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Von TISCH zu TISCH: Vox

Sushi und Selleriecreme.

Der Empfang könnte ein bisschen dezenter sein. Vermutlich wegen der grassierenden No-Show-Plage muss man hier bei der Reservierung neuerdings auch noch den Vornamen angeben. Das sollte aber kein Grund sein, den gleich durchs ganze Lokal zu rufen. Wir wurden in die Nähe der Fensterfront geleitet mit der Begründung, dass die meisten Leute gern am Fenster sitzen. Der Blick in die große, offene Showküche mit dem riesigen blauflammigen Ofen im Hintergrund hätte uns zwar auch gereizt, ebenso die Nähe der unterschiedlich temperierten Weinschränke, aber die Aussicht auf den Potsdamer Platz hat durchaus ihre Vorzüge. Die hohen schwarzen Sofas sind schick, aber zeitweise ein bisschen unpraktisch, wenn nämlich zur Unzeit ein Ober dahinter hervorschnellt. Gewiss, das Servicepersonal ist professionell, alert und omnipräsent – vielleicht ein bisschen zu präsent. An der Sensibilität darf gern noch gearbeitet werden.

Eine gut sortierte Wein- und Getränkekarte gehört zu einem Restaurant dieser Klasse einfach dazu. Die Schorle aus frisch gepresstem Granny Smith und Sprudel ist zum Beispiel beim Mittagessen eine ganz erfrischende Alternative zum grünen Tee (5 Euro). Abends gibt es sogar Rat von einer Sake-Sommelière. Die Getränkepreise sind nicht unforsch, sowohl der Martini als auch das Bier schlugen mit jeweils 8 Euro zu Buche.

Uns fiel gleich auf, dass hier mit ordentlichen Portionen gearbeitet wird. Es gab also einen wirklich tiefen, viereckigen Teller voller Selleriecremesuppe mit Trüffelscheiben und rosigem San Daniele Schinken, alles schön separat serviert zum Selberkombinieren. Bei der Konsistenz der Suppe hatte der Koch Mut zum Kompakten bewiesen, da hätte fast der Löffel drin steckenbleiben können, aber der Geschmack war wunderbar (8 Euro). Sehr gut schmeckte auch ein Türmchen aus goldbraun panierter Aubergine und Gemüsecouscous auf Avocadowürfeln mit Pinienkernvinaigrette. Die zarten Joghurttupfer ringsum erzählten etwas vom hohen Anspruch der Küche, denn je ausgeprägter das Kunstempfinden des Kochs, desto zarter die nur angedeuteten Geschmacksspuren versprochener Zutaten (10 Euro). Das Vorspeisenprogramm war auf unterschiedliche Geschmäcker perfekt abgestimmt. Rinderfilettatar mit Curry, Ingwer und Koriander für modern sozialisierte Zungen, Nordseekrabben mit Apfel und Dill für den eher herkömmlichen Appetit. Es gibt fünf verschiedene Kombinationen von Sushi. Sensationell scharf war die Wasabipaste, wie gerade aus der Wurzel gekratzt, die brannte in der Nase wie ein Feuerwerk. Die drei Nigiri vom Lachs waren makellos mit dunkelorangenem, sehr frischem Fisch auf dem Klebereis, ebenso die drei Maki vom Thunfisch. Dazu gab es eingelegten Ingwer, Sojasauce und zu den Stäbchen rücksichtsvollerweise auch noch ein Besteck. Inzwischen soll es Leute geben, die aus lauter Mitleid mit den Regenwäldern auf den Gebrauch der hippen, hölzernen Einmalstäbchen verzichten und der Umwelt zuliebe auch bei japanischer Kost zu Messer und Gabel greifen (15 Euro).

Die Hauptgerichte bieten ansonsten ein solides Crossoverprogramm, Rinderfiletscheiben mit Wasabipüree und Wokgemüse oder auch Zander und Riesengarnele mit Erbsenrisotto. Ausgezeichnet gefiel uns die vegetarische Pasta, bissfeste Rigatoni mit Chili, Frühlingslauch und Tomaten, einem feinen Schaumsößchen und Mozzarella. Das klingt fast bieder, schmeckte aber richtig gut (13 Euro).

Wer danach noch nicht satt ist, dem bieten die umfangreichen Desserts eine gute Chance, Versäumtes nachzuholen. Die Crème brulée ist köstlich vanillig unter der harten Kruste, dazu gab es Ananassalat mit Piment d’Espelette und ein Guavensorbet, das dem Klassiker einen angenehm exotischen Touch verlieh (7 Euro). Die marinierten Früchte mit Zitronengras und Kirschsorbet waren wie ein bunter Wald auf dem Teller angerichtet, unterschiedlich hoch ragten Säulen von verschiedenen Melonen, Ananas und Kiwivierteln auf dem Teller empor. Zu deren Füßen verbargen sich vornehm makellose Erd- und Himbeeren, Blau- und Brombeeren, köstlich. Auch das Kirsch-Sorbet schmeckte fruchtig und war perfekt temperiert (9 Euro).

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