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Dominique Fishback (links) und Anthony Ramos spielen im Prequel „Transformers: Aufstieg der Bestien“ zwischen Riesenrobotern auf verlorenem Posten.

© Paramount

„Transformers“- Prequel im Kino: Spielzeugschlacht im Kinderzimmer

„Transformers: Aufstieg der Bestien“ soll vor allem wohl eine neue Produktreihe in das Franchise einführen. Immerhin verzichtet er auf den Sexismus und Rassismus der frühen Filme.

Von Andreas Busche

Als Michael Bay 2007 außerirdische Riesenroboter auf Hollywood losließ, die sich bei Bedarf in Sportwagen und Monstertrucks verwandelten, schien der amerikanische Action-Regisseur der einzige weit und breit zu sein, der das für eine profitable Idee hielt. Sechs Filme und knapp fünf Milliarden Dollar später kann sich Bay als Avantgardist des modernen Franchisekinos fühlen. Geistiges Eigentum, selbst wenn es sich dabei um Plastikspielzeug handelt, ist heute die treibende Kraft im Blockbusterkino, das einige wenige „Marken“ – Star Wars, Marvel, DC Comics, Jurassic Park – dominieren.

Crossmarketing von Kino und Fanartikeln

George Lucas gilt zwar als Erfinder des Crossmarketings von Kino und Fanartikeln, Steven Spielberg hat in „Jurassic Park“ sein Saurier-Merchandise gleich selbst thematisiert, und Videospiele kamen spätestens mit „Resident Evil“ im Kino an. Aber die Transformers-Actionfiguren vom Spielzeughersteller Hasbro erschienen als so ziemlich die unwahrscheinlichsten Kinohelden. Die „Transformers“-Filme hebeln auch jedes Gefühl von Nostalgie aus, das man mit kulturellen Markierungen der eigenen Kindheit verbindet – und das gerade den „Super Mario“-Film zu einem phänomenalen Erfolg gemacht hat.

Die Spielzeugautos lagen zwar in jedem Kinderzimmer rum, sie waren aber für die Sozialisation weniger prägend als Barbie oder Lego. Auch darum konnte Michael Bay dieses geistige Eigentum recht frei als prollige Bolidenschau für Teenager mit Hormonstau interpretieren. Um Nostalgie, die uns derzeit aus jedem Reboot entgegenschlägt, ging es ihm nicht. In seiner Leblosigkeit ist die „Transformers“-Reihe bis heute das ungeliebte Kind des Blockbusterkinos. Den schöneren Roboterfilm drehte 2013 Guillermo del Toro mit „Pacific Rim“.

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Es ist daher müßig, über Sinn und Unsinn des Prequels „Transformers: Aufstieg der Bestien“ zu streiten, über seine Existenzberechtigung wird ohnehin an den Kinokassen entschieden. Nostalgie erzeugt hier einzig und allein der Soundtrack mit 1990er-Hip-Hop, wobei dem Film auch die Trennschärfe zwischen The Notorious B.I.G. und dem Wu Tang Clan abgeht. („Creed 2“-Regisseur Steven Caple Jr. sollte es eigentlich besser wissen.)

Der amerikanische Traum in Ruinen

Im Brooklyn der 1990er Jahre geht die Jahrtausende alte Schlacht zwischen Autobots und Decepticons in ihre nächste Runde, nachdem die Transformer in der Vorzeit der Erdgeschichte mit Hilfe eines galaktischen Schlüssels auf den blauen Planeten verbannt worden waren. Als die Archäologie-Studentin Elena (Dominique Fishback) diesen Schlüssel in einer alten Inka-Eule entdeckt und aktiviert, öffnet sich das Tor zu einer anderen Dimension – während der geschasste Ex-Soldat Noah (Anthony Ramos) gerade einen Porsche stiehlt, um die Krankenhausrechnung für seinen kranken Brüder bezahlen zu können.

Der Wagen entpuppt sich als Transformer Mirage (ein Stoner, im Original gesprochen von Pete Davidson), der mit den anderen Transformer aus dem Tiefschlaf erweckt wird, um die Reise auf den Heimatplaneten anzutreten – und zu verhindern, dass der planetenfressende Unicron mit seinen Terrorcons die Erde in Schutt und Asche legt. Als erstes muss Ellis Island dran glauben, die Insel vor New York, an der im 19. Jahrhundert die europäischen Immigranten landeten, um jenseits des Atlantiks den amerikanischen Traum zu leben.

Das infantile Mythenpuzzle der „Transformers“-Filmen ist aber gerade kohärent genug, um recht beliebige Plotpoints zu verbinden. Für eine echte origin story reicht es auch hier nicht ganz. Von Brooklyn geht es darum bald weiter nach Peru, wo in den Ruinen von Machu Picchu der Ursprung einer Zivilisation ruht, die alles Vorstellbare übersteigt. Es handelt sich dabei um riesige Robotertiere, die Maximals, die eine Hälfte des galaktischen Schüssels bewachen.

Die Autobots verteidigen an der Seite der Maximals die Erde. 
Die Autobots verteidigen an der Seite der Maximals die Erde. 

© Paramount

Im Dschungel findet das „Transformers“-Franchise dann auch zu sich, denn „Aufstieg der Bestien“ hat letztlich nur das Ziel, eine neue Produktlinie in das Hasbro Cinematic Universe einzuführen. Die Maximals sollen eine höher entwickelte Spezies darstellen (und so reden sie auch), aber man muss schon viel Toleranz aufbringen – und ein Herz für Tiere haben –, um diesen siebten „Transformers“-Film nicht für den toten Arm einer Kino-Evolution zu halten. 

Immerhin wirkt „Transformers: Aufstieg der Bestien“ wie ein großes Mea Culpa der Ära Michael Bay (inzwischen ausführender Produzent) mit ihren schon vor 15 Jahren unzeitgemäßen Sexismen und Rassismen. Dass ethnisch gelesene Akzente tatsächlich komplexere kulturelle Implikationen nach sich ziehen (vor allem wenn der Gegenüber von einem anderen Planeten stammt), wird mit einer klugen Pointe gekontert.

Aber „Hamilton“-Darsteller Anthony Ramos und die fast in jeder Szene hoffnungslos unterforderte Dominique Fishback haben als menschliche Spielbälle zwischen den außerirdischen Giganten nicht den Hauch einer Chance, sich zu behaupten. Nach dem deutlich kleiner und charmanter konzipierten „Bumblebee“ vor fünf Jahren (sozusagen der „E.T.“ in der „Transformers“-Reihe), skaliert Caple Jr. das Zerstörungspotenzial wieder im roten Bereich.

Zu allem Überfluss deutet die Post-Credit-Sequenz – ein Cliffhanger, den die Welt nicht gebraucht hat – bereits an, dass das Hasbro Cinematic Universe demnächst noch mit einem anderen Spielzeug-Franchise verschmilzt, das seit über zehn Jahren vor sich hindümpelt. So muss man vermutlich bis Mitte Juli auf Greta Gerwigs „Barbie“-Film warten, bis der Begriff intellectual property endlich mal erfüllt, was er verspricht.

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