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In Ferrari-Rot ein Hingucker: Der Volvo V40 fällt auf, nicht nur in Rot. Das liegt auch daran, dass er auf den Straßen ein eher seltener Anblick ist.

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Fahrbericht Volvo V40 T2 Kinetic R-Design: Sparkurs auf schwedisch

120 PS sind heute nicht mehr viel. Reicht die Leistung des Volvo V40 T2 für einen Premium-Kompakten? Wir haben es ausprobiert.

Da soll noch mal einer sagen, die Farbe wäre nicht so wichtig. Selten fiel ein Auto so arg auf der Straße auf wie dieser Ferrari-rote Volvo V40. Die Farbe heißt natürlich offiziell anders. Signal Rot ist die Bezeichnung, welche die Schweden gewählt haben. Nomen est omen sozusagen. Funktioniert auch, obwohl sich unser Testwagen für einen Volvo V40 denkbar weit weg von Ferrari bewegt. Er hat nämlich den kleinsten Benziner namens T2 an Bord. Stellt sich die Frage: Genügen 120 PS für einen Premium-Kompakten? Gehen wir dem nach.

Außen und Innen

Es ist der Reiz des Seltenen, den der Volvo V40 besitzt. Im vergangenen Jahr wurden aufgerundet 9000 Exemplare des schwedischen Kompaktmodells in Deutschland zugelassen. Das ist, übers Land gesehen, eher eine homöopathische Dosis. Zum Vergleich: Vom BMW 1er wurden mehr als 50 000 zugelassen, der Audi A3 kommt gar auf 65 000 Zulassungen. Dagegen ist dann ein V40 eine eher seltene Erscheinung.  Allerdings schwedisch, kantig, groß gilt beim V40 schon lange nicht mehr. Die erste Baureihe, von 1996 bis 2004, entsprach noch so halbwegs diesem Klischee. Der war allerdings auch größer und ging ab 2004 dann in der Baureihe V50 auf. Den V40, wie man ihn heute kennt, gibt es seit 2012 und der ist ein lupenreiner Kompakter mit Abmessungen von 4,37 Meter Länge, 1,78 Meter Breite und in der Höhe 1,42 Meter. Gardemaß für seine Klasse sozusagen. Er ist damit nur unwesentlich größer als ein VW Golf.

Und er ist flott gezeichnet. Besonders das Design des Hecks ist noch ein Zacken schärfer als beim größeren Bruder V60. Sicher polarisierend, aber auch nach drei Jahren gefällt das Ganze immer noch ganz gut. Der Preis dafür ist beim Einstieg zu zahlen. Tief ist das Gestühl montiert und in der von uns gefahrenen Variante mit Kinetic R-Design liegt die Karosse durch das Sportfahrwerk nochmals tiefer. Der Einstieg gelingt etwas leichter, weil die Rückbank höher montiert ist. Größere Menschen sollten allerdings Vorsicht walten lassen, denn der Dachbogen ist schnell mal schmerzhaft berührt.

Im R-Design sieht der Volvo V40 T2 ausgesprochen flott aus.
Im R-Design sieht der Volvo V40 T2 ausgesprochen flott aus.

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Die Gestaltung des Volvo V40 T2 innen ist noch klassisch Volvo. Wir finden die freistehende Mittelkonsole mit der dahinterliegenden Ablage, die sich immer wieder als ideal erweist das Handy dort zu vergessen. Abgesehen von der eigenen Schusseligkeit ist das Fach aber praktisch. Die Bedienung der Knöpfeflut geht gut, aber an der Stelle macht sich bemerkbar, dass der V40 schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Mit der nächsten Modellgeneration dürfte sich da was tun. Denn dass es Volvo besser kann, haben die Schweden gerade erst mit dem frisch auf den Markt gekommenen XC90 gezeigt. Allerdings vermisst man auch beim V40 nicht und gewöhnt sich recht schnell an die Bedienung.

Sitzen und Laden

Abgesehen vom Einstieg sitzt es sich im Volvo V40 T2 richtig gut. Die Sitze geben ausreichend Seitenhalt, das Platzangebot vorne ist ordentlich, aber auch nicht üppig. Hinten geht es klassengerecht zu. Sprich: Bis 1,80 Meter Größe lässt es sich gut sitzen, darüber kommt man schon mal mit dem Fahrzeughimmel in Berührung und die Knie schubbern am Vordersitz. Alles aber noch im vertretbaren Rahmen. Wo wirklich klar wird, dass der stylische V40 nichts mehr mit dem klassischen quadratisch, praktisch, groß der früheren Volvos zu tun hat, ist der Kofferraum. Mit 235 Liter an Volumen fällt der hinter die allermeisten Konkurrenten zurück. Die Ladekante von 75 Zentimeter ist hoch, lässt sich aber noch ganz gut überwinden. Aber auch die 570 Liter bei vollständig umgeklappter Rückbank sind eher unterdurchschnittlich. Das wird allerdings immer noch für die meisten Anwendungen genügen. Zumal ein doppelter Ladeboden noch ein bisschen Platz zusätzlich schaffen kann und das Inventar mittels Gummibändern und aufgestelltem Boden ganz gut gegen Verrutschen gesichert werden kann.

