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© Mike Wolff

Freizeit-Tipp: Schwindelfrei im Kletterwald

Vorbild Indiana Jones: Kletterwälder werden in Berlin und dem Umland immer beliebter, allein in die Wuhlheide kamen im Vorjahr 20.000 Höhensüchtige.

Von Anna Sauerbrey

Waldesstille ist woanders. In den Baumkronen schabt, klackt und ruft es. Das Geräusch von Metall auf Metall, von sirrenden Seilbahnen und einhakenden Karabinern, aber auch Zurufe und Kreischen übertönen jeden Vogelgesang. Wer im Kletterwald Wuhlheide im Freizeit- und Erholungszentrum Köpenick den Kopf in den Nacken legt, sieht Menschen vorbeisausen, hüpfen, klettern und schwingen, ja sogar skaten und radeln. Alles bis zu zehn Meter über dem Boden, auf 75 an und zwischen den langen, schlanken Bäumen befestigten Seil- und Holzkonstruktionen.

Der Kletterwald Wuhlheide ist eine von immer zahlreicheren Möglichkeiten in Berlin und Umgebung, in der Freizeit hoch hinaus zu steigen. Neben eher sportlichen Angeboten mit klassischen Kletter- und Boulderwänden sind auch Familien- und Freizeitangebote wie der Kletterwald Wuhlheide immer beliebter. Hier sind in der Regel keine Vorkenntnisse nötig, das Ganze gleicht eher einem riesigen Abenteuerspielplatz. Im letzten Jahr haben in Potsdam wie auch in Berlin Kletterwälder eröffnet. Den Park „Climb Up“ mit Standorten in Klaistow und Strausberg gibt es schon seit 2006. Allein in der Wuhlheide erklommen im vergangenen Jahr 20 000 Besucher die Baumwipfel, und von denen sei kein einziger abgestürzt, versichert die Geschäftsführerin des Kletterwaldes, Henrike Janczik.

„Das ist eure Lebensversicherung“, sagt Frank Gebauer und hält zwei große Karabinerhaken hoch, die an einem Sitzgurt um seine Hüften befestigt sind. Die Schüler der Klasse 6a der Otto-WelsGrundschule in Kreuzberg schauen an sich hinunter. Auch an jedem von ihnen baumeln die beiden Haken, außerdem eine Seilbahnrolle. „Damit müsst ihr jederzeit eingehakt sein, beim Umhaken macht ihr immer nur einen Karabiner los“, schärft Gebauer den Elf- und Zwölfjährigen ein. Der Kletterwald-Mitarbeiter hakt beide Karabinerhaken ordnungsgemäß an der Seilbahn am Demonstrationsparcours ein, ebenso die Rolle, setzt sich in den Sitzgurt und demonstriert nur knapp über dem Boden, wie man sich von einem Baum zum anderen gleiten lässt. Die 6a ist beeindruckt. „Cool!“, ruft ein Junge, „Jackie Chan“, ein anderer.

Nachdem der Übungsparcours unter Aufsicht des Kletterwald-Mitarbeiters ein paarmal fehlerfrei durchlaufen ist, geht es in Eigenregie an die Bäume. Was nur einen Meter über dem Boden noch ganz einfach war – klack, klack, sitzt – wird in zehn Metern Höhe zur Nervenprobe. Schon beim Aufstieg über eine Holzleiter fangen in den Schutzhandschuhen, die zur Ausrüstung gehören, die Hände an zu kleben. Doch von hinten drängt der Verkehr, man will sich ja auch vor einem Rudel Halbwüchsiger nicht die Blöße geben, also ab ins erste Hindernis. Im „Abenteuer-Parcours“, einer von sechs unterschiedlich schwierigen Routen, ist das eine Röhre aus grünem Netz, natürlich mit freiem Blick auf den Waldboden, ein paar Löcher sind auch schon drin. Im Kopf das Mantra: Zwei Karabinerhaken und ein Stahlseil. Alles geprüft. Hier fällt keiner runter. Dann kommt die erste Seilbahnfahrt, und spätestens da fängt es an, Spaß zu machen. Noch mal auf dem Schild prüfen, wie man die Rolle anlegt, und zum nächsten Baum gesaust. Indiana Jones hätte es nicht besser gekonnt. Dann an einer Liane geschaukelt, eine Nepaltreppe entlanggeklettert, zwischen einem Doppelseil entlanggehangelt und zwischen zwei Bäumen Skateboard gefahren. Noch eine fiese Seilbrücke mit Stiegen, die unter den Füßen wegrollen, dann ist der erste Parcours geschafft.

Auch die 6a ist wieder auf dem Waldboden versammelt und hat an einem der Picknicktische die Tupperdosen ausgepackt. Die Mädchen und Jungen sind zufrieden mit ihrem Ausflug. Auch Furkan ist mitgeklettert, obwohl er eigentlich Höhenangst hat. Sein Kletterwald-Tipp: „Man darf eben nicht runtergucken.“

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