zum Hauptinhalt

Von TISCH zu TISCH: Il Porto

Sardische Fischsuppe und Eistorte.

Das Ristorante Il Porto liegt gut versteckt ganz in der Nähe des Trampelpfades aller Fußball- und Musikfans. Seit mehr als 35 Jahren tafeln vor allem Nachbarn im Innenhof der 70er Jahre Westend-Neubauten. Wo ursprünglich mal Tennisplätze und ein kleiner Pool Unruhe verursachten, stehen nun schon seit langem opulente Statuen, pittoreske Mäuerchen und ein von viel Holz und Laternen geprägtes Ambiente für jene Gemütlichkeit, die Familienfeiern erst die korrekte, generationenübergreifende Atmosphäre gibt. Cool geht anders, aber Mitte ist weit entfernt von dieser Oase im weiten Westen. An Pietro Piredda schätzen die Anwohner vor allem die Leidenschaft. Er hat sein Geschäft auch wirklich im Griff, empfiehlt routiniert „San Pellegrino“ als besten Kompromiss zwischen stillem und sprudeligem Wasser (0,5l=3 Euro) und bringt ohne weitere Umschweife eine 0,5er Karaffe seines sardischen Hausweins „Vermentino“ an (0,5l=10 Euro). Solchen Wirten kann man getrost die Regie überlassen, wenn man gerade nicht so genau weiß, was man selber eigentlich will.

Vorweg gibt’s Crostini mit Tomaten und Zwiebeln, Weißbrot und Riesenbrotchips, dazu Oliven mit Neonpickern. Mit elegantem Schwung werden sodann die Vorspeisen aufgetragen: Rinderfilet-Carpaccio mit Pfifferlingen und Parmesanflocken, hauchdünne runde Fleischscheiben, nicht völlig ohne Sehnen, aber gut inszeniert mit reichlich Parmesankäse (11,80 Euro). Überraschend zart sind die frischen Baby-Calamari „trifolati“. Mit Kräutern und Olivenöl vergleichsweise schlicht zubereitet, lagern sie zart besaitet auf einem Bett von Rucolablättern, die dankenswerterweise von den oft zähen Stielen befreit waren (11 Euro).

Ein Stolz des Hauses ist die Fischsuppe nach sardischer Art. Wie alle anderen Gerichte wird sie mit reichlich Pfeffer aus der großen Mühle bestreut. Allein der intensive, deftige Duft der orangefarbenen Suppe ist dazu angetan, den Appetit anzuheizen. Aus der Terrine lassen sich viele große, saftige Fischbrocken und auch Garnelen angeln, das ist überaus sättigend und definitiv nichts für Vampire (12 Euro).

Zweierlei Parfait gibt es zum Dessert, teils fruchtig, teils schokoladig und mit Himbeersauce serviert, dazu den absoluten Hit des Hauses, die sardische Eistorte, die mit Sahne, cremigem Eis, Schokostückchen und Biscuit jene leicht altmodische, aber sympathische Opulenz atmet, die das Haus prägt (6,50 Euro). Anschließend schmecken noch Cantuccine, gerade aus dem Ofen gezogen, warm und knusprig gut. Dazu passt der sardische Mirto voller Kräutergeschmack. Was mir besonders gut gefallen hat: Statt des in Mitte üblichen schnöseligen Hinweises „Tip is not included“ steht hier „Arrivederci e grazie“ auf der Rechnung.

Deren Rückseite zeigt lustigerweise einen 100 000-Lire-Schein. Eine Zeitreise in die 70er Jahre – mit frischen Zutaten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false