Bescheiden ist auch eher die Rundumsicht im Volvo V40. Ebenfalls ein Preis, den es für das flotte Design zu zahlen gilt. Die Heckscheibe ist eher eine Schießscharte und die hinteren Dreiecksfenster gleichen zwei Lichtluken. In unserem Wagen war die Rückfahrkamera (450 Euro) verbaut, die auf jeden Fall keine schlechte Wahl für den V40 ist. Akustische Warnsignale hinten (370 Euro) sind jedenfalls obligatorisch.

Fahren und Tanken

Kommen wir zum wesentlichen Punkt, dem Fahren. 120 PS aus zwei Litern Hubraum des Reihen-Vierzylinders hören sich erst mal ziemlich wenig an. Zumal der Volvo V40 T2 mit 1463 Kilogramm zwar kein Schwergewicht, aber eben auch kein Hungerhaken ist. Doch dank Turboaufladung stemmt der kompakte Schwede immerhin 240 Newtonmeter Drehmoment schon bei 1600 Umdrehungen auf die Kurbelwelle und bringt so die Fuhre aus dem Stand recht flott auf Touren. Auf den ersten Testkilometern in der Stadt sind so keine Leistungseinbußen spürbar. Das Auto zieht ordentlich von der Ampel weg, was auch die 9,9 Sekunden belegen, die der Volvo V40 T2 für den Sprint auf die 100 km/h benötigt.

Dass der Kompakte-Schwede mit dem kleinsten Benziner hingegen dynamisch gesehen auch kein Überflieger ist, zeigt der anschließende Ausflug auf die Landstraße und später die Autobahn. Wir fahren südlich auf der B96 aus der Stadt und nehmen bei Jüterbog ein paar schöne Landstraßenkilometer mit, bevor es auf der A9 wieder gen Berlin geht. Bei schöner gleichmäßiger Fahrt auf der vierspurig ausgebauten Bundesstraße zeigt uns der Bordcomputer Werte von 5,3 Liter an. Exakt der kombinierte Normverbrauch und somit ein guter Wert.

Klassisch Volvo: Das Fach hinter der freistehenden Mittelkonsole ist praktisch - Auch um das Handy dort zu vergessen.
Klassisch Volvo: Das Fach hinter der freistehenden Mittelkonsole ist praktisch - Auch um das Handy dort zu vergessen.

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Als die Fahrt am Ende der ausgebauten Strecke durch Ortschaften und mit Ampelstopps unruhiger wird, steigt allerdings auch der Verbrauchswert. Auf der Autobahn bei Tempo 150, sofern erlaubt, gehen die Zahlen auf dem Bordcomputer in Richtung sieben Liter. Am Ende messen wir über die gesamte Strecke, inklusive eines beachtlichen Anteils Stadtverkehrs einen Verbrauch von 7,8 Liter. Die typische Schwäche von turboaufgeladenen Benzinern, die einfach sensibel auf die Fahrweise reagieren, kann auch dieser Motor der neuen Drive-E-Baureihe nicht ablegen. Alles in allem zeigt sich der Antrieb jedoch mit einem noch vertretbaren Durst.

Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 190 Stundenkilometer. Die sind für den V40 absolut glaubwürdig. Aber, wie eingangs bereits angedeutet, wird es etwas langatmig oberhalb der 140 km/h. Da macht sich der Volvo V40 T2 auf der Landstraße besser, wo auch das fein austarierte Sportfahrwerk seine Stärken ausspielen kann. Der Schwede bietet einen guten Kompromiss, ist nicht so bretthart wie mancher deutsche Konkurrent, aber auch nicht so weich, wie die Schwedendampfer früher mal ausgelegt waren. Das Sechsganggetriebe lässt sich sauber durchschalten und zeigt sich als passend abgestimmt zur Charakteristik des Motors.

Hören und Sehen

Dass Sicherheit auch heute noch groß geschrieben wird bei Volvo zeigen die umfangreich angebotenen Assistenten für den Volvo V40 T2. Das Modell ist das erste mit serienmäßiger aktiver Fußgängerschutzhaube. Die Motorhaube stellt sich bei der Kollision mit einem Menschen auf und lässt einen Airbag aufgehen, der den Kopf des Passanten schützen soll. Der muss zwar etwas Glück haben genau diesen Airbag zu treffen, aber die aktive Motorhaube ist dennoch ein Sicherheitsgewinn. Die angebotenen Totwinkel- und Spurhalteassistenten sind in ihrer Arbeitsweise verfeinert worden und zeigen sich in der Praxis deutlich verbessert. Vor allem weniger sensibel und damit nicht so nervig, wie es die ersten Generationen noch waren. Der Tempomat bietet in der neusten Generation auch eine automatische Abstandregelung.

Für Markenkundige kein Problem, andere müssen sich an die Bedienung im Volvo V40 T2 vielleicht erst gewöhnen. Das dauert allerdings nicht lange.
Für Markenkundige kein Problem, andere müssen sich an die Bedienung im Volvo V40 T2 vielleicht erst gewöhnen. Das dauert allerdings nicht lange.

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Auch wenn die Bedienung, wie bereits angesprochen, etwas gewöhnungsbedürftig ist, der Volvo V40 T2 stellt an Konnektivität und Entertainment alles zur Verfügung, was benötigt wird und beliebt ist. Das Infotainmentsystem Sensus Connect bietet ein sauberes und ausgewogenes Klangerlebnis und die Möglichkeit über USB, Bluetooth oder Aux-Eingang die eigene Musik zu Gehör zu bringen.

Das Klangerlebnis wird auch kaum durch die Akustik des Autos selbst gestört. Die Abrollgeräusche sind wenig vernehmbar, obwohl auf unserem Testwagen immerhin 17 Zoll große Pneus aufgezogen waren. Lediglich die Windgeräusche nehmen ab 140 km/h auf der Autobahn vernehmbar zu.

Wählen und Zahlen

Der Volvo V40 T2 ist kein Billigheimer. Rechtfertigt sich der Grundpreis von 23450 Euro schon durch die gute Verarbeitung und die hohe passive Sicherheit, die das Modell bietet, so ist die Aufpreisliste dennoch verdächtig lang. Zusammen mit der R-Design-Ausstattung (Basispreis: 27 150 Euro) kommen das Sportfahrwerk, LED-Tagfahrleuchten und Funkfernbedienung mit. Die zahlreichen und nützlichen Assistenten lassen sich am besten über die verschiedenen Pakete einbuchen. Dann sind die 30 000 Euro allerdings auch schnell erreicht.

Gutes und Schlechtes

Der Volvo V40 T2 ist durchaus eine Empfehlung für Kunden, die das hohe Sicherheitsniveau der Volvos zu schätzen wissen, aber dennoch das Budget im Zaum halten wollen. Mit dem R-Design-Paket sieht der Schwede flott aus und fährt sich auch sehr ordentlich. Kaum ein normaler Anwender wird sich in der Modellvariante untermotorisiert fühlen. Wer doch mal gerne auf die Tube drückt oder viele Autobahnkilometer abspult sollte vielleicht zu dem besonders sparsamen D3 oder den stärkeren Benzinern T3 oder T4 greifen. Sind es nicht mehr als hauptsächlich im städtischen Bereich gefahrene 20 000 Kilometer im Jahr, dann ist der T2 absolut ausreichend.

Die größte Schwäche ist sicher der eingeschränkte Nutzwert. Wer damit leben kann und kein Stammgast beim örtlichen Baumarkt ist, den wird das kaum stören. Der große Wendekreis von mehr als zwölf Meter ist gewöhnungsbedürftig, lässt sich aber verschmerzen. Schmerzhafter ist die Aufpreisliste, die den Preis für den V40 spürbar in die Höhe treibt. Wer sich hier austobt landet schnell weit jenseits der 30 000 Euro, was für einen Kompakten dann doch beachtlich ist. Der Gegenwert ist jedoch ein schickes Auto mit überdurchschnittlicher Sicherheitsausstattung und mäßigem Durst. Und er ist ein Hingucker, dieser Schwede in Ferrari, pardon Signal-Rot.

Stärken

Umfangreiche Sicherheitsausstattung

Optisch ansprechender Auftritt

Sparsamer Benziner

Schwächen

Unterdurchschnittlicher Nutzwert

Beschränktes Platzangebot

Unübersichtliche Karosserie

Konkurrenz

Mercedes A-Klasse

BMW 1er

Audi A3

Technische Daten Volvo V40 T2 Kinetic R-Design
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) 4,37/1,80/1,42 Meter
Leergewicht 1463 Kilogramm
Kofferraumvolumen 335 Liter
Maximale Zuladung 447 Kilogramm
Sitzplätze 5
Tankvolumen 62 Liter
Motor Reihen-Vierzylinder-Otto-Motor mit Direkteinspritzung und Abgasturbolader
Hubraum 1996 Kubikzentimeter
Getriebe 6-Gang-Handschaltgetriebe
Leistung (kW/PS) 88/122
Drehmoment 240 Nm bei 1600 bis 3000 Umdrehungen/Minute
Beschleunigung 0 - 100 km/h 9,9 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 195 km/h
Verbrauch laut Hersteller (innerorts/außerorts/kombiniert) 6,8/4,5/5,3 Liter
Verbrauch im Test 7,8 Liter
CO2-Emissionen / Effizienzklasse 127 g/km / B
Typklassen (KH/VK/TK) 17 / 23 / 19
Preis als Basisfahrzeug 23 450 Euro
Preis des Testwagens ca. 32 000 Euro

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