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Ihr Hochzeitsfoto veröffentlichte Hannelore Kraft nach der kirchlichen Hochzeit auf Twitter.

© privat/dpa

Hannelore Krafts Hochzeit: Ich bin eine Ikone, ich darf das

Hannelore Kraft hat es mit einem einzigen Foto geschafft, das Image, das sie sich über Jahre hinweg mühsam aufgebaut hat, zu zerstören. Das gelingt auch nicht jedem.

Politiker neigen gelegentlich zu nicht ganz nachvollziehbaren Entscheidungen, und Hannelore Kraft macht das gerade vor. Am Mittwoch veröffentlichte die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin auf Twitter ein Hochzeitsfoto von sich und ihrem Mann. Das Paar hat sein Ehe-Gelübde erneuert und glaubt nun, seine Freude darüber mit der Internetgemeinde teilen zu müssen. Entsprechend überschwänglich gibt sich dann auch die Braut im Begleittext zum Bild: „Was für ein wundervoller Tag! Nach 20 Jahren noch mal ,Ja‘!“

Mit weiteren Details zu diesem Ereignis hält sich die SPD-Politikerin leider zurück. Und provoziert somit eine Reihe von Spekulationen. Zum Beispiel zum Ort der Hochzeit. Vermutet wird die karge Landschaft wahlweise in der Nähe der Ruhr oder am Rhein. Oder gleich ganz woanders, nämlich in Friedrichshain. Direkt hinter der O2-Arena, wo Berlin laut Einschätzung der Kollegen von „Spiegel Online“ aussehe wie Warschau 1976. Wir hätten da einen ganz anderen Verdacht und plädieren an dieser Stelle einfach mal für Schwedt.

Fragen wirft jedoch nicht nur die Kulisse, sondern auch die Aufmachung der Brautleute auf. Die Dringlichsten: Wer hat ihnen die Outfits angedreht, und gab es bei der Anprobe keine Spiegel? Es ist uns bewusst, dass Politiker eigentlich nur anhand ihrer Programme und ihres politischen Handelns beurteilt werden sollten. Doch wer sich so weit aus dem Fenster lehnt und sein Hochzeitsfoto auf Twitter veröffentlicht, darf sich nicht wundern, wenn er aufgrund von Äußerlichkeiten bewertet wird.

Hannelore Kraft ist seit 20 Jahren verheiratet. Nun hat die Regierungschefin von Nordrhein-Westfalen erneut Ja gesagt.
Hannelore Kraft ist seit 20 Jahren verheiratet. Nun hat die Regierungschefin von Nordrhein-Westfalen erneut Ja gesagt.

© dapd

Die Wahrheit ist: Hätten Hannelore und Udo Kraft bei der Anprobe einen prüfenden Blick in einen Spiegel geworfen, hätten sie sich vermutlich für etwas anderes entschieden (gemeint ist hier die Kleidung, nicht der Partner). Warum sie ausgerechnet Weiß gewählt hat, wird vermutlich für immer ihr Geheimnis bleiben. Die Farbe trägt nicht nur auf, sondern steht zudem für Unschuld. Hinzu kommt, dass der Stoff an den Armen transparent ist, es sich bei denen allerdings nicht um die von Michelle Obama handelt. Stilsichere Menschen kaschieren ihre Problemzonen, anstatt sie zu betonen.

Das größte Augenmerk richtet sich jedoch auf die Schleppe, die im Wind weht wie ein Segel und für die es mindestens einen Träger bräuchte. Doch Pippa Middleton, die bei der Hochzeit von William und Kate Maßstäbe im Hinterhertragen von Schleppen setzte, war an diesem Tag offenbar indisponibel. Mit sozialdemokratischer Bodenständigkeit hat die flatternde Stoffbahn jedenfalls nichts mehr zu tun. Hannelore Kraft begeht somit den Schröder-Fehler, weil sie denkt: Ich bin eine Ikone, ich darf das.

Der Irritationen damit nicht genug. Auffällig ist zudem, dass der vergleichsweise bescheidene Brautstrauß am Revers des Bräutigams steckt und etwas unglücklich mit seiner Fliege kollidiert. Nur um sicher zu gehen, haben wir noch mal das Alter von Udo Kraft recherchiert. Der Mann ist 52. Wir wiederholen: 52! Dennoch sieht er in seinem Anzug aus wie ein 14-jähriger Konfirmand, der für das feierliche Ereignis von seiner Mutter eingekleidet wurde – in der Hoffnung, die Kombination könnte auch noch mal zum Abi-Ball getragen werden. Das Sakko ist an den Schultern viel zu breit und die Hose sitzt auch nicht optimal. Sie ist zu lang und legt sich auf den Schuhen in unschöne Falten.

Das Fazit fällt daher ernüchternd aus: Hannelore Kraft hat es mit einem einzigen Foto geschafft, das Image, das sie sich über Jahre hinweg mühsam aufgebaut hat, zu zerstören. Das gelingt auch nicht jedem.

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