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Abgehoben. Von der deutschen Hauptstadt aus wollte Air Berlin internationale Märkte erobern – was auch durch das BER-Desaster verhindert wurde.

© picture alliance / dpa

Niedergang einer Airline: Air Berlin flog hoch - und fällt nun tief

Mit zwei alten Boeings ging es 1978 los. Offiziell in den USA, schon das war kreativ. Dann folgten Expansionen, Partys, Börsengang. Air Berlin wollte viel. Doch nun wird Deutschlands zweitgrößte Fluglinie zerlegt. Unser Blendle-Tipp.

Dass es am Flughafen Tegel derzeit gereizter zugeht, die Stimmung schneller kippt, hat zuletzt auch Leo Martin beobachtet. Martin gilt als guter Beobachter. Der frühere Nachrichtendienstler, spezialisiert auf V-Mann-Rekrutierung, kennt sich mit Menschen unter Stress aus. Nun ist er inzwischen als Motivationscoach und Autor erfolgreich, ein Vielflieger – und mit Air Berlin unterwegs. So wie 24 Millionen Passagiere allein dieses Jahr.

Kürzlich stand Leo Martin am Air-Berlin-Schalter. „Die Nerven liegen blank“, schrieb er auf Facebook. Vor ihm warteten Vater („graue Haare, zum Zopf gebunden“), Mutter („blonde Haare bis zum Po“), Junge und Mädchen („still und brav“). Der Vater habe wegen Nichtigem die Schalterdame beleidigt. Die reagierte prompt: „Bitte nehmen Sie Ihren Koffer vom Band, ich checke Sie jetzt aus!“

Seit 2007 nur einmal schwarze Zahlen geschrieben

Air Berlin – in der Werbung war sie lange die „Airline mit Herz“. Viele Mitarbeiter nehmen das ernst. „Ein Herz haben“ bedeutet für sie aber nicht, sich in Demut vor jedem Gast in den Staub zu werfen oder wie ein Roboter sein Programm abzuspulen. Bei Air Berlin sind sie stolz darauf, dass die Mitarbeiter bei der Sache sind, pragmatische Lösungen suchen, Menschen bleiben und im Stress auch mal durchgreifen.

Trotzdem ist die Luft für Air Berlin derzeit so dünn wie noch nie: Hatte Airline-Chef Stefan Pichler kürzlich die Zerlegung der Firma, die Abgabe der halben Flotte an die Konkurrenz, als Befreiungsschlag präsentiert, bestehen nun Zweifel an diesem Plan. Die Verhandlungen mit Lufthansa und Tui werden wohl vor Sommer 2017 nicht beendet sein. Air Berlin brauche dringend eine halbe Milliarde Euro, um durch die reiseschwachen Wintermonate zu kommen.

Das Unternehmen bezeichnet dies als „Marktgerüchte“. Tatsache aber ist: Nach Eigentümerwechseln und trotz Expansionen hat die Fluglinie seit 2007 nur einmal schwarze Zahlen geschrieben und vergangenes Jahr mit 450 Millionen Euro Minus einen Rekordverlust verzeichnet. Nun werden Stellen gestrichen. Kurz vor den Herbstferien hatten sich zudem die Kollegen von Tuifly massenhaft krank gemeldet, als bekannt wurde, dass ihre Urlaubsfluglinie mit Air Berlin fusionieren soll.

"Wir waren eine Party-Airline"

Dabei galt Air Berlin einst als Wendegewinner, als Konkurrent der mächtigen Lufthansa. Die Stimmung sei nach dem Mauerfall gut gewesen, lockerer als man das von anderen Fluglinien hörte, optimistischer. Der Pilot, der davon erzählt, arbeitet seit vielen Jahren bei Air Berlin. Treffen? Schwierig. Das Personal ist extrem vorsichtig. Kein Gespräch nahe der Air-Berlin-Zentrale am Saatwinkler Damm oder gar am Stammflughafen Tegel. Also „auf einen Kaffee“ in Kreuzberg.

Der Pilot trinkt dann Wasser und erzählt Air-Berlin-Geschichten. Über die wilden Feiern, späte 90er, frühe Nullerjahre. Meist schwofte man in großen Hotels. Die Belegschaft sei jünger gewesen als bei der Konkurrenz. Für die Kabinen-Mitarbeiterinnen, traditionell Stewardessen genannt, seien oft keine Zimmer mehr gebucht worden. „Die schliefen ja eh in anderen Betten“, sagt der Pilot. „Wir waren eine Party-Airline.“

Den vollständigen Artikel lesen Sie hier, für 45 Cent im digitalen Kiosk Blendle.

Mitarbeit: Rainer W. During

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