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Der Sänger Anas Maghrebi ist umringt von seinen Bandmitgliedern Louay Kanawati (rechts), Hekmat Qassar (hinten) und Muhammad Bazz (links). Die Band würde gerne zusammen in Berlin bleiben.

© Doris Spiekermann-Klaas

Eine syrische Band auf der Flucht: Europa-Tournee

Vier Wochen lang ist die syrische Band Khebez Dawle auf der Flucht. Nun haben die Musiker ihr Ziel erreicht: Berlin. Doch die Stadt könnte das Ende bedeuten. Lesen Sie hier einen Auszug und den vollständigen Beitrag im digitalen Kiosk Blendle.

Sie haben eine gute Geschichte, als sich ihr Schlauchboot auf den Strand von Lesbos schiebt. Als sie lachend und beinahe irre vor Erleichterung auf die Urlauber zustapfen, die im Sand in der Sonne liegen, als sie den Menschen in Badeanzügen CDs überreichen mit den Worten, dass sie eine Band seien, eine syrische Band, und dass dies ihr Debütalbum sei. Und wenn diese Art, nach Europa zu gelangen, auch eine ungewöhnliche sei, so seien sie eben doch eine Rockband, die es in die Flucht geschlagen habe.

Es gibt Filmaufnahmen von dieser Landung auf der griechischen Insel und Berichte in etlichen Zeitungen. Die Musiker durchqueren Europa mit ihrer Geschichte. Erzählen sie immer wieder. In Serbien, in Kroatien, in Ungarn und in Österreich. Vier Wochen sind sie unterwegs, bis sie Deutschland erreichen. Berlin ist ihr Ziel. Die Frage, die sich hier stellt, ist, wie lange es eine gute Geschichte bleibt.

„Meinst du, die Asyl-Behörde kann bei uns eine Ausnahme machen?“, fragt Hekmat Qassar, Gitarrist und Keyboarder.

Wieso eine Ausnahme?

„Weil es schrecklich wäre, wenn wir jetzt auf verschiedene Orte verteilt und auseinandergerissen würden. Es würde unsere Pläne vereiteln.“

Es gibt Regeln. Aber wie weit die im Moment gelten ...

„Wir haben so viel vor“, fährt Sänger Anas Maghrebi dazwischen, „ich weiß, dass wir gut genug sind, um es zu schaffen.“

Gut genug als Musiker, meint Anas Maghrebi. Gut genug für Berlin.

Den Zeitpunkt der Registrierung zögern er und seine Mitstreiter hinaus. Seit das Boot an der türkischen Mittelmeerküste abgelegt hat und sie auf Lesbos Europa betraten, sind sie eine Band auf der Flucht. Aber werden sie vor dem Schreibtisch eines überarbeiteten Lageso-Mitarbeiters eine Band bleiben? Sie fürchten, dann nur noch Flüchtlinge zu sein.

Als wüssten sie nicht, dass sie genau das sind. Aber das Wort Band hat sie geschützt.

In einem Szene-Café in Mitte unweit vom Alexanderplatz verziehen sich die Musiker in eine hintere Ecke. Sie sind zu fünft, ihr ganzer Tross, zu dem auch Künstler und Musiker anderer Bands gehören, zählt acht Personen. Die auffälligste Erscheinung ist Anas Maghrebi, 25, ein großgewachsener, schlanker Typ mit einer schwarzen Hippie-Mütze auf dem Kopf. Gegen die Herbstkälte hat er nur eine kurze Lederjacke, einen Kapuzensweater und eine Cordhose, die ihm über die Taille rutscht. Die anderen haben sich zum Teil gefütterte Handwerkerjacken besorgt, Karomuster, praktisch. An Anas’ Handgelenk baumelt ein Regenschirm.

Bevor er zu erzählen beginnt, von vorne die Geschichte abspulen wird, die er nun schon etliche Male wiedergegeben hat, sucht er in verborgenen Winkeln des Cafés nach einer Steckdose. Ihm selbst scheint die Energie nie auszugehen, doch sein Mobiltelefon, mit dem er die Truppe dirigiert und Kontakt zu Unterstützern und Journalisten hält, muss ständig aufgeladen werden. „Wir hatten erwartet, dass es härter werden würde“, sagt Anas dann mit einem Blick auf den Ladestatus seines Smartphones. „Überall fanden wir Menschen, die uns weiterhalfen. Überwältigend. Wir haben uns durch Büsche geschlagen, durch Orangenhaine, über Berge, die wir nicht kannten. Aber wir haben es genossen in der Art, dass wir den Weg aller gegangen sind.“

Mitarbeit: Tabea Grzeszyk

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