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Flotter Auftritt: Der neue Hyundai i20 ist mit geschärftem Blick und tiefer Schürze unterwegs und zeigt stringente Schulterlinien.

© Hersteller

Praxistest Hyundai i20 1.4: Unauffällig gefällig

Koreanische Kleinwagen sind sehr ansehnlich geworden, wie auch der Hyundai i20 beweist. Auch ansonsten zeigt sich der Kleine attraktiv und praktisch, bis auf einen kleinen, aber entscheidenden Punkt.

Hyundai mag mit Kleinwagen in Europa groß geworden sein, doch die Koreaner streben schon geraume Zeit nach Höherem. Der Gigant aus Südkorea ist zusammen mit seiner Tochtermarke Kia in Europa immer noch eher halbwüchsig. Gleichwohl haben sich beide Marken einen beachtlichen Marktanteil von 3,3 Prozent für Hyundai und 1,8 Prozent für Kia erarbeitet (Zahlen für 2014). Bei den SUVs war Hyundai mit dem ix35 ganz früh dran und spielt noch heute bei den Zulassungen vorne mit. Auch der kürzlich vorgestellte Nachfolger Hyundai Tucson dürfte diese Erfolgsgeschichte fortschreiben können. Der i30 tritt in der Kompaktklasse an und ist weiterhin das absatzstärkste Modell. Der Hyundai i20 hingegen rangiert in der internen Rangliste immerhin auf dem dritten Rang und unterstreicht zusammen mit dem noch kleineren i10 die Bedeutung, die Kleinwagen im Portfolio der Autobauer haben.

Da verwundert es wenig, dass sich Hyundai mit der Neuauflage des Konkurrenten für den VW Polo viel Mühe gegeben hat. Der i20 ist eine Säule des Absatzes. Eine neue Plattform aus dem Entwicklungszentrum Rüsselsheim bringt der Kleine seit Ende letzten Jahres mit. Grund genug, mal genauer zu prüfen, wie sich der Hyundai i20 im Alltag schlägt.

Außen und Innen

Die Handschrift von Ex-Audi-Designer Peter Schreyer ist mittlerweile bei nahezu jedem Modell der Koreaner erkennbar. Da macht der neu entwickelte Hyundai i20 natürlich keine Ausnahme. Der Kleine hat seine Glubschaugen verloren, ist jetzt mit geschärftem Blick sowie tiefer Schürze unterwegs und zeigt stringente Schulterlinien. Kurz gesagt: Der sieht nun richtig flott aus und lässt so manchen Konkurrenten etwas alt aus der Wäsche schauen.

Typisch Kleinwagen: Im neuen Hyundai i20 dominiert der Hartplastik-Charme - vor allem in den Türen und im unteren Bereich des Armaturenträgers. Die Verarbeitung ist aber ordentlich und Cockpit bzw. Mittelkonsole sind ansprechend gestaltet.
Typisch Kleinwagen: Im neuen Hyundai i20 dominiert der Hartplastik-Charme - vor allem in den Türen und im unteren Bereich des Armaturenträgers. Die Verarbeitung ist aber ordentlich und Cockpit bzw. Mittelkonsole sind ansprechend gestaltet.

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Für den Innenraum gilt das allerdings weniger. Das Hartplastik in den Türen und im unteren Bereich des Armaturenträgers zeigt sich weniger schick. Gleichwohl ist das nicht verwerflich für einen Kleinwagen. Gefälliger gestaltet sind Cockpit und Mittelkonsole. Die Rundinstrumente sind klar gezeichnet und gut ablesbar. Der digitale Bordcomputer bietet alle wichtigen Informationen. Das Display in der Mittelkonsole beschränkt sich mit seinen Infos vornehmlich auf Radiofunktionen. Ein zentrales Infotainmentsystem soll noch dieses Jahr nachgeschoben werden. Bis dahin muss ein angeschlossenes TomTom für die Navigation genügen, Kabelsalat runter zum 12-Volt-Anschluss inklusive. Dennoch muss auch hier gesagt werden, dass die Lösung dem Klassenstandard entspricht. Die Bestellraten für aufwendige, integrierte Navi-Systeme sind nun mal bei Kleinwagen ausgesprochen gering.

