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Bislang schweigt Franz Beckenbauer.

© Marcus Brandt/dpa

Franz Beckenbauer in der Korruptionsaffäre: Zwischen Welten

Er war immer das Sonntagskind des deutschen Fußballs. Als Sportler, Trainer und Funktionär. Alles schien er mit spielerischer Eleganz zu meistern. Dafür haben die Fans jeden von ihm verzapften Blödsinn akzeptiert. Aber irgendwann ist auch mal gut. Lesen Sie hier einen Auszug des Artikels und den ganzen Text im digitalen Kiosk Blendle.

Wo ist eigentlich Franz Beckenbauer? Der Mann, der im Märchensommer 2006 zugleich in München, Berlin und Hamburg zu sein schien, immer unterwegs mit seinem Helikopter, damit er wirklich nichts und niemanden verpasst und niemand ihn. Jetzt ist er weg. Spurlos verschwunden, seit bald drei Wochen, mutmaßlich hinter den hohen Hecken seines Hauses in Salzburg. Ein letztes Lebenszeichen datiert von Mitte Oktober. Ein deutscher Medienunternehmer erzählt von einem launigen Abend mit Beckenbauers Intimus Fedor Radmann, an dessen Ende die Einladung stand: „Kommen Sie doch morgen zum Frühstück vorbei, da können wir das Ganze noch mal mit dem Franz besprechen.“ Es kam der nächste Morgen und mit ihm die „Spiegel“-Geschichte über schwarze Kassen bei der deutschen WM-Bewerbung. Beckenbauer saß tatsächlich mit Radmann beim Frühstück, wo der Kaffee in den Tassen gefror und niemand im Saal das Wagnis eingehen mochte, sich auch nur in die Nähe des Tisches zu begeben.

Seitdem hat ihn die Öffentlichkeit nicht mehr zu Gesicht bekommen. Dabei ist dieser Franz Beckenbauer zeit seines Lebens eine öffentliche Person, so öffentlich, dass für das Private nie Zeit geblieben ist. Die ersten drei Kinder sind ohne ihn groß geworden, und da machte es keinen Unterschied, ob er nun in München gekickt hat, in Hamburg oder New York. Den Papa kannten sie nur aus dem Fernsehen. Jetzt ist er nicht mal mehr dort zu sehen, bei seinem Haussender Sky, der sich auf Anfrage des Tagesspiegels eher vage dazu äußerte, ob der Quotengarant Beckenbauer weiter als Experte dienen wird: „Was seine Mitwirkung auf dem Sender anbelangt, stehen wir in engem Austausch mit seinem Management und beobachten außerdem aufmerksam die weitere Entwicklung."

Selbst die alten Verbündeten vom Springer-Verlag distanzieren sich ganz und gar nicht vorsichtig von ihrem jahrzehntelangen Kolumnisten. Noch in den ersten Tagen nach der „Spiegel“-Veröffentlichung hatte die „Bild“-Zeitung alle Vorwürfe gegen Beckenbauer ins Lächerliche zu ziehen versucht. Ein käuflicher Kaiser, geht’s noch? Am Mittwoch nun meldete sich der Chefredakteur von „Sport-Bild“ mit diesen bemerkenswerten Zeilen zu Wort: „Ich hätte es mir nie vorstellen können. Ich habe immer daran geglaubt, dass Deutschland die WM 2006 auf saubere Art und Weise bekommen hat. Jetzt musste ich aber als Erster darüber berichten, dass beim DFB ein Vertragsentwurf aufgetaucht ist, der möglicherweise als Bestechungsversuch benutzt werden sollte. Schon das Datum ist verdächtig: vier Tage vor der WM-Vergabe am 6. Juli 2000. Unterschrieben hat dieses Papier mein langjähriger Freund Franz Beckenbauer.“ Via Twitter schickte er gleich noch eine Entschuldigung an den „Spiegel“ hinterher.

Sein Leben lang war Beckenbauer das Sonntagskind des deutschen Fußballs. So ganz mag ihn das Schicksal noch immer nicht fallen lassen. Weil er die wahrscheinlich fehlerhafte Steuererklärung des Deutschen Fußball-Bundes zur auch finanziell sehr erfolgreichen Weltmeisterschaft 2006 nicht unterschrieben hat, interessiert sich in diesen bewegten Tagen die Staatsanwaltschaft nur am Rande für ihn. Und auch am dunkelsten Tag seiner Karriere blieb ihm die größtmögliche Bühne für die Zurschaustellung seiner Sünden erspart. Hätte am Dienstag nicht der Tod der Jahrhundertpersönlichkeit Helmut Schmidt Schatten über Deutschland geworfen, wäre Beckenbauer und seinen zwielichtigen Geschäften ein Platz auf allen Titelseiten der Zeitungen und zu Beginn der „Tagesschau“ sicher gewesen.

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