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Neukölln: Der kleine Horror-Spielplatz

In einer Neuköllner Anlage toben die Kinder zwischen Dracula und Frankenstein. Die meisten sehen es locker.

Die Hexe schmunzelt vergnügt in sich hinein, Dracula trägt eine grüne Zahnbürste auf der Brust, und das Gespenst guckt bedröppelt aus der weißen Wäsche: So richtig unheimlich ist die Geisterbahn aus Holzfiguren auf dem neuen Spielplatz an der Schillerpromenade in Neukölln nicht. Das findet auch Naima, und die ist gerade mal zwei Jahre und vier Monate alt. „Uiih, gruselig!“ sagt sie zwar erst. Aber dann tapst die Kleine mutig dem Vampir entgegen und gibt ihm einen Klaps auf sein dickes Holzbein. Darauf muss sie erst mal das Podest, über dem die verschmitzte Hexe hockt, erkunden und die anderen Kletter- und Balanciermöglichkeiten auf dem neuen Parcours.

Auch die Schaukel mit dem Bild eines fröhlichen Knochenmannes schreckt Naima nicht, jauchzend lässt sie sich von Mama Franziska anstoßen. Die wundert sich zwar ein wenig über die Figurenauswahl für einen Kinderspielplatz, findet ein bisschen Grusel aber auch nicht dramatisch. „Es wäre vielleicht nicht meine erste Wahl gewesen. Aber die meisten Kinder, vor allem etwas Ältere, dürften kaum Probleme mit den recht humorvoll gemachten Figuren haben“, so Jazz-Sängerin Franziska Haberland.

Das sieht auch Neuköllns Baustadtrat Thomas Blesing (SPD) so, der den für 250 000 Euro neu gestalteten Spielplatz Ende April eingeweiht hat. „Das ist überhaupt nichts Furchteinflößendes“, sagt Blesing. Im Gegenteil, Kinder fänden es manchmal toll, sich ein bisschen zu gruseln. Natürlich nur, solange der Schutz der Eltern in Reichweite sei und das Kind nicht allein in einem dunklen Zimmer liege, so Blesing. Der zwölfjährige Jeremy, der nachmittags öfter auf dem 2300 Quadratmeter großen Gelände spielt, versteht nicht, wie jemand Angst vor den Figuren haben könnte. „Die sind doch einfach nur lustig“, sagt er. Besonders fröhlich sieht der dreijährige Amin Ibraimi allerdings nicht aus, als er sich der Frankenstein-Figur mit der Aufschrift „Ma’s Darling“ nähert. „Amin gruselt sich ziemlich“, beobachtet Mutter Amela ihren Sohn. Ihr selbst seien die Figuren erst gar nicht aufgefallen, begeistert sei sie darüber nicht. „Als Mutter bin ich sowieso nicht sicher, ob ich meinen Kindern etwas über Geister erzählen soll“, sagt sie. Amin weicht ihr dann auch fast nie von der Seite, am liebsten ist ihm die Drehscheibe ganz ohne Gruseleffekte.

Naima indes balanciert fröhlich weiter, das Mädchen wirkt nicht, als würden es nach dem Spielplatzbesuch zukünftig Albträume plagen. Vielleicht schläft es sich sogar leichter ein, wenn man weiß, dass Dracula sich seine langen Zähne mit einer grünen Bürste putzt. Eva Kalwa

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