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Serie Wendekalender: 9. April 1989

Die Langläufer Ost und West schleichen sich ins jeweils fremde Marathonfeld

Marathonchef Horst Milde träumt in der „Morgenpost“ von einem Start am Roten Rathaus in Ost-Berlin mit Zieleinlauf an der Gedächtniskirche in West-Berlin. Schon zehn Mal habe er diese Idee den zuständigen Stellen erläutert und sich jedesmal eine höfliche Absage eingehandelt, erzählt Milde. Als Ersatz hat er jetzt einen Terminkalender mit den besten Marathonläufen in der DDR zusammengestellt. Inzwischen sei man drüben „beweglicher“ geworden, wenn sich Teilnehmer aus dem Westen ins Feld schleichen. Einige Rennen, wie der Ost-Berliner Friedensmarathon im September, seien auch für Ausländer geöffnet. Allerdings müssten West-Läufer in der DDR Abstriche machen, was Verpflegung, Service und Siegprämien anbelangt. Unterwegs gebe es nur „Wasser, Tee oder Haferschleim“ und am Ende einen „holzgeschnitzten Pokal oder eine Torte“. Umgekehrt sind die Teilnahmehürden für Sportler aus dem Ostteil ungleich höher. 38 Läufer aus der DDR hätten beim letzten (West-)Berlin-Marathon mitgemacht, zumeist unter falscher Identität. Schließlich ist Marathonlauf kein anerkannter Reisegrund. 1982 sei der erste DDR-Bürger in der Teilnehmerliste aufgetaucht, „damals noch unter dem Namen seiner Katze“. loy

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