Sitzen und Laden

Der Einstieg vorne gelingt beim Hyundai i20 problemlos und bietet keinerlei außergewöhnliche Hürden. Wurde erst mal Platz genommen erfreut ein üppiges Raumangebot Fahrer und Beifahrer. Für seine Klasse geradezu fürstlich, dass selbst Passagiere bis zu zwei Metern Größe keine Platzangst bekommen werden. Und auch hinten geht es noch recht geräumig zu. Zwar wird es hier schon ab 1,80 Meter enger. Aber das geht völlig in Ordnung. Die Breite ist ebenfalls ausreichend, wobei der Platz in der Mitte ist eher ein Notsitz. Aber die Siebenjährige, die diesen Platz zwischen zwei Kindersitzen ausprobieren durfte/musste beschwerte sich immerhin nur mäßig. Das haben wir schon schlimmer erlebt. Für lange Reisen ist es dennoch eine Empfehlung diesen Platz nicht zu vergeben. Die Sitze vorne fallen bequem aus und sind auch für längere Fahrten gut geeignet. Allerdings fehlt etwas der Seitenhalt. Im Fond dagegen ist die Anordnung etwas konturlos.

Platz ist für den Hyundai i20 auch in Sachen Kofferraum ein Pluspunkt. Mit 326 Liter laut VDA-Norm lässt er einige Konkurrenten hinter sich. Die Rückbank ist asymmetrisch geteilt umlegbar und gibt zusammengeklappt einen Raum von 1046 Liter Volumen frei. Der Verriegelungsmechanismus ist gut erreichbar, lässt sich auch vom Kofferraum aus bedienen und funktioniert reibungslos. Relativ hoch ist die Ladekante ausgefallen. Über eine Höhe von 70 Zentimeter müssen Gepäckstücke gewuchtet werden. Die Rückenlehnen ergeben umgeklappt eine kleine Kante mit anschließender Steigung. Beim Beladen nicht ganz praktisch, aber durch die geringe Tiefe können auch schwere Gegenstände von Kofferraum aus darüber gehoben werden. Damit bremst er einen VW Polo zum Beispiel aus. Gegenüber Opel Corsa, Peugeot 208 und Renault Clio fehlen dann aber doch ein paar Liter. Dennoch reiht sich der Hyundai i20 in Sachen Nutzwert und Raumgefühl in der vorderen Reihe mit ein.

Fahren und Tanken

Wer Hyundai i20 fährt, der wird in der Regel nicht zu den sportivsten Verkehrsteilnehmern gehören. Dieser Umstand ergibt sich schon aus dem Angebot an Motoren. Bei maximal 100 PS ist derzeit Schluss, egal ob der Kunde nach Benziner oder Diesel strebt. Im Grunde auch vernünftig, denn das Gros der Verkäufe im Kleinwagenbereich geht nun mal auf Motorisierungen mit 90, 75 oder auch nur 60 PS zurück. Ein sportliches Aushängeschild, wie einen VW Polo GTI oder einen Opel Corsa OPC sucht man hier vergebens. Zumindest noch.

Die Rückbank gibt zusammengeklappt einen Raum von 1046 Liter Volumen frei. Die Fläche ist allerdings nicht ganz eben und die Ladekante ist mit 70 Zentimetern recht hoch ausgefallen.
Die Rückbank gibt zusammengeklappt einen Raum von 1046 Liter Volumen frei. Die Fläche ist allerdings nicht ganz eben und die Ladekante ist mit 70 Zentimetern recht hoch ausgefallen.

© Hersteller

Wir fahren mit dem 1,4 Liter großen Direkteinspritzer mit Turboaufladung daher die Spitzenmotorisierung für den Hyundai i20. Schon auf den ersten Kilometern fällt auf, dass der Antrieb gerne etwas erhöhte Drehzahlen mag, um seiner Leistung freien Lauf zu lassen.

Das passt insofern ganz gut, als das uns die Testfahrt zunächst mal auf die Autobahn führt und wir es etwas eilig haben. Auf Tempo kommt der i20 ganz flott und schnell stellt sich raus, dass sich mit dem kleinen Koreaner ein ordentliches Fortkommen ganz angenehm darstellt. Das Tempo pegelt sich zwischen 150 und 160 km/h ein, sofern es der Verkehr erlaubt. Die Windgeräusche halten sich noch in Maßen, der Motor hält bei dieser Geschwindigkeit noch etwas Kraftreserven bereit. Allerdings vermittelt die Lenkung bei diesem Tempo mehr Feedback besseres Bild ab.

