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Frank Henkel.

© Kay Nietfeld/dpa

Wahlkampf in Berlin: Frank Henkels Aktionismus

Früher war er hart, inzwischen wirkt er arg sensibel. Es heißt, ihm fehle Gestaltungskraft. In der Berliner CDU sind erschreckend viele von Innensenator Frank Henkel enttäuscht. Trotzdem wird er an diesem Freitag wohl Spitzenkandidat für die Wahl im Herbst. Unsere Blendle-Empfehlung.

Die Veranstaltung ist fast vorbei, als ein Mann das Wort ergreift, dem man schon wegen seiner Lautstärke zuhören muss. Er sei zur „Respektsperson“ geworden in Neukölln, sagt der große Typ mit der robusten Kraftsportlerfigur und dem tätowierten Nacken. „Die Kids verrohen immer mehr“, sagt er, „Mobbing und Gewalt sind überall“, „ich bin ein Vater, der Angst um seine Kinder hat“. Carsten Stahl, Anti-Gewalt-Trainer vom „Camp Stahl“ und erfolgreicher Detektiv-Darsteller aus dem RTL-Vorabendprogramm, weiß, wie man die Leute zum Zuhören bekommt, und Frank Henkel grinst, ganz versunken und fasziniert.

Der Innensenator der Berliner CDU sitzt ein paar Meter entfernt, hinter sich eine große Aufstellwand mit lachender Familie im Sonnenlicht, die einen regenbogenfarbenen Drachen steigen lässt. Der Aufsteller bewirbt die „Neuköllner Präventionskette“. Eben hat sich Frank Henkel zum „Neuköllner Handlungskonzept“ zur Kinder- und Jugendkriminalität geäußert, und je länger Stahl redet, sein Anti-Gewalt-Training erklärt und mit Eisenpumper-Armen gestikuliert, desto mehr grinst der CDU-Mann in sich hinein. Er sei eine „authentische Persönlichkeit“, sagt Stahl über sich. Genau das hat ein gewisser Klaus Wowereit mal als eine Stärke Henkels beschrieben.

Fünf Jahre ist das Kompliment her. Henkel war Oppositionsführer. Seine Parteifreunde, kleingemacht in einem Jahrzehnt der Opposition, haben es damals dankbar aufgenommen. Heute reden sie anders über Henkel. Wenige Tage vor der Nominierung des Parteivorsitzenden zum „Kandidaten für das Amt des Regierenden Bürgermeisters von Berlin“, gut fünf Monate vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus, zerfällt die Berliner CDU in zwei Teile. Da gibt es die Hoffenden, und es gibt die Enttäuschten. Beide eint, dass sie Henkel mit größter Wahrscheinlichkeit zum Spitzenkandidaten wählen werden – und ihm einen Wahlsieg über Michael Müller nicht zutrauen. Weit über 300 Delegierte werden ihm an diesem Freitag im Umspannwerk am Alexanderplatz einen schönen Parteitag bereiten, einschließlich der Kanzlerin und Bundesvorsitzenden Angela Merkel. Die CDU ist eine disziplinierte Partei, der Berliner Landesverband ganz besonders. Es war Henkel, der ihm vermittelt hat, dass Geschlossenheit die Voraussetzung für Mitregieren ist. Doch seine Bilanz als Runderneuerer der Berliner CDU ist – so sehen es erschreckend viele Parteifreunde – viel, viel besser als seine Leistung als Innensenator und Bürgermeister.

Im beginnenden Wahlkampf setzt Henkel auf Zahlen und gelegentlichen Aktionismus. Er verweist auf 1000 neue Stellen bei Polizei und Feuerwehr, 360 Millionen Euro mehr im Etat als 2011. „Viele Jahre kannte die Personalentwicklung bei den Sicherheitsbehörden nur einen Weg, den nach unten“, sagte er in der Haushaltsdebatte des Abgeordnetenhauses, „wir haben den Abwärtstrend gestoppt. Wir haben ihn umgekehrt, und damit schaffen wir unseren Sicherheitsbehörden wieder etwas Luft zum Atmen.“

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