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Forsthaus Strelitz, Berliner Chaussee 1, Neustrelitz, Tel. 03981 / 447135, Di–Sa ab 18, So ab 15 Uhr.

© Kai-Uwe Heinrich

Restaurantkritik: Forsthaus Strelitz

Aal mit Zwiebeln und Lakritz.

Möglicherweise ist die Grenze zwischen Meckpomm und Brandenburg gut fürs Kulinarische? In Fürstenhagen gibt es die „Alte Schule“ und nun das Forsthaus Strelitz, gleich südlich von Neustrelitz an der Bundesstraße. Wenzel Pankratz, der das alte, betont schlicht restaurierte Gebäude gerade wiedereröffnet hat, ist genau wie Daniel Schmidthaler, der Schul-Koch, viel zu ehrgeizig für Bratwurst und Brotzeit, aber er geht noch radikaler an die Sache heran, „brutal lokal“, wie das nun heißt.

Pankratz, der mal im „Facil“ in Berlin gekocht hat, holt sich also alles aus der Umgebung und verarbeitet es im puristischen Stil der nordischen Küche, und zwar auf einem mit Holz befeuerten Herd. Dabei kommen verblüffende Dinge heraus, die absolut nicht auf Gefälligkeit getrimmt sind und beim Gast Aufgeschlossenheit voraussetzen; dann aber machen sie großes Vergnügen zum bescheidenen Preis. Die Rapsblätter mit Blüten liegen gedünstet in einem kräftigen Sud mit weißem Balsamico, darüber gibt es gehobelte Scheiben von gereiftem Käse, den ein Nachbar aus Gouda-Kulturen macht. Der Aal vom Fischer in Kratzeburg liegt unter gedünsteten Zwiebeln, die einen Hauch von Lakritz mitbringen; die „Suppe von gerösteten Gemüsen des Tages“ könnte nicht weiter von einer althergebrachten Gemüsesuppe entfernt sein, denn es handelt sich um eine tiefdunkel angeröstete klare Brühe mit allerhand knackigen Einlagen, serviert in der Holzschale.

Zur marinierten Taubenbrust gibt es erste Radieschen und Rettichstreifen, die mit etwas Bärenfang-Likör gewürzt sind – das ist mir zu alkoholisch. Ganz köstlich fand ich dagegen das geschmorte Rind, verborgen unter dünnen Scheiben von Roten Beten und angeräucherten Würfeln, die ganz ohne die übliche Süße auskamen. Originell, aber auf Dauer doch ein wenig zu kontrastarm schmeckt das geschmorte Herz vom Maibock in ganz dünnen Scheiben, das in allerhand Varianten von der Pastinake verpackt ist – die begleitenden Sauerampferblätter vermitteln zu wenig Säurefrische.

Die kommt dann in einem kleinen, perfekten Vordessert zur Geltung, nämlich einem Sanddorn-Granité mit kandiertem Majoran. Und auch das Joghurteis mit Rhabarber und Gartenkräutern zeigt das Händchen des Chefs fürs Süße; alternativ gab es das „Sonnenberggedeck“, ein Stück würzigen Käse mit gedörrten Vogelbeeren und einem kleinen Marmeladen-Toast. (drei Gänge 25 Euro). Dazu wird ein Dutzend Weine angeboten, alle, stilistisch passend, vom Berliner „Nature-Spezialisten Holger Schwarz.

Das Ganze ist ein Experiment, dem ich viel Erfolg wünsche, weil so viel Können und Enthusiasmus drin stecken. Für hungrige Radlergruppen ist dies ganz sicher die falsche Haltestelle, und ich glaube auch nicht, dass der Chef eben mal für die Kinder Schnitzel mit Pommes brät. Hier geht nur: hinsetzen und die Küche machen lassen.

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