Hyundai setzt im Kleinwagenbereich auf Vierzylinder mit mehr als einem Liter Hubraum. Ob das Strategie oder Entwicklungsrückstand ist, bleibt erst mal offen. Bei VW gibt es für den Polo nur noch zwei Vierzylinder in der gesamten Angebotspalette, bei Opel und Ford rücken ebenfalls die Dreizylinder in den Vordergrund. Der Vorteil: Dank dem größeren Hubraum zeigt sich der Antrieb als ein ruhiger Geselle. Unaufgeregt spult er seine Arbeit ab, auch wenn er für richtig Power höhere Drehzahlen benötigt. Der Nachteil solcher Motoren im Normalfall: größerer Durst. Nach rund hundert flott gefahrenen Kilometern zeigt uns der Bordcomputer einen Konsum von 7,9 Litern Super pro 100 Kilometer an. Kann sich sehen lassen.

Weiter geht es auf der Landstraße. Das Fahrwerk ist recht komfortabel ausgefallen. Hat zur Folge, dass der Hyundai i20 bei engen Kurven etwas in die Knie geht und untersteuert. Ist der Radius weiter, so neigt sich der Koreaner seitlich. In der Summe zeigt sich der Hyundai als ein gutmütiges Auto, dass den Fahrer in kaum einer Situation überfordert.

Ähnliches lässt sich über die Federung sagen. Kurze Wellen nimmt der Hyundai i20 souverän. Bei langen Bodenwellen zeigt er kaum ein Nachschwingen. Lediglich den aufstehenden Kanaldeckel oder Bodenschwellen gibt er mal spürbar in den Innenraum ab. Letzteres gilt aber vor allem für den beladenen Zustand. Mit ordentlich Gewicht auf den Schultern gibt die Federung hingegen ein ordentliches Bild ab. Insgesamt komfortabel, der Kleine.

Nach langen Autobahnfahrten erobern wir mit dem Hyundai i20 die Stadt. Im Grunde die natürliche Umgebung für einen Kleinwagen. Erfreulich schon mal die kompakten Abmessungen bei der Parkplatzsuche. Mit 4,04 Meter überragt der Koreaner seine Konkurrenten VW Polo oder Ford Fiesta um rund fünf Zentimeter. Ins Gewicht fällt das aber nicht. 134 Newtonmeter Drehmoment sind nicht die Welt und so braucht der Hyundai i20 1.4 einen kleinen Anlauf, um an der Ampel in Schwung zu kommen. Ab 2500 Umdrehungen pro Minute etwa kommt Schwung in die Sache. Der Kleinwagen fährt sich im Stadtverkehr in der Summe sehr ansprechend. Auch die Handschaltung mit ihren fünf Gängen tut da ordentlich mit. Lediglich beim fünften Gang werden die Wege etwas lang.

Nicht nur für Passagiere, auch für Gepäck ist erstaunlich viel Platz im neuen Hyundai i20. Mit 326 Liter laut VDA-Norm lässt er einige Konkurrenten hinter sich.
Nicht nur für Passagiere, auch für Gepäck ist erstaunlich viel Platz im neuen Hyundai i20. Mit 326 Liter laut VDA-Norm lässt er einige Konkurrenten hinter sich.

© Hersteller

Auch der Verbrauch in der Stadt geht in Ordnung. Bei der reinen Stadtfahrt nahm sich der Hyundai i20 für seinen 1.4-Liter-Benziner laut Bordcomputer 7,8 Liter. Gleiches Ergebnis wie bei flotter Fahrt auf der Autobahn. Über den gesamten Testzeitraum mit einem Pensum von rund 1000 Kilometern haben wir einen Verbrauch von 7,5 Litern errechnet. Damit zeigt sich der Kleinwagen relativ genügsam. Der Aufschlag von exakt zwei Liter auf den Normverbrauch kann als Realitätszulage durchgehen. Vermisst wird ein Start-Stopp-System, das die Ökobilanz noch etwas freundlicher gestalten würde.

Hören und Sehen

In diesem Bereich herrscht beim Hyundai i20 eher Magerkost. Das neue Infotainment lässt noch auf sich warten und Assistenzsysteme sind rar gesät. Es gibt serienmäßig löblicherweise einen Tempomaten. Ansonsten gibt es noch einen Spurhalteassistenten, was dann aber schon das Maximum an Unterstützung für den Fahrer darstellt. Mit der Ausstattungslinie Trend stellt das Radio noch eine Bluetooth-Verbindung für Mobiltelefone bereit.

Die Rundumsicht fällt beim Hyundai i20 recht ordentlich aus. Genauer gesagt ist der Blick nach vorne und seitlich sehr gut. Das Heckfenster ist hingegen sehr klein geraten und bringt wenig Erkenntnis über den Raum hinter dem Fahrzeug. Mit der Ausstattungslinie Trend kommen Parksensoren hinten an Bord. Die sind auch nötig. Denn auch das Auto ist hinten schwer einschätzbar. Wer mag, der kann den i20 auch mit Rückfahrkamera ordern. 

Wählen und Zahlen

Früher haben sich Automobile von Hyundai vornehmlich über den Preis verkauft. Diese Zeiten sind allerdings vorüber. Wie eingangs erwähnt, strebt die Marke nach Höherem, auch was die Preise angeht. Mit 15.850 Euro ist der Hyundai i20 1.4 relativ selbstbewusst eingepreist. Gegenüber dem VW Polo mit dem ein Liter großen Dreizylinder ist der Koreaner gerade mal 125 Euro günstiger, wobei dem Polo wiederum fünf PS Leistung fehlen.

Zieht man den Opel Corsa zum Vergleich heran, den es ebenfalls mit einem 1,4 Liter Vierzylinder und 100 PS gibt, dann liegt der Preisunterschied nach Liste bei 2070 Euro weniger für den Rüsselsheimer. Das ist dann schon eine kleine Welt in diesem Segment. Auch beim Vergleich mit dem Ford Fiesta zeigt sich der Hyundai i20 als die leicht kostspieligere Offerte. Zumal sich die beiden bei der Ausstattung kaum etwas nehmen. Empfehlenswert ist das Plus-Paket, bei dem neben Licht- und Regensensor auch eine Klimaautomatik und ein abblendender Innenspiegel dabei sind. Nur für den 1.4 Motor gibt es auch eine Automatik, die mit 1100 Euro zu Buche schlägt.   

Gutes und Schlechtes

Am Ende unseres Test hinterlässt der Hyundai i20 ein gutes Bild. Für einen Kleinwagen schneidet er in den wichtigen Disziplinen ordentlich ab. Er bietet ausreichend Platz und einen relativ hohen Nutzwert, ist mit dem 1,4-Liter-Benziner gut motorisiert und fährt sich ausgewogen. Auch bei Materialien und Verarbeitung lässt sich nur wenige mäkeln.

Dennoch würde dem Koreaner ein etwas sparsamerer Dreizylinder gut zu Gesicht stehen. Gleiches gilt für ein Start-Stopp-System. Von den Preisen her ist der Hyundai aber etwas zu hoch angesiedelt. Besonders im Verhältnis zu dem zeitgleich vorgestellten Opel Corsa, aber auch im Vergleich mit der Mehrzahl der übrigen Konkurrenten.

Dennoch ist der Hyundai kein schlechtes Angebot, weil er sich eben auch keine nennenswerten Schwächen leistet und in Sachen Platz und Alttagsnutzen Pluspunkte sammelt. Auch der Motor ist durchaus ein Pro-Argument, weil er eben auch bei stärkerer Beanspruchung noch einen moderaten Verbrauch an den Tag legt. Ein gutes Auto, dieser Hyundai i20. Wenn, ja wenn da nur der Preis nicht wäre.

Stärken

Großzügige Platzverhältnisse

Kräftiger und relativ sparsamer Benziner

Ordentliche Verarbeitung

Schwächen

Keine Start-Stopp-Automatik

Hoher Anschaffungspreis

Nicht überall gute Materialwahl

Konkurrenz

VW Polo

Opel Corsa

Renault Clio

Technische Daten Hyundai i20 1.4
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) 4,04/1,73/1,47 Meter
Leergewicht 1250 Kilogramm
Kofferraumvolumen 326 / 1042 Liter
Maximale Zuladung 350 Kilogramm
Sitzplätze 5
Tankvolumen 50 Liter
Motor Vierzylinder-Ottomotor mit Mehrpunkteinspritzung und Turboaufladung, zwei oben liegende Nockenwellen, Zahnriemenantrieb
Hubraum 1368 Kubikzentimeter
Getriebe 5-Gang Handschaltung
Leistung (kW/PS) 74 / 100
Drehmoment 134 Newtonmeter bei 3500 Umdrehungen/Min
Beschleunigung 0 - 100 km/h 11,6 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 184 km/h
Verbrauch laut Hersteller (innerorts/außerorts/kombiniert) 7,2 / 4,6 / 5,1 Liter
Verbrauch im Test 7,2 Liter
CO2-Emissionen / Effizienzklasse 127 g/km /A
Typklassen (KH/VK/TK) 18 / 18 / 18
Preis als Basisfahrzeug 15.950 Euro
Preis des Testwagens 18.270 Euro

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