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Die Bread & Butter in Barcelona: Eine Messe wie ein Festival

In Spanien wurde die Bread & Butter zu einer Veranstaltung zwischen Rekord und Grenzenlosigkeit.

Der erste Gedanke war: Soll das wirklich eine Fachmesse sein? Wird hier tatsächlich Business gemacht? Oder ist das irgendeine neue Form von Festival? Man sah eine Bühne, man sah viele bunt gekleidete Menschen, Sand, Bars, Drinks, laute Musik, blauer Himmel. Nun verstand es die Bread & Butter ja von Anfang an, aus einer Modemesse ein Event zu machen, ein Spektakel, stets perfekt inszeniert. Jedoch fühlte es sich so an, als würde diesem Spektakel erst mit dem Umzug nach Barcelona der richtige Rahmen geboten. Von nun an konnten Karl-Heinz Müller und sein Team sich endlich richtig austoben, jetzt hatten sie den Platz dafür. Und die richtige Szenerie.

Das Areal der Fira de Barcelona kam so mächtig daher, so eindrucksvoll, im Vergleich wirkte das Berliner Äquivalent, die Kabelwerke in Spandau, geradezu mickrig. Mit einem Mal gab es eine 200 Hektar große Fläche zwischen der Plaça de Espanya und dem Montjuïc-Berg. Es war eine imposante Kulisse, die sich den Gästen darbot. Das gefiel auch den Nordeuropäern. Und so reisten auch sie in die katalanische Hauptstadt, obwohl man sich das ursprünglich anders gedacht hatte. So fand zunächst etwas zeitversetzt neben der Veranstaltung in Barcelona weiterhin eine in Berlin statt.

Die Bread & Butter sollte sich als die Modemesse für den europäischen Markt etablieren – mit zwei Standorten. Berlin als Anziehungspunkt für die nordeuropäischen Besucher und Aussteller, Barcelona für die aus dem Süden. Drei solcher Doppelveranstaltungen gab es. Die Besucherzahlen kletterten in diesem Zeitraum von 42 000 auf 83 000, die Liste der Aussteller stieg von 650 auf 950. Doch das Konzept ging nur halb auf, Barcelona war einfach zu attraktiv, auch für Nordeuropa, so dass man sich Anfang 2007 für die Konzentration auf den spanischen Standort entschied.

Und so war Barcelona die Stadt, wo die Bread & Butter ihre Größe und Relevanz erreichte. Das war nicht nur an den Menschenmassen zu erkennen, die sich wie bei einem Popkonzert von einer Halle in die nächste schoben, sondern auch an dem Schuhwerk der weiblichen Besucher. Töricht, wer mit zu hohen Absätzen anreiste, waren Blasen an den Füßen doch selbst bei einem knapp kalkulierten Streifzug über das Gelände unumgänglich. Alles war jetzt super large, was man auch in einem der Veranstaltungstitel aufgriff: King Size war das Motto der Bread & Butter im Januar 2008, als 1000 Aussteller und 100 000 Besucher kamen, die ungebrochenen Rekordzahlen der Messe.

Im Sommer wie im Winter war der Luna Park der Ort, wo man sich traf, geschwollene Füßen abkühlte – und versackte. In der Mitte der Messehallen unter freiem Himmel konnte man mit einem frisch gezapften Bier in der Hand oder einem Glas Champagner in einem XXL-Planschbecken umherwatscheln oder sich in den aufgeschütteten Sand legen, vor die Bühne, wo gerade eine Live-Band spielte. Der Luna Park war das Phantasialand, hierher wurden auch die besonders größenwahnsinnigen Aussteller verfrachtet, deren Vorstellungen in keine der Hallen passten. Die Jeansmarke Wrangler beispielsweise baute mehrmals ein dreistöckiges Konstrukt auf, das anmutete wie eine Mischform aus Baumhaus und Baustellenparty, von G-Star gab es ein gigantisches Zelt, in dem stündlich eine Modenschau veranstaltet wurde, was zu einem nervtötenden Soundclash mit der Musik der Luna-Park-Bühne führte.

An diesem Ort fand auch die wohl spektakulärste Eröffnungsfeier in der Geschichte der Bread & Butter statt. Vier an Baukränen befestigte Leinwände bildeten eine Art Kessel, in dem sich die Gäste befanden. Auf diese Leinwände wurde eine Video-Installation des belgischen Lichtdesigners Bjorn Tagemose projiziert, MTV-Legende Ray Cokes moderierte die Veranstaltung von einer Hebebühne aus, es gab Pyrotechnik und Musik der Rockband The Hives. Nun war natürlich jeder Messeauftakt spektakulär, schließlich geht es hier um die Bread & Butter, insbesondere seit dem Umzug nach Barcelona, doch dieser war schwer zu überbieten. Und so fragten sich alle: Was soll jetzt bloß noch kommen?

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