zum Hauptinhalt
Restaurant Pirates, Mühlenstra0e 78-80, Friedrichshain, täglich ab 10 Uhr.

© Mike Wolff

Von TISCH zu TISCH: Pirates

Algen-Spinat-Salat mit marinierten Garnelen.

Das „Pirates“ bietet sich geradezu an für skeptische Projektionen. Das riesige Lokal zwischen East Side Gallery und Oberbaumbrücke verfügt über reichlich Plätze für jede Wetterlage. Es ist nicht nur Restaurant, sondern auch Club, Eventlocation, alles Mögliche. Typische Touri-Falle, sollte man meinen. Aufmerksam wurde ich bei einem großen Empfang, der dort stattfand. Das Essen war überraschend gut, und das Ambiente ganz lustig. Bei Piraten denkt man normalerweise ja eher an Koje als an ein weiträumig loftiges Ambiente wie hier. Immerhin gibt es auch Sand und den Strand der Spree direkt hinterm Bullauge. Bis zu 1500 Leute können auf dem Piratengrund eine Fete feiern.

Das macht es für den normalen Restaurantbetrieb etwas schwierig. Denn natürlich ist die Konkurrenz in dieser Gegend groß, und selbst wenn, wie bei meinem Besuch, eigentlich ziemlich viele Gäste gekommen sind, verteilen die sich über die Räume doch so, dass es am Ende eher spärlich besetzt wirkt. Ob die fremden Sprachen, die da durch die Luft wirbelten, nun von Touristen oder Zuzüglern kamen, ist egal. Der Blick auf die Oberbaumbrücke und das benachbarte Hotelschiff, dazu die vorbeiziehenden Boote mit ihren immer aufwendigeren Lightshows schaffen eine sehr urbane, Berlin-typische Atmosphäre.

Tomaten-Mozzarelle-Suppe im Einmachglas

Man sitzt auf Bänken, zum Teil mit Rückenlehnen, alles ist in zünftigem Piratenholz gehalten, die professionell, flott und freundlich agierenden Kellner tragen das Logo auch auf ihren Hemden, sodass man sich streckenweise fühlt wie an der letzten Haltestelle vor der Systemgastronomie. Der Aperitif kommt schnell, interessanterweise wird die eher komplizierter zu mixende Caipirinha (8 Euro) vor dem einfach einzugießenden Prosecco (4,50 Euro) serviert. Je nachdem, wo man sitzt, variiert die Beleuchtung. Ich hätte mir das alles noch etwas heller gewünscht.

Gut schmeckte der mit Sesam bestreute Algen-Spinat-Salat mit marinierten Garnelen und Ingwer. Ein frischer, moderner Auftakt (10,90 Euro). Die Tomaten-Mozzarella-Suppe kam im stilvollen Einmachglas. Sie war richtig gut gewürzt, enthielt reichlich Mozzarella-Fäden und die Croutons gab’s extra, sodass sie nicht vorzeitig aufquollen (5,20 Euro).

Nach erfolgreichem Beutezug gibt es bei Piratens für die Crew natürlich ein Filet-Steak. Dieses war medium gebraten von ordentlicher Qualität, dazu passte angenehm weiche Kräuterbutter sowie eine Zeitungstüte gefüllt mit zweierlei Sorten Pommes. Allerlei knackiges Grillgemüse gruppierte sich ringsum. Man muss sich ja schließlich vor Skorbut schützen (29,90 Euro). Alltags wird auf hoher See vermutlich eher so was in der Richtung von „Ed der Fisch“ serviert. Zwei Stücke kross gebratenes, gleichwohl saftiges Zanderfilet lehnten an würzigem Wasabi-Kartoffelstampf. Möhren, Blumenkohl, geschmorte Zwiebeln gaben den gesunden Rahmen dazu (15,90 Euro).

Brownies und Vanielleeis

„Black & White“ sah als Dessert eigentlich nur Brownies und Vanilleeis vor. Auf dem schmalen Tablett fand sich in einem dritten Glas aber als Überraschungseffekt noch eine Kostprobe Erdbeer-Pannacotta. Die war ganz in Ordnung (8,50 Euro). Besser noch gefiel mir der Apfelstrudel mit dünnem Teig und einer reichlichen Füllung aus Äpfeln und Rosinen. Dazu gab es eine dicke, gute Vanillesauce und Vanilleeis von hochwertiger Industriequalität mit einem verspielten Keksröllchen (6,90 Euro).

Es hätten mich noch mehr Speisen gelockt, der Octopus-Burger zum Beispiel oder die Thunfisch-Apfel-Pizza. Aber da dies ein guter Ort ist, um Besuch auszuführen, wird es sicher nicht der letzte Ausflug dorthin gewesen sein.

Die Wasserpreise sind mit 6,50 Euro für eine Flasche Apollinaris zu hoch angesetzt. Besser im Preis-Leistungs-Verhältnis war der Grüne Veltliner „Austrian Pepper“, ein frischer, süffiger Begleiter zum Essen, und, wie es in der Ankündigung hieß, „wie Sissi und Franzl, nur schärfer“ (18,50 Euro). Da hatte ich fast schon eine Beigabe Chili befürchtet. Glücklicherweise schenkte man mir den Wein aber rein ein.

Zur Startseite