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Weisheit im Rücken. Der Buchhändler Thomas Mühlbauer wurde in Istanbul geboren, seit 1992 lebt er ununterbrochen hier.

© Susanne Güsten

Deutscher Buchhändler in Istanbul: Der Seismograf vom Bosporus

Wie es um Deutsche und Türken bestellt ist, kann man ablesen. Am Schwarzen Brett von Thomas Mühlbauers Buchhandlung in Istanbul. Unser Blendle-Tipp.

Eine hölzerne Freitreppe führt hinauf zum Café im Obergeschoss, an der Wand steht in großen Lettern ein Goethe-Zitat: „Wer Bücher liest, schaut in die Welt, und nicht nur bis zum Zaune“. Darunter sitzt der deutsche Buchhändler von Istanbul, Thomas Mühlbauer, dem Ladenraum zugewandt hinter dem Schreibtisch, der mit einem Besucherstuhl versehen ist. Meistens sitzt jemand auf diesem Stuhl, denn von hier aus dirigiert Mühlbauer nicht nur seinen Laden – sein Schreibtisch ist auch Kommunikationszentrum der deutschen Gemeinde in Istanbul und erste Anlaufstelle für deutsche Neuankömmlinge in der Stadt wie für kontaktsuchende Türken.

Wer sich in Istanbul für deutsche Kultur interessiert, der ist schon durch Mühlbauers Tür getreten. Der Buchladen am Istiklal-Boulevard im Herzen der Stadt ist seit Jahrzehnten das inoffizielle Hauptquartier der deutsch-türkischen Freundschaft in Istanbul.

Nach frischem Brot und Kuchen duftet es im Laden. Am Tresen rechts vom Eingang gibt es deutsche Brotlaibe, Brötchen und sogar Brezeln zu kaufen – seltene Köstlichkeiten, die von einer deutschen Bäckerin am Stadtrand geliefert werden. Linkerhand ziehen sich vollgestopfte Bücherregale bis zur Decke hoch, dahinter lädt eine Sitzgruppe um einen antiken Esstisch, mit Bücherstapeln beladen und frischem Wiesenblumenstrauß dekoriert, zum Lesen ein.

Gerne sitzen die Besucher hier bei Mühlbauer, denn der 50-jährige Buchhändler strahlt Ruhe aus und legt eine freundliche Konzentration auf sein Gegenüber an den Tag. Ein Zimmer zur Untermiete, ein Teilzeitjob, ein Partner zum Konversationsunterricht – Thomas Mühlbauer kann meistens mit einem Tipp helfen oder zumindest mit dem Verweis auf das Anschlagbrett neben der Tür, das mit handschriftlichen Angeboten und Gesuchen gespickt ist.

In letzter Zeit ...

Den vollständigen Text lesen Sie für 45 Cent im Online-Kiosk Blendle.

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