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Mode: Berliner Stil: Lilli Mendelssohn - Gerettet aus dem Internet

Den leeren Laden hergeben kam für Lilli Mendelssohn nicht infrage. In ihrem Geschäft hat die Designerin gemerkt, dass das Bedürfnis, Material zu berühren, groß ist.

Den leeren Laden hergeben, das kam für Lilli Mendelssohn nicht infrage. Eigentlich brauchte sie nur den hinteren Raum, in dem sie ihre Werkstatt hat. Ihre feinen Stricksachen verkauft sie schon seit Jahren im Geschäft schräg gegenüber in der Pestalozzistraße 8. Dort ist Platz für Pullover in hellem Grün mit roten Streifen, eine Strickjacke in Türkistönen oder einen schwarzen Rock, der innen einen breiten roten Saum hat. In ihrer Werkstatt tüftelt sie mit ihrer Strickerin an neuen Modellen – die meisten entstehen hier.

Aber im vorderen Raum war Platz für Neues. Und da gab es etwas: In ihrem Geschäft hat die Designerin gemerkt, dass das Bedürfnis, Material zu berühren, enorm gestiegen ist. „Es verschwindet so viel ins Internet, und da kann man nichts anfassen.“ Deshalb hat sich Lilli Mendelssohn auf die Suche nach Dingen gemacht, die man in die Hand nehmen möchte wie die Mützen aus langflorigem Mohair von Reinhard Plank. Oder die mit bunt spuckenden Vulkanen bedruckten Seidenschals der Pariserin Céline Dominiak. Dazu kommen Teppiche, Schmuck und stumme Diener aus Holz.

Auch Lilli Mendelssohn selbst muss die Dinge immer wieder in die Hand nehmen, wenn sie sie vorzeigt. „Hübsch oder?“, sagt sie und hebt einen rot gepunkteten Becher in die Höhe – hergestellt in den 60er Jahren in einer sowjetischen Porzellanfabrik in Riga. Und damit man sich beim Betrachten viel Zeit lassen kann, hat Lilli Mendelssohn auch noch Martina Julien eingeladen, das Café „Ottenthal spezial“ in ihren neuen Laden zu verlegen. Jetzt gibt es auf jeden Fall bis zum 23. Dezember neben den schönen Dingen auch Leckeres von der Konditorin. Im nächsten Jahr soll es dann mit wechselnden Projekten weitergehen – erst zeigt sie Fotos, und dann will sie noch viele Designer aufstöbern, die genau so konzentriert an ihren Produkten arbeiten wie sie selbst.

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