt hier und da eine Kleinigkeit. Ein Manko ist sicher noch das Euro-5-Label, das alle Motoren tragen. Aber wer am Ende mit einem Auto für vielleicht weniger als 20 000 Euro vom Hof fährt und dabei einen Nutzwert wie ein Kombi hat, der wird sich nicht wirklich beschweren. So hat der neue Toledo den Faden seines Urahnen, mit der allerdings ansonsten wenig gemein hat, doch recht erfolgreich aufgenommen. Auch er könnte so ein Geheimtipp für Sparfüchse werden.

Stärken

Sparsamer Motor

Hoher Nutzwert

Relativ niedriger Preis

Schwächen

Stellenweise schwache Funktionalität

Diesel nur mit Emissionsklasse Euro 5

Materialmix eher unterdurchschnittlich

Die Konkurrenz

Skoda Rapid Spaceback

VW Jetta

Opel Astra Limousine

Technische Daten Seat Toledo 1.6 TDI
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) 4,48/1,71/1,46 Meter
Leergewicht 1265 Kilogramm
Kofferraumvolumen / umgelegte Rückbank 550 / 1496 Liter
Maximale Zuladung 460 Kilogramm
Sitzplätze 5
Tankvolumen 55 Liter
Motor Vierzylinder-Motor mit Commonrail-Einspritzung und Turboaufladung
Hubraum 1598 Kubikzentimeter
Getriebe 5-Gang Schaltgetriebe
Leistung (kW/PS) 77/105 bei 4400 U/Min
Drehmoment 250 Newtonmeter zwischen 1500 und 2500 Umdrehungen/Minute
Beschleunigung 0 - 100 km/h 10,4 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 190 km/h abgeregelt
Verbrauch laut Hersteller (innerorts / außerorts / kombiniert) 4,9 / 3,5 / 4,0 Liter
Verbrauch im Test 5,7 Liter
CO2-Emissionen / Effizienzklasse 106 g/km / C
Typklassen (KH/VK/TK) 19 / 20 / 21
Preis als Basisfahrzeug 21 820  Euro
Preis des Testwagens Ca. 23 300 Euro

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