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Von TISCH zu TISCH: Pastis

Grüne-Bohnen-Salat mit confiertem Entenmagen

Dunkelrot ist die dominierende Farbe im „Pastis“. Das französische Bistro strahlt am U-Bahnhof Rüdesheimer Platz sein warmes Licht durch große Scheiben in die Gegend. An den Wänden lange rote Bänke, viel dunkles Holz im Entree und Orchideen. Die weißen Stofftischtücher schützen lässige Papiercover vor schnellen Flecken, die Servietten sind immerhin aus Stoff. Es sind im Wesentlichen zwei Leute, die das Lokal bespielen, der Restaurantleiter und der Koch. Trotzdem geht der Service erstaunlich ruhig, flott und effizient vonstatten. Dass der Restaurantchef nicht unnötig redselig ist, hilft sicher. Gerade in Kiezrestaurants erlebt man das auch schon mal anders. Hier hat man es ganz offensichtlich mit Profis zu tun. Der ausgezeichnete Cremant hat einen fruchtigen Geschmack nach Äpfeln, und die Olivenstückchen im krustigen Weißbrot schmecken angenehm heraus.

Der Salat Forestière ist mit gutem Balsamicodressing angerichtet, besteht überwiegend aus frischen Blattsalaten, Cherrytomaten, sehr schönen Pfifferlingen, blassen Croûtons und Speck (11,90 Euro). Ganz glatt und ohne Einlage kommt die Fischsuppe „Marseiller Art“ auf den Tisch, tief orange im Ton und überraschend gehaltvoll im Geschmack, eine fein verdichtete Variante des sonst verbreiteten Sammelsurium-Topfes. Dazu gibt es geröstete Baguettescheiben mit Speckwürfeln, Mayonnaise und geriebenem Käse (6,90 Euro).

Das Konzept dieses Restaurants wird schnell erkennbar: Gerichte so auszutüfteln, dass sie mit guten Zutaten und handhabbarem Aufwand so delikat schmecken, dass man am Ende mehr davon isst, als man eigentlich wollte.

Die Basis sind einfache Delikatessen aus der klassischen französischen Küche. Sie werden schlicht, aber gut zubereitet, wobei die Kombinationen auch nicht fantasielos sind. Kleine Gerichte wie der Salat von grünen Bohnen, Äpfeln, Walnüssen, geräucherter Entenbrust und confiertem Entenmagen oder das mit Sesamöl und Ingwer marinierte Ananas-Carpaccio mit gebratenen Riesengarnelen zeigen eine bekömmliche Modernität (jeweils 12,90 Euro). Auch die Linguine haben diesen verführerischen Geschmack, was daran liegen mag, dass sie mit einer Pastis-Tomatensauce zubereitet sind, also gewissermaßen als Aushängeschild firmieren dürfen. Dazu gibt es Tomatenviertel und zarte Garnelen (17,90 Euro).

Die französische Blutwurst ist auf grob gestampftem Kartoffelpüree angerichtet, drei Würstchen, von denen zwei aufgeschnitten sind, so dass sich der Inhalt über das Püree verbreitet. Karamellisierte Äpfel addieren einen süßen Geschmack. Das war gekonnt gemacht und hatte einen schönen, scharfen Nachgeschmack. Eine kleine Portion, nach der wir gefragt hatten, gab es leider nicht, da könnte man noch flexibler werden (16,90 Euro).

Zu beiden Hauptgerichten passte der rote und nicht zu schwere Hauswein, ein 2007er Dornfelder vom Pfälzer Weingut Dr. Bürklin-Wolf für 22,90 Euro. Die Weinkarte ist ansonsten europäisch orientiert und enthält für ein französisches Restaurant erstaunlich viele deutsche Sorten, was man nicht nur als Verbeugung vor dem guten Preis-Leistungs-Verhältnis werten muss, sondern durchaus auch als Kompliment für die Weinkultur nehmen darf.

Zum Nachtisch gibt es verschiedene Dessert-Klassiker und eine Idee, die wir unbedingt zur Nachahmung empfehlen: den Café oder Thé Gourmand. Das ist eine Tasse Kaffee mit einem schmalen Porzellanband voller winziger Nachtischhäppchen. Eine köstliche Crème Brûlée in einer Mini-Schale, ein manschettenknopfgroßes Stückchen Apfeltarte, ein Tortelett mit Karottenmarmelade und eine weiße Mousse (6,90 Euro). Das stillt den Hunger auf Süßes, der sich nach kräftig gewürzten Speisen oft ausbreitet, und beschwert den Magen nicht unnötig. Der Lehre, dass man beim Dessert nachholen soll, was vorher vielleicht versäumt wurde, dass man sich daran nämlich endgültig und richtig satt essen sollte, habe ich nie angehangen. Viel besser erscheint es mir, am Schluss noch mal einen pointierten kleinen Akzent zu setzen und die Gäste unbeschwert, aber mit einer intelligenten süßen Erinnerung auf der Zunge nach Hause zu schicken